Verstellschlüssel / Excelsior- und Rollgabelschlüssel
11.01.25, 10:08:31
stavblue0815
Drei Namenlose:
Diese Stücke tragen keine Markierungen, verkörpern aber schöne Rollgabelschlüsselvarianten, die man noch häufig finden kann:
Bild 1 und 2: Ein älterer Genosse mit Hammerfunktion, nicht zerlegbar, die Angel wurde mit dem Endstück vernietet. Gewicht: 421 Gramm, Länge 20,4 cm
Bild 3 bis 5: Der Sinn dieser Einkerbungen erschließt sich mir nicht wirklich, da beispielsweise auch viereckige Muttern von normalen Rollgabelschlüsseln erfasst werden. Doch ist diese „handschmeichelnde“ Variante noch häufig anzutreffen. Gewicht: 203, Länge 12,3 cm.
Bild 6 bis 9: Dieser große Helfer mit der doch eleganten Kontur hat interessante Schäden an einer Rollgabel. Zahlreiche Ausbrüche an derselben Stelle belegen einen spezifischen Einsatz jenseits der Belastungsgrenze dieses Stückes. Gewicht: 2933 Gramm, Länge: 35,9 cm.
Bild 10: Die drei Namenlosen im Größenvergleich
Ich habe einen KI-Bot von
chatGPT zu diesem Thema befragt:
„Ich habe den Verdacht, dass gerade ältere deutsche Werkzeuge aus dem 19. Jahrhundert keine Markierungen tragen, um den deutschen Ursprung zu verschleiern: War es doch lange Zeit England, das mit seinen modernen Stählen den deutschen Stücken lange Zeit an Qualität weit voraus reichte. Das sollte sich ein paar Jährchen später ändern…“
Interessant die Antwort des Bots:
„Das ist ein interessanter Punkt, den du ansprichst! Tatsächlich war es im 19. Jahrhundert so, dass die Werkzeugproduktion in Deutschland und England unterschiedliche Entwicklungen durchlief. England hatte in der Tat einen Vorsprung in der Stahlproduktion und -verarbeitung, was sich in der Qualität der Werkzeuge niederschlug.
Es ist möglich, dass einige deutsche Hersteller in dieser Zeit keine Markierungen an ihren Werkzeugen anbrachten, um den Ursprung zu verschleiern oder um sich von der Konkurrenz abzuheben. Mit der Zeit verbesserte sich jedoch die Qualität der deutschen Stähle und Werkzeuge erheblich, was dazu führte, dass sie international anerkannt wurden.
Wenn du mehr über die spezifischen Herstellungsverfahren oder die Geschichte bestimmter Werkzeuge erfahren möchtest, lass es mich wissen!“
Beste Grüße
Ferdinand
11.01.25, 10:56:41
Zietenhusar
Tolle Werkzeuge. :)
Bild 3 bis 5: Der Sinn dieser Einkerbungen erschließt sich mir nicht wirklich, da beispielsweise auch viereckige Muttern von normalen Rollgabelschlüsseln erfasst werden.
Eine mögliche Erklärung wäre, dass man die Mutter oder Schraube in einem anderen Winkel anpacken kann. Also nochmal um 45° versetzt. Macht sich gut an schwer zugänglichen Stellen.
Gruß,
Thomas
16.01.25, 19:43:13
stavblue0815
Danke Thomas, das ist eine gute Erklärung.
Nun zwei Exemplare mit der Markierung: „D.R.P.“ – Deutsches Reichspatent:
Das erste Stück hat die Form eines sehr großen Doppelmaulschlüssels: 2219 Gramm schwer und 38,2 cm lang. Er trägt neben der „D.R.P.a.“ Markierung dazu noch auf der anderen Seite die Markierung: „D.R.G.M.“. Zum Herstellerzeichen „JDEAL“ habe ich nur die deutsche Firma
Ideal gefunden, die 1899 gegründet wurde – und als Spatenhersteller bekannt wurde. Die Markierung „D.R.P.a.“ bedeutet
wohl: Deutsches Reichspatent angemeldet
Die Funktionsweise dieses Stückes beruht darauf, dass mit dem Gewinde in der Mitte gleichzeitig beide Schlüsselmäuler geöffnet oder geschlossen werden. Was mich etwas irritiert ist die „Verblombung“ der Schraube. Damit wird der Spielraum eingeschränkt und ein Zerlegen unmöglich. Gemäß der Regularien unserer ehrwürdigen Werkzeugsammlerzunft lasse ich diese „Verblombung“ bestehen – insbesondere da ich nicht ausschließen kann, dass dies herstellerbedingt erfolgte.
Das zweite Stück ist mit 203 Gramm Gewicht und 18,5 cm Länge wesentlich kleiner und in seiner Funktionsweise, wie ich finde, doch eleganter:
Bewegt man den Kopf entgegen der Pfeilrichtung, öffnet sich das einseitig gezahnte Schlüsselmaul. Lässt man den Kopf los, schließt eine Feder das Schlüsselmaul. Die Feder ist sogar so stark, dass sich der Schlüssel so festbeißen kann, dass er sich selbst trägt. Die Pfeilrichtung zeigt dementsprechend die richtige Zugrichtung an, mit der Muttern gelöst oder festgezogen werden können. Leider hat der gierige Rost nur die ersten beiden Buchstaben des Herstellers übriggelassen: „DO“ – vermutlich ein Dowidat. Diese Firma wurde 1919 gegründet und firmiert bis heute unter den bekannten Namen
Gedore.
Nachfolgend die Bilder beider Stücke:
Bild 1 und 2: Der Große im Ganzen
Bild 3 bis 5: Markierungen: „JDEAL“ „DRGM“ und „D.R.P.a.“
Bild 6 bis 8: Der Mechanismus
Bild 9: Die Verplombung der Schraube
16.01.25, 19:46:22
stavblue0815
Hier die weiteren Bilder:
Bild 10 und 11: Der Kleine im Ganzen
Bild 12 und 13: Der Pfeil und die Markierungen: „1/4 – 7/16“DO“ und „D.R.P.“
Bild 14: Blick auf die gezahnte Gabel
Bild 15: Der Bisstest
Bild 16: Beide im Größenvergleich
Beste Grüße
Ferdinand
16.01.25, 21:15:58
Zietenhusar
Hallo Ferdinand,
die sind ja beeindruckend. Solche Werkzeuge habe ich zuvor noch nie gesehen.
Vielen Dank für's Zeigen.
Gruß,
Thomas
16.01.25, 21:29:44
Ulan13
Ich kann mich Thomas nur anschließen, habe ich auch noch nie gesehen! Ist schon genial, wie viele Wege es gibt, ein Problem anzugehen und ein passendes Werkzeug zu entwerfen. Auch wenn sich die meisten dieser Ideen nicht durchsetzen. :D
Vielen Dank für's Zeigen!
19.01.25, 17:16:26
stavblue0815
Zum morgigen Amtsantritt eines gewissen Amerikaners passt die Vorstellung dieses "pipe-wrench" auf deutsch wohl: „Rohrschlüssel“:
Eine Zangenfunktion besitzt er nicht, aber mit 32,7 cm Länge und 1497 Gramm Gewicht scharfe Zähne. Der Hersteller heißt RIDGED, der 2023 sein
100-jähriges Bestehen feierte. Welche Bedeutung und Wertschätzung gute, altbewährte Werkzeuge für Amerikaner haben kann man an diesen Tattoo-Vorlagen ermessen, welche RIDGET auf ihrer Webseite für Ihre Werkzeugfangemeinde zur Verfügung stellt. Witzigerweise mit diesen Rohrschlüsseln als
Motiv.
Erfreut hat mich die noch vorhandene Sprungfeder mit Federspange. Vom vollständigen Zerlegen habe ich abgesehen, da ich Bedenken hatte die Sprungfeder mit dem Federblatt entweder zu beschädigen oder nicht mehr einbauen zu können. Daher blieb es beim Teilzerlegen. Das Stück weiß auch viel über sich zu berichten, nicht nur dass er aus Ohio stammt, patentiert ist samt Patentnummer, sondern dass er auch in Öl gehärtet wurde. Zuletzt geriert er sich noch als Schieblehre und gibt Maß in Inch an.
Nachfolgend die Bilder vom Stück:
Bild 1: Das ganze Stück
Bild 2: Teilzerlegt
Bild 3 bis 6: Die Markierungen:
„TRADE RIDGID MARK PAT 1727623 14“
„THE RIDGE TOOL CO ELYRIA OHIO U.S.A. 14”
“S-1-4 ALLOY STEEL OIL HARDENING 14``”
“12/34/1/114/112/2 RIDGID”
Bild 7: Reste des Herstelleraufklebers und Sicht auf die „Schieblehrefunktion“
Bild 8 und 9: Blick auf die Federspange und Sprungfeder
Bild 10: Kleines Stillleben: Des einen Schrott, des anderen Freud!
Beste Grüße
Ferdinand
19.01.25, 18:18:32
Ulan13
Sehr schön! Das letzte Bild gäbe ein wunderbares Plattencover für eine Heavy-Metal-Band ab! :D
Grüße vom Ulanen
19.01.25, 20:05:09
Zietenhusar
Krass :)
Vielen Dank für die Vorstellung.
25.01.25, 17:15:29
stavblue0815
Mein zweiter Mauser Doppelhersteller mit 24 cm Länge: diesmal mit der „Stoewer - Werke AG“. Das Unternehmen wurde 1858 von Bernhard Stoewer als Feinmechanik Reparaturwerkstatt im heute in Polen liegenden Stettin gegründet. 1916 firmierte die Firma als Aktiengesellschaft um. Nach Kriegsende wurden die Werke von der russischen Besatzung demontiert und endete damit die
Firmengeschichte.
Interessant finde ich die Nummerierung des Stückes: „256 X“. So eine Nummerierung mit einem X befindet sich auch an einen meiner S84/98 mit norwegischer Inventarisierung auf der Parierstange. Dessen Bedeutung würde mich schon interessieren – vielleicht verirrt sich ja einer unserer Spezialisten zu uns Werkzeugsammlern herunter und kann diese Frage beantworten. Weiter habe ich Fotos von zwei weiteren Varianten dieser Mauserschlüssel beigefügt: Mein bisher kleinstes Stück mit 14,5 cm und eine Variante ganz ohne Schnellverstellmöglichkeit mit 20,5 cm Länge. Beide haben ihre Läsuren, aber wer hat diese nicht.
Folgend die Bilder:
Bild 1: Das Stück im Ganzen
Bild 2 bis 4: Die Nummerierung „256 X“
Bild 5: Vergleich mit einem S84/98 mit norwegischer Inventarisierungsnummer auf der Scheide und der Nummerierung „NR 595 X“ auf der Parierstange.
Bild 6: Detailfoto von der Herstellermarkierung: „Stoewer – Werke AG“
Bild 7: Das Stück mit zwei weiteren Mauserschlüssel Varianten
Bild 8: Auf dem Rücken erfolgte Nummerierung „71“ des Mausers ohne Schnellverstellmöglichkeit
Bild 9: Schnellverstellfunktion des kleinen Schlüssels
Bild 10: bisheriger Stand der Mauserschlüsselsammlung
Beste Grüße
Ferdinand