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Deutschen Gesellschaft für Heereskunde e.V.
 
 

Zuordnung eines Löwenkopfsäbels - C.F. Höller, Solingen

original Thema anzeigen

 
11.08.16, 18:31:25

Mennicken

geändert von: joehau - 19.03.22, 21:59:35

Es geht um die Zuordnung eines Säbels aus der Erbschaft meiner Familie.
Die Waffe könnte von meinem Großvater( geb. 1866) sein, der als Zahlmeister u.a.
dem Feldart.=Rgt. Nr.45 zu Altona angehörte. Es handelt sich um einen Löwenkopfsäbel.

Länge: 93 cm einschließlich Griff
Klingemlänge: 80 cm

Im Griff scheint Fischhaut verwendet zu sein. Auf der Griffseite ist ein Wappen eingraviert.
Die Klinge ist im oberen Teil auf eine Länge von ca. 33 cm dekorativ ziseliert. Darunter
sind erkennbar: Frauengestalt, Adler mit preußischem Wappenschild und über dem Kopf
schwebender Reichskrone. Ganz oben auf der leicht gerundeten Rückseite ist eine Signatur:

C.F. Höller Solingen


Meine Erkundigungen bei dem Deutschen Klingenmuseum in Solingen und beim
Stadtarchiv Solingen haben nicht zu einer eindeutigen Zuordnung der Waffe geführt.
Das Klingenmuseum verweist darauf, dass der Schriftzug C.F.Höller, Solingen nicht
zu erklären ist, da ein Waffenhersteller unter diesem Namen in Solingen nicht
bekannt sei; wohl aber A&E Höller, F.W.Höller.

Die Platzierung und vor allen Dingen die Größe des Schriftzuges für eine Herstellermarke
seien sehr ungewöhnlich. Zu dem eingravierten Wappen, vierlatziger Turnierkragen,
konnte in den Wappenbüchern nichts gefunden werden. (Auch mir ist aus unserer Familie
dazu nicht bekannt). Vom Dekor ausgehend sei das Stück auf etwa 1900 zu datieren.
Der Adler mit dem preußischen Wappenschild spreche für ein preußisches Stück.

Auch das Stadtarchiv Solingen merkt an, dass die beiden bekannten Firmen Höller,
(die übrigens schon vor Jahrzehnten eingegangen seien) C.F. Höller nicht verwendet
haben. Die Gravur stelle wohl auch kein Firmenzeichen dar, dazu müsste es anders
gestaltet sein, bzw. ein weiteres Warenzeichen / Erkennungszeichen tragen, wie z.B. bei
J.A. Henkels oder der Dreizack bei Wüsthof.

Weil dieses Zeichen fehle, könnte es sich bei dem Schriftzug um eine Namensgravur des
Besitzers des Säbels handeln. Ich wäre sehr dankbar für Hinweise zur Zuordnung dieses Säbels.

J.B. Mennicken
12.08.16, 16:31:14

Zietenhusar

Ich habe die Fotos erhalten und dem Startbeitrag hinzugefügt.

Gruß,
Thomas
12.08.16, 22:21:45

Jagdsammler

Hallo zusammen,

die Problematik der Signatur "C. F. Höller" wurde vor Jahren bereits andiskutiert aber leider nicht zu Ende gebracht. Siehe hier:

http://www.deutsches-blankwaffenforum.de/topic.php?id=1872&

Interessant wäre ob unter den Parierlappen auf der Klinge noch was zu finden ist. Hier bitte mal nachschauen.

Gruß vom Jagdsammler
14.08.16, 10:44:36

Mennicken

Ich bedanke mich u.a. beim Administrator für seine Hilfestellung. Ich werde versuchen noch einige Fotos der Frage hinzuzufügen.
JBM
15.08.16, 13:04:39

Mennicken

geändert von: joehau - 19.03.22, 23:54:51

Aufgrund der verschiedenen Hinweise ergibt sich für mich nun folgendes:

Auf den Parierlappen sind keine Gravuren. Offen ist, was das Wappen mit dem vierlatzigen Turnierkragen auf der Rückseite der Montur zu bedeuten hat. Die Symbolik der darüber (leider nur schlecht) sichtbaren Gravur kann ich nicht deuten. Könnte es ein Bär sein? Gibt es dazu Anhaltspunkte oder Erfahrungen?

Interessant für mich ist, dass schon einmal über einen Säbel mit der Signatur: C. F. Höller in Solingen diskutiert wurde. Es fällt allerdings auf, dass die Schriftart sich von der auf meinem Säbel unterscheidet. Kann das darauf hindeuten, dass die Säbel jeweils als Einzelstücke in Auftrag gegeben wurden? In einem anderen Beitrag habe ich gelesen, dass bei der Einzelherstellung von Säbeln auch die Mode und das künstlerische Empfinden des Klingenherstellers und des Käufers mitspielen, wenn es sich nicht um eine detailliert reglementierte Ordonnanzwaffe, sondern um privat beschaffte Stücke handelt. Um in der Sache C.F. Höller weiter zu kommen, müsste man wohl in den Archivunterlagen zur Unternehmerfamilie Höller in Solingen recherchieren.
Die Ätzung im oberen Bereich der Klinge entspricht weitgehend Angaben, wie ich sie in verschiedenen Beiträgen im Forum gefunden habe: die Germania, Roland, Löwenkopf. Lässt sich anhand der Darstellung des Adlers und der darüber schwebenden Krone eine präzisere Angabe zum vermutlichen Zeitpunkt der Herstellung machen? Das alles spricht dann für eine Datierung um 1900.

Was könnte ich noch für Angaben zur besseren Beurteilung des Säbels machen? Für jeden Rat bin ich dankbar. Fotos habe ich noch einmal an den Administrator geschickt mit der Bitte sie in den Beitrag aufzunehmen.

Grüße an alle Beteiligten, Fotos folgen.

JB Mennicken
15.08.16, 17:10:22

ulfberth

geändert von: joehau - 24.10.21, 22:31:26

Bei einer Händlerinschrift muß nicht unbedingt Solingen der Standort gewesen sein. Das Klingenmuseum ist folglich hier nur bedingt der Ansprechpartner.
Die diesbezügliche Standartquelle "Deutsches Reichs-Adressbuch für Industrie, Gewerbe, Handel und Landwirtschaft" ist erst nach dem 1. Weltkrieg entstanden und dürfte somit auch keine Hilfe darstellen.

Bei einem Adelswappen könnte das Deutsche Adelsarchiv in Marburg weiterhelfen. Teilweise wird eine Bearbeitungsgebühr erhoben. Bei einem bürgerlichen Wappen ist nicht immer sichergestellt, ob es in eine Wappenrolle eingetragen wurde und somit auffindbar ist.


Bei diesem Offiziersäbel, welcher nicht eindeutig einer Waffengattung zuzuordnen ist, bleibt vieles spekulativ. Hier ist von Militär, über Zivilbehörden bis hin zu Vereinswaffen vieles möglich. Nur eben leider keine präzise Bestimmung.

Gruß

ulfberth
15.08.16, 17:42:19

mario

geändert von: mario - 16.08.16, 09:49:40

Ich habe von einen Forum für Wappen gehört (habe mich noch nicht weiter dafür interessiert)

Gruß Mario

15.08.16, 21:25:22

Jagdsammler

Hallo zusammen,

ich habe hier bereits folgende Sätze in den Raum geworfen:

"Interessant wäre ob unter den Parierlappen auf der Klinge noch was zu finden ist. Hier bitte mal nachschauen."

Leider wurde darauf nicht eingegangen. Daher frage ich noch einmal: Befinden sich irgendwelche Zeichen auf der Klinge unter den Parierlappen?

Diese Frage dürfte nicht allzu schwer zu beantworten sein.

Danke! Gruß vom Jagdsammler
16.08.16, 09:43:13

ulfberth

geändert von: ulfberth - 16.08.16, 10:47:50

Zitat von Mennicken:
... Der Adler mit dem preußischen Wappenschild spreche für ein preußisches Stück....
J.B.Mennicken


Leider nein. Wie bereits von Ihnen völlig richtig beschrieben, handelt es sich bei der Krone um die Reichskrone und folglich bei dem Wappen um das deutsche Reichswappen. Näheres dazu auch HIER

Was zumindest die Aussage zulässt, das der Säbel für den deutschen Markt bestimmt war und nach 1871 gefertigt wurde. :D

Leider läßt der Klingendekor bei einer privat erworbenen Seitenwaffe keine wirkliche Bestimmung zu. Weder dürfte die Wappenveränderung 1888 sofort in die Produktion eingeflossen sein, noch ist durch das Wappen eine Zuschreibung nach den Reichslanden oder den Schutzgebieten möglich. Wie beim Autokauf - der Kunde bestellt was ihm gefällt und bezahlen kann und will.

Gruß

ulfberth
16.08.16, 16:34:17

corrado26

geändert von: corrado26 - 16.08.16, 16:36:20

Meine soziale Ader kam heute zum Vorschein, so dass ich mir mal die Mühe gemacht habe, den kompletten Johann Siebmacher durchzuschauen. Zumindest zwei Familienwappen habe ich gefunden, die möglicherweise in Frage kommen könnten. Beides sind schwäbische Familien. Ob die Wappenbilder tatsächlich in Frage kommen, müsste weiter abgeklärt werden.
corrado26
 
 
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