Verstellschlüssel / Excelsior- und Rollgabelschlüssel
23.03.25, 00:36:56
stavblue0815
Dieser Amerikaner ist der „FITZALL-wrench“ – er verfügt über den fast selben Mechanismus wie das weiter
oben von Suhl hergestellte Stück mit dem Unterschied, dass anstatt einer Feder im Keil eine Schraube in der Manschette ein Abrutschen derselben verhindert. Den Fitzall-Verstellschlüssel hat die
Standard Wrench & Tool Company in Providence, Rhode Island hergestellt. Diese Firma existierte vermutlich nur eine kurze Zeit von 1911 bis 1913.
Seine typisch schwachen Markierungen sind Großteils noch lesbar, interessant, dass ihn zwei Patentierungsdaten zieren: der 09. Juni 1908 und der 26. April 1910. Vermutlich gelten diese für beide Varianten dieses Typs: Es gibt noch eine Version mit bezahnten Maul. Eine
Werbung von 1912 bildet beide dieser Schlüsselvarianten ab.
Nachfolgend die Bilder vom 24,1 cm langen und 671 Gramm schweren Stück, der Kleine von
oben durfte sich auch nochmal präsentieren:
Bild 1 und 2: im Ganzen
Bild 3: zerlegt
Bild 4 und 5: Fokus auf die Zähnchen für die Fixierung
Bild 6: Fokus auf die Federfunktion des Kleinen
Bild 7 bis 9: Markierungen: „0“, „DROP FORGED STEEL.“ und nur schwer leserlich: „TRADE FITZALL MARK PATENDED JUNE 9 1908 APR 26 1910”
Beste Grüße
Ferdinand
24.03.25, 15:40:19
stavblue0815
Dieser wohl über 100-jährige Ami gehört zu der Art der berühmten „Alligator-wrenchies“. Seinen Namen verdankt er seinem gezahnten Maul, das geöffnet einem Krokodilmaul ähnelt. Seine Feder war zu kurz geschnitten oder brach ab. Mit einem Stück Nagel konnte ich die Funktion des Federmechanismus wiederherstellen, auch wenn der Alligator sein Maul nicht mehr in ganz voller Spannweite öffnen kann. Mir war es wichtig, so wenig wie möglich zu verändern: So habe ich das letzte Federstück etwas begradigt und lediglich dieses Nagelstück unter die Feder geklemmt.
Die 1895 in Elgin, Illinois, gegründete
Elgin Tool & Socket Company stellte diesen besonderen Rollgabelschlüssel bis 1899 her, ab diesen Zeitpunkt übernahm die Star Manufacturing Company die Produktion. Die Fertigung dieser Stücke erfolgte von den späten 1890iger bis in die frühen 1900er. Das Stück trägt als Datum der Patentierung den 08. Juni 1897. Teile seiner Vernickelung sind noch erhalten, daher auch keine Bürstenaktion.
Nachfolgend die Bilder des 17,8 cm langen und 289 Gramm schweren Stückes:
Bild 1 und 2: das ganze Stück
Bild 3: zerlegt
Bild 4: Fokus auf den gestörten Federmechanismus
Bild 5 und 6: Reparatur mit einem eingepassten Nagelstück
Bild 7 und 8: Markierungen: "EXTRA JAW 25" und "THE ELGIN PAT. JUNE 8. 97"
Bild 9: Krokodil und Meerjungfrau schwimmen zusammen glücklich davon und wenn sie nicht gestorben sind, dann schwimmen sie noch heute!
Beste Grüße
Ferdinand
24.03.25, 18:25:52
Ulan13
Lustiges Teil, sieht irgendwie aus wie eine Hummerschere... :D
Vielen Dank für's Zeigen
Grüße vom Ulanen
25.03.25, 19:04:03
stavblue0815
Bei der Recherche zu diesen „Polly wrench“ bin ich auf das „
wrenchwiki“ gestoßen: ebenfalls so informativ und interessant wie hier auf das schon öfter verwiesene Archiv von alloy-artifacts.org, das ebenfalls über diesen Schlüssel zu berichten
weiß:
Diesen Polly-Schlüssel hat die Gellman Manufacturing of Rock Island, Illinois, hergestellt. Das Patent erhielt die Firma am 17.04.1923 – die Herstellung erfolgte schon seit dem 01.11.1922. Es gab drei verschiedene Größen: 6, 9, and 12 Inch mit den Nummern 61, 91, and 121. Dieser Pollyschlüssel trägt die Nummer 121 und hat entsprechend 12 Inch Größe. Das Design des Schlüssels sollte tatsächlich passend mit dem Markennamen einem Papagei ähneln. Ich habe nach diesen Recherche-Ergebnissen Polly freilich meinen Nymphensittichen vorgestellt, aber die wollten nicht mal aus dem Käfig, um ihn zu begrüßen. So bleibt Polly bei seinen metallenen Freunden.
So nett das Design, desto unpraktischer die Säuberung: Aufgrund der Vernietung ist ein Zerlegen unmöglich und die schmutzanfälligen Ritzen bleiben eben schmutzig. Ich hatte noch keinen Nerv hier mit Zahnstocher et cetera zu hantieren. Die Funktion ist relativ einfach: feine Zähnchen verhaken sich aufgrund einer Feder – mit Druck gegen die Feder lassen sich die Zähnchen trennen und die Gabel in die gewünschte Position schieben.
Nachfolgend die Bilder des 31 cm langen und 711 Gramm schweren „Papageis“:
Bild 1 und 2: Der ganze Papagei
Bild 3: Fokus auf den Schnabel
Bild 4 bis 6: Fokus auf die Funktion
Bild 7 bis 9. Markierungen: „DROP FORGED STEEL 12 IN.NO.121 PATENTED APR.17 1923.”, “GELLMAN MANUFACTORINGCOMPANY ROCK ISLAND ILL. U.S.A.” und “Polly”
Bild 10: Mäßiges Interesse der gefiederten Kollegen
Beste Grüße
Ferdinand
25.03.25, 19:30:08
Ulan13
geändert von: Ulan13 - 25.03.25, 19:30:34
Das Design des Schlüssels sollte tatsächlich passend mit dem Markennamen einem Papagei ähneln. Ich habe nach diesen Recherche-Ergebnissen Polly freilich meinen Nymphensittichen vorgestellt, aber die wollten nicht mal aus dem Käfig, um ihn zu begrüßen.
In der Tat eine frappierende Ähnlichkeit! Probier's einfach nochmal in der Paarungszeit! :D :D :D
Grüße vom Ulanen
26.03.25, 04:46:14
Zietenhusar
Cooles Teil. In der Verstellart ähnliche Schlüssel nutzten wir im Sanitärbereich.
...und die schmutzanfälligen Ritzen bleiben eben schmutzig.
In diesem Fall hilft entweder ein "bewegtes" Bad in Waschbenzin oder eines mit Ultraschall.
Hin und wieder erinnere ich mich an meine Zeit als Landmaschinenschlosser in den 1980er Jahren. Wir haben im Winter für Wartungsarbeiten fließbandartig
Exaktfeldhäcksler E 280 zerlegt, die Getriebe auseinander genommen und sie in eine Art Waschmaschine mit fettlösenden Mitteln und heißem Wasser gewaschen. Die Teile sahen hinterher aus wie neu.
Gruß,
Thomas
26.03.25, 16:47:50
stavblue0815
Ja so ein Ultraschallbad wollte ich mir auch schon länger für anderen Kram zulegen. Das wäre ein Anlass dafür, dieses Vorhaben umzusetzen. :p
Dieser „craft-wrench“ darf sich mit seinem Aussehen durchaus unter die Martialischen seiner Art einreihen: Sein witziges Design verdankt er seinen mir einmalig bekannten Mechanismus: das Verstellrad ist zugleich auch das gezahnte Gegenstück für das Maul dieses Rohrschlüssels. Eine relativ starke Feder lässt das Rad zurückschnellen und damit das Maul automatisch schließen.
Die
Craftsman Tool Company aus Conneaut, Ohio, hat diesen Rohrschlüssel hergestellt. Ursprünglich als die McLean Cream Separator Company zunächst 1907 in Ontario und 1911 in Detroit gegründet, firmierte die Firma mehrfach um. Allerdings liegen Anzeigen und damit Nachweise erst ab 1923 vor, welche die Nutzung des Namens als die Craftsman Tool Company belegen. Die Patentierung erfolgte von George Heckling am 12. November 1907.
Die
Herstellung dieser Serie liegt daher vermutlich im Zeitraum zwischen 1914 und entsprechend bis Mitte der 1920er Jahre.
Nachfolgend die Bilder des 22 cm langen und 485 Gramm schweren Stücks:
Bild 1 und 2: das ganze Stück
Bild 3 und 4: Fokus auf das Maul
Bild 5 und 6: Fokus auf den Federmechanismus
Bild 7 und 8: Markierungen: „THECRAFTSMANTOOLCo.CONNEUT.O.PAT.NOV.1907“ und „CRAFT 8 IN.“
Beste Grüße
Ferdinand
28.03.25, 18:21:39
stavblue0815
Zum Abschluss der von mir Dank Hilfe von HerzogtumAnhalt aus den USA erworbenen und hier vorgestellten Stücke stelle ich zuletzt zwei Kleine vor: Die sogenannten bicycle-wrenches. Die Fahrradschlüssel stellen aufgrund ihrer Vielseitigkeit durchaus ein eigenes Sammelgebiet dar. Ins Auge fallen dabei die amerikanischen Stücke, welche aufwendig bestempelt und gerne einen Nickelüberzug erhielten. Hier zwei klassische Beispiele ihrer Art, welche Frank Mossberg hergestellt hat:
Frank Mossberg erwarb sich im 19ten Jahrhundert den Ruf eines bekannten Erfinders und Geschäftsmannes in Attleboro in Massachusetts. Als schwedischer Immigrant, der 1882 in die USA einwanderte, gründete er 1889 im vorgenannten Ort die
Mossberg Manufacturing Company.
Nachfolgend die Bilder der Stücke, mit 122 Gramm Gewicht und 12,8 cm Länge (A-1) und 128 Gramm Gewicht und 12,7 cm Länge (Sterling):
Bild 1 und 2: die ganzen Stücke
Bild 3: Markierungen: „<M> A-1 MADE IN U.S.A. PATD. NOV. 13 00 PATD. MAR II.02 <M>“
Bild 4: Markierungen: „“STERLING“ <M> NO.1 <M> Manfd. By FrankMossbergCo. Attleboro.Mass.U.S.A. Pat.Nov.13.00.”
Bild 5: Kleines Rudel der Kleinen
Beste Grüße
Ferdinand
02.04.25, 17:25:46
stavblue0815
Dieser sehr archaische Rollgabelschlüssel mit Hammerfunktion und verdrehtem, vernietetem Stiel findet man noch relativ häufig. Zahlreiche Hersteller haben diesen Typ hergestellt, dieses Stück trägt allerdings keinen Namen, was für seine deutsche Herkunft spricht. Allerdings hat er auch seinen "Knacks" wegbekommen: einer der beiden Stiele ist zum Hammerstück hin angebrochen.
Nachfolgend die Bilder vom Stück mit 18,5 cm Länge und 405 Gramm Gewicht:
Bild 1 und 2: das ganze Stück
Bild 3: mit geöffnetem Maul
Bild 4: Fokus auf den Knacks
Bild 5: Fokus auf die Vernietung am Hammerstück
Bild 6: Fokus auf die verdrehten Stiehle
Beste Grüße
Ferdinand
21.04.25, 07:11:06
Zietenhusar
Ich wollte und brauchte eigentlich keinen weiteren Verstellschlüssel, aber dann dachte ich an unser spannendes Thema hier. Nun habe ich auch einen mit Holzgriff. Allerdings - und das verunsichert mich etwas - ohne Stempel. Da ich ihn nicht zerlegen kann, weil alle Verbindungen vernietet wurden, gestaltete sich die Reinigung und Pflege etwas schwieriger.
Schönen Ostermontag.
Gruß,
Thomas