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Brüniertes SG 98/05 ohne 1920

original Thema anzeigen

 
30.08.24, 13:47:40

stavblue0815

geändert von: stavblue0815 - 30.08.24, 14:04:54

Hallo zusammen, liebe Admins,

gerne dürft Ihr auch den Beitrag bei Bedarf an die passende Stelle verschieben:

Mein bisheriger Kenntnisstand: Die SG 98/05 waren ursprünglich blank und fanden nach dem WK1 mit der Stempelung 1920 weiter Verwendung und wurden dann auch brüniert. Soweit so gut, bis mir dieses Stück unter gekommen ist:

Foto 1 bis 3: Ein W 16 mit Revisions-Commission Stempel (RC), Hersteller Simson und Co Suhl, brüniert, aber trägt keinen 1920 Stempel. Die Muttern und Schrauben wurden nicht ersetzt.

Ich habe rechercheiert:

http://www.sigges-bajonette.de/Deutschland/weimar/weimar9805/9805fichtel18bruen/9805fichtel18bruen.html

Auf dieser Seite wird ebenfalls so ein Stück beschrieben, ohne 1920 Stempel und mit ebenfalls alter Montierung: Dort auf den Fotos kann man ebenfalls einen solchen "Brünierungsrand" Richtung Parierstange wie auf Foto 4 und 5 erkennen. Foto 6 zeigt wohl eine Waffennummer auf der Scheide.

Beste Grüße

Ferdinand
30.08.24, 17:09:51

stavblue0815

geändert von: joehau - 25.01.25, 04:35:25

Ich habe eine mögliche Antwort im Buch von John Walter "Das Deutsche Bajonett"
auf S. 94 Zweiter Absatz gefunden: "Das S 98/05 a.A. oder n.A. wurde nach dem
Krieg mit brünierten Stahlteilen bei der Polizei verwendet." und einen Absatz weiter:
"Das S 98/05 a.A. oder n.A. mit Datum, 1920 oder 1921, auf der Parierstange.
Ein Reichsseitengwehr."

Es gab also einmal die Verwendung nach dem Krieg bei der Polizei ohne Jahreszahl - wie
wahrscheinlich dieses Stück - und die Verwendung bei der Reichswehr, dann aber eben mit
1920 oder 1921 nach den Bestimmungen des Versailler Vertrages.

Wenn das hier schon mal diskutiert wurde, hänge ich gerne meinen Beitrag dann
entsprechend verkürzt dran.

Beste Grüße

Ferdinand

30.08.24, 17:56:21

AndyB

geändert von: joehau - 25.01.25, 04:53:12

Na ja, da haben wir einige Infos die nicht korrekt sind. Es gibt selbstverstaendlich
Polizei SG mit 1920 Stempel das ist die eine Sache. Dieses Stueck hat keine Polizei
Stempelung, deshalb kann man es schwer als Polizei SG bezeichnen. Dass es keine
'1920' gibt, spricht dafuer, das es vor alliierter Kommission versteckt wurde, und
spaeter ab 30iger Jahre wieder in Dienst gestellt wurde, dafuer spricht die Brunierung und
der Schlitz im Druecker. Diese umaenderung muss nicht mit Polizei zusammenhaengen.
Scheide ist 29 nummeriert das Bajonett ist wohl nicht, also die waren nicht von Anfang an zusammen.
30.08.24, 18:51:11

stavblue0815

geändert von: joehau - 25.01.25, 04:49:13

Vielen Dank für die Antwort und Information: Das ist ja eine interessante Deutung,
die ich auch witzig finde.

Ich hatte den John Walter so verstanden, dass die SG98/05 von der Polizei eben auch ohne
den 1920 Stempel verwendet wurden. Das geht allerdings aus dem Buch nicht eindeutig hervor.

Beste Grüße

Ferdinand
31.08.24, 08:44:31

AndyB

geändert von: joehau - 25.01.25, 04:50:13

Ja, es gibt auch Stuecke, die ohne 1920 Stempel in Polizei gedient haben.
Hier ist wichtig, dass es keine Polizeistempel hat.
31.08.24, 10:13:21

stavblue0815

geändert von: joehau - 25.01.25, 04:52:50

Zitat von AndyB:
Dass es keine '1920' gibt, spricht dafuer, das es vor alliierter Kommission versteckt wurde
und spaeter ab 30iger Jahre wieder in Dienst gestellt wurde, dafuer spricht die Brunierung
und der Schlitz im Druecker.


Ich habe jetzt nochmal nachgelesen und auch dazu einen Beleg für Deine Deutung gefunden:
so schreibt auch John Walter im o.g. Buch auf S. 94 zum 98/05:

"Viele dieser Seitengewehre kamen 1935-37 zur Behebung eines zeitlich begrenzten
Engpasses in der Zuführung von S84/98 zur Wehrmacht"

Und diese Stücke wurden dann grau brüniert und erhielten einen geschlitzten
Drücker - habe ich das so richtig verstanden?

Beste Grüße

Ferdinand
31.08.24, 10:26:39

AndyB

geändert von: joehau - 25.01.25, 04:54:04

Ja, es ist so, wie Du schreibst. Ich wurde sagen, dass schon frueher in NS Zeit
begonnen wurde, solche Stuecke zu nutzen, schon ab 1933, da sind auch Stuecke
die RLM Stempelung haben, wurden auch bei Luftschutz benutzt, gibt auch Stuecke
mit KM Stempelung.
04.01.25, 17:44:09

stavblue0815

geändert von: joehau - 25.01.25, 04:07:58

Hallo zusammen,

ich habe diesen Beitrag mal wieder rausgefischt, weil mir schon wieder so ein "Kamerad" untergekommen ist, ohne 1920 Stempel, aber mit später eingesetzten geschlitzten Drücker und Schrauben.

Diesmal ein SG 1894 / 98 n.A., das für mich mal wieder die Frage aufwirft: wurde es zeitgenössisch brüniert oder später mit Restaurations-/Konservierungsmitteln behandelt, wie wir das bereits bei diesem Stück vermuteten? Wie kann ich eine zeitgenössische Brünierung erkennen?

Dazu haben mir meine Bücher nichts sagen können. Im militaria-fundforum habe ich hier einen Beitrag dazu finden können.

Allerdings gehen die dortigen Hilfestellungen in diesen Fall fehl: Dort empfiehlt man auf Beschädigungen, Materialverlust et cetera zu achten. Allerdings handelt es sich bei diesen Stücken um bereits im WK1 gebrauchte Waffen, die später dann für die Reichswehr und Wehrmacht eben überarbeitet und dann brüniert wurden.

Nachfolgend Fotos vom Stück und von Vergleichsstücken:

Bild 1 und 2: vom ganzen Stück

Bild 3 und 4: die „misshandelte“ Scheide: als ob man einen „Österreicher“ aus ihr machen wollte.

Bild 5 und 6: Das Griffstück mit später eingesetzten geschlitztem Drücker und Schrauben

Bild 7: Klingenrücken mit schwer erkennbaren „W17“ und Abnahmestempel

Bild 8: Hersteller „GEBR.HELLER MARIENTHAL“

Bild 9: Brünierte oder phosphatierte Klinge?

Bild 10 und 11: Mit Vergleichsstücken mit unterschiedlichen Brünierungen, wobei der Zweite von oben, ein „Norweger“ (norwegische Inventarisierung an der Scheide), mit seiner violetten Brünierung freilich nicht im WK1 in Gebrauch war.

Bild 12 bis 14: Vergleich mit dem schon hier besprochenen Stück mit mutmaßlicher Phosphatierung


Vielleicht hat einer von Euch einen Tipp oder Hinweis, wo ich zu diesen Fragen
weiter recherchieren kann. Vielen Dank schon mal für eure Zeit und Mühe!

Mit besten Grüßen

Ferdinand
04.01.25, 17:45:16

stavblue0815

Hier noch die restlichen Bilder:
04.01.25, 18:40:04

M 71

geändert von: joehau - 25.01.25, 04:25:08

Vielleicht noch die Erwähnung, dass das 98/05 bis 1941 bei der Luftwaffe bei den
Bomberbesatzungen zur Überlebendsausrüstung gehörte.
Es gibt auch Stücke mit Stemplungen usw. bevor die LW Bordmachete eingeführt wurde.


Grüße M71
 
 
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