Hessen-Darmstadt - Infanteriesäbel für Mannschaften 1826 nach französischem Modell
08.07.09, 21:04:51
limone
geändert von: limone - 27.10.13, 21:39:43
Hessen-Darmstadt - Infanteriesäbel für Mannschaften des Leibgarde-Regiments (1826-1868) nach
französischem Modell AN XI
Stempel auf Parierstange und Scheidenleder:
I. E 150:
1. (Großherzogl. Hessisches) Infanterie-Regiment (Leibgarde-Regiment), 5. Kompagnie (II. Bataillon), Säbel Nr. 150
Stempel auf der Fehlschärfe, Innenseite:
SOLINGEN und "nach links laufender Löwe", Außenseite:
P. KNECHT
Gesamtlänge: 75 cm (Scheidenleder ~1,5 cm geschrumpft)
Säbellänge: 73,5 cm
Klingenlänge: 59,0 cm
Klingenbreite: 3,6 cm
Klingenstärke: 0,9 cm
Tragehaken und Messingdrahtbefestigung der Scheidenbeschläge fehlen, Löcher Beschlag und Scheide jedoch deckungsgleich. Scheidenbeschläge mit mehreren umlaufenden Schmuckstreifen (siehe Fotos). Stempelung der Scheide nur mit Brandstempel auf dem Leder.
Die "Geschichte des 1. Großherzoglich Hessischen Infanterie- (Leibgarde-) Regiments Nr. 115 (1621-1899)" gibt an:
1820: "Die Sollstärke einer Kompagnie wurde auf 1 Capitain, (...) und 160 Mann, Summa 178 Köpfe festgesetzt."
1826: "Einführung eines neuen Säbels nach französischem Modell für die Mannschaften"
1868: "Einführung des Seitengewehrs neuen Modells."
(Bei der
dänischen Leibgarde wird dieses Säbelmodell als
"Leibgarden-Säbel M 1854" noch heute getragen, bei den Hessen ja seit 1868 nicht mehr...)
08.07.09, 21:15:18
limone
geändert von: limone - 22.11.10, 18:50:49
Stammliste des 1. Infanterie- (Leibgarde-) Regiments:
1621 errichtet als fürstliche Leibkompagnie Dreßler
1768 Leib-Regiment zu Fuß (Gießen)
1803 Leib-Garde-Brigade (Darmstadt)
1812 Leib-Garde-Regiment (ab 1816 Worms)
1830 1. Infanterie-Regiment (Leibgarde-Regiment) (ab 1871 Darmstadt)
1872 1. Großherzoglich Hessisches Infanterie-Regiment Nr. 115
Folgend noch drei Säbel-Fotos und das Bild eines Großherzogl. Hess. Garde-Infanteristen um 1830
Vgl.:
Carl Christian Freiherr Röder v. Diersburg, Fritz Beck: Geschichte des 1. Großherzoglich Hessischen Infanterie- (Leibgarde-) Regiments Nr. 115, Berlin 1899
und
Fritz Kersten, Georg Ortenburg in: Deutsche Gesellschaft für Heereskunde e.V. (Hrsg.): Hessisches Militär zur Zeit des Deutschen Bundes, Beckum 1984
sowie
Heinrich Ambros Eckert, Dietrich Monten: Das deutsche Bundesheer, nach dem Uniformwerk aus den Jahren 1835 bis 1843, Bearbeitung von Georg Ortenburg, Dortmund 1990.
09.07.09, 00:38:58
limone
geändert von: limone - 09.07.09, 00:49:32
Zur Farbe der Säbeltroddeln beim Großherzogl. Hess. Leibgarde-Regiment ab 1844:
09.07.09, 01:55:38
limone
Diese Troddel gehört also zu einem... :coffee:
09.07.09, 01:57:35
limone
:coffee: ...Unteroffizier des II. Bataillons.
09.07.09, 09:12:24
corrado26
geändert von: limone - 06.02.13, 01:30:14
....und hier, weil's den Soldaten zum Soldaten macht und einfach dazugehört, das Gewehr zum Infanteristen:
Hessen-Darmstadt
Schützengewehr M 1817/40/54UM, System Minié
Nussbaumvollschaft mit runder Kolbenbacke links. Eisenbeschläge bestehend aus drei rechtsseitig federarretierten Laufringen, Abzugs- und gefingertem Unterbügel, Kolbenkappe und flachem, s-förmigem Schlossgegenblech. Abzug mit württembergischer Stifteinrichtung und entsprechendem, einfach verschraubtem Unterlegplättchen. Riemenbügel am zweiten Laufring und am Vorderteil des Abzugsbügels. Runder, am Pulversack kantiger Lauf mit seitlichem Pistonsockel, dieser mit Reinigungsschraube. Bajonettwarze an der Laufunterseite, 26mm hinter der Mündung. Aptiertes Perkussionsschloss mit entsprechendem Hahn und Ruhrast. Quadrantenvisier mit gabelförmiger Klappe, Einteilung von 200-800 Schritt, Messingkorn auf Eisensockel zwischen den Bünden des ersten Laufrings. Seriennummer "
525." am Pulversack oben links. Herstellerbezeichnung "
KÖNIGL.WÜRT.FABRIK" auf dem Schlossblech außen, "
OBERNDORF" auf dem Lauf. Abnahmestempel "
Hessischer Löwe" auf dem Pulversack oben links. Truppenstempel „
II. G. 6.“ als Gewehr N°6der 7. Kompanie des 2. Infanterie-Regiments am Kolben rechts. Eiserner Ladestock mit Endgewinde und dem Spitzgeschoss entsprechend ausgehöhltem Setzkopf.
Gesamtlänge 1471mm, Lauflänge 1082mm, Kaliber 17,5mm, 5 Züge System Minié
Am 10. Oktober 1839 hatte der hessische Großherzog die Aptierung der glatten Gewehre französischen Musters seiner Schützenkompanien befohlen. Als Änderungsmuster diente die württembergische Perkussionseinrichtung, über die der großherzoglichen Regierung seit 1836 entsprechende Erfahrungsberichte vorlagen. Beim ersten gemeinsamen Manöver des 8. Bundesarmeekorps im Jahre 1840 waren die hessischen Schützenkompanien bereits komplett mit perkussionierten Waffen ausgerüstet und schon im Oktober 1841 waren die Zeughauswerkstätten in Darmstadt mit den Änderungsarbeiten an den Gewehren der Linieninfanterie fertig. Ende der 40er-Jahre wurden die Bestände durch neue Perkussionsgewehre aus der Württembergischen Gewehrfabrik Oberndorf am Neckar ergänzt. Diese Waffen wurden auf Wunsch des Großherzogs zunächst ohne Ruhrast geliefert, so daß diese Sicherheitsrast in den 50er-Jahren in den Zeughauswerkstätten Darmstadt nachgefeilt werden mussten. Nachdem man 1852/53 umfassende Versuche mit gezogenen Laufsystemen durchgeführt hatte, erfolgte 1853/54 in Oberndorf die Umänderung aller Schützengewehre und 1855/56 die der Infanteriegewehre nach dem System Minié. Insgesamt wurden in der württembergischen Gewehrfabrik Oberndorf 598 Gewehre zu je 2 fl.45 Kr. Auf das Minié-System umgeändert. Alle hessischen Minié-Waffen verschossen das gleiche Minié-Geschoß mit eisernem Culot, allerdings war die Pulverladung je nach Waffentyp unterschiedlich.
09.07.09, 09:13:38
corrado26
....und weiter gehts
Gruß
corrado26
09.07.09, 13:08:04
limone
geändert von: limone - 09.07.09, 13:09:01
Sehr schön, corrado26!
Jetzt fehlt nur noch das Bajonett, dann hätten wir die Bewaffnung komplett :)
Grüße
Carsten
15.07.09, 16:47:11
ulfberth
Großherzoglich Hessische Infanterie beim Bajonettfechten.
12.10.09, 20:08:55
limone
geändert von: limone - 30.10.09, 00:58:07
Ein weiteres Stück, insgesamt zierlicher, Klinge mit einem obenliegenden Zug, der Stempel auf der Fehlschärfe "nach links laufender doppelschwänziger Löwe" etwas größer und detaillierter als der obige Stempel.
Säbellänge: 71,8 cm
Klingenlänge: 58,4 cm
Klingenbreite: 3,0 cm
Klingenstärke: 0,7 cm
Zum Vergleich jeweils unten im Bild der anfangs im Beitrag gezeigte Säbel.
Grüße
Carsten
(Fotos durch die "Computer-Ersatzlösung" etwas "mit Pferd und Wagen" bearbeitet, aber wo ein Wille ist... :) )