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Zietenhusar

(Supporter)

Anfang Juni diesen Jahres hatte ich die Gelegenheit diese Kopie eines englischen Säbels der leichten Kavallerie M 1796 näher zu betrachten. Er stammt vermutlich aus den frühen 1990er Jahren und findet bis dato in der Reenactment-Szene seine Verwendung. Die Herkunft ist mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit Indien.

Anders als bei den heutigen Kopien sieht man ihm die Nachbildung nicht sofort an. Die Klinge aus Federstahl ist handgeschmiedet und in den Details sehr gut gelungen. Form, Pfeilhöhe und Hohlkehle sind von einem Original nicht zu unterscheiden.
Die Hilze ist in der Form und Ausführung ebenfalls nicht schlampig gearbeitet. Die Hilze ist mit Echtleder bezogen. Faustbügel und Griffkappe sind in ihren Dimensionen ebenfalls sehr gut.

Mal abgesehen von den auf die Scheide aufgeklebten Fake-Lederunterfütterungen und der ungleichmäßigen Oberflächenoxydation erkennt man die Kopie an der allzu auffälligen Messingverlötung von Schleppblech und Trageringe. Der Querniet an der Hilze ist auch nicht optimal ausgeführt und das Leder ist als "neu" zu erkennen. Die Angelvernietung hätte ebenfalls ein wenig besser sein können, aber ist den erhalten gebliebenen nicht unähnlich.

27.12.23, 04:58:35

Zietenhusar

(Supporter)

Details von der Scheide.

Diese "Lederfenster" sind irgendwann später aufgeklebte Kunststofffolien.

27.12.23, 05:02:36

Zietenhusar

(Supporter)

Abschließend ein Direktvergleich mit meinem, ab diesem Zeitpunkt seit einigen Minuten ehemaligen Blüchersäbel. Der Besitzer der 1796er-Kopie wurde an diesem Tag Besitzer eines originalen 1811er.

Bei meiner ganzen Aktion mit dem Vergleichen, Fotografieren und Dummquatschen hat er mich gefilmt. Hoffentlich veröffentlicht er meinen Unfug nicht mal irgendwo. Schließlich habe ich mich dabei nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Und ich hoffe, er nimmt es mir nicht übel, dass ich ihn hier erwähne und abbilde. lachen

27.12.23, 05:09:37

Ulan13

(Mitglied)

Interessant, ich glaube aber, ich würde diesen Beitrag in der Rubrik "Kopien, Fälschungen, etc." besser ausgehoben sehen. Denn, seien wir mal ehrlich, solche Kopien, insbesondere mit den vorgeblichen Altersspuren, werden ja schon dazu geschaffen, nicht so versierten Sammlern/Anfängern eine Echtheit vorzugaukeln. Wie oft, beispielsweise, werden bei Egun gute und schlechte Kopien/Nachbauten diverser gesuchter Blankwaffen als echt angeboten. Ich sage nur "preußischer Infanteriesäbel M 1715" oder "Briquet"!
Daher ist Dein Vergleich, Thomas, mit dem falschen M 1796 zu einem M 1811 (echt) auch sehr hilfreich, gibt er doch dem interessierten Anfänger ein Kompendium an Vergleichsmöglichkeiten an die Hand.

Grüße vom Ulanen


27.12.23, 11:44:05

blacky21

(Mitglied)

Man sollte auch mal bei Etzy reinsehen.Eine Kopie ist z.Zt.dort im Angebot.

27.12.23, 11:57:35

schanzer

(Mitglied)

Zietenhusar,
danke fürs Zeigen, interessant

Gruß
schanzer

27.12.23, 15:50:52

Zietenhusar

(Supporter)

Zitat von Ulan13:
...ich würde diesen Beitrag in der Rubrik "Kopien, Fälschungen, etc." besser ausgehoben sehen.
Ich danke Dir für die Anregung. Dem bin ich nachgekommen, indem ich das Thema hierher kopiert habe. Das bedeutet, es ist nun in beiden Rubriken vorhanden und kann entsprechend separat besprochen werden.

Nebenbei bemerkt: Seitens der offiziellen Hersteller dieser Nachbauten liegt keine Täuschungsabsicht vor. Um den großen Bedarf dieser Waffe auf dem Markt zu decken wird er immer noch massenhaft hergestellt. Die Käufer sind in der Regel Reenactors und/oder Fechter. Aktuell wird der Hauptaugenmerk aber nicht mehr auf die optische Authentizität gelegt, sondern auf die Gebrauchsfähigkeit.

Beispiele:
Cold Steel ist ein Anbieter.
Windlass ist ein Hersteller.


28.12.23, 07:15:17

Ulan13

(Mitglied)

Daumen , Thomas!
Zur Täuschungsabsicht der Hersteller: Das mag ja sein, aber Du weißt selbst, wie leicht eine nachgemachte Waffe, durch gezielte Alterung, in ein vermeintlich "echtes" Stück verwandelt werden kann. Da will ich dem Hersteller selbst jetzt gar nicht mal etwas unterstellen. Beispiel: Die Frankonia-Waffen vergangener Zeit. Auch die hier von Dir vorgestellten Stücke würden natürlich im werksneuen Zustand kaum für authentisch gehalten werden. Aber lege das Teil mal ein halbes Jahr in den Garten, stempele es evtl. noch irgendwie und Du hast ein Eins-A-Replikat. Als Ausgangsmaterial sind solche Teile eben perfekt geeignet für Leute mit krimineller Energie.
Daher wäre ich dafür, bei solchen "Sammlerwaffen", wobei ich auch die Reenactment-Stücke dazurechne, das ganze eindeutig zu kennzeichenen.
Es ist doch so: Wenn ich ein Bild in der Manier von Rubens male, mache noch einen Antik-Firnnis drüber, nachdem ich es mit "Rubens" signiert habe, stecke es evtl. in einen antiken Rahmen und biete es auf dem Markt an, dann bin ich ein Kunstfälscher. Und das zu Recht! Nur bei Blankwaffen, da werden vom Gesetzgeber beide Augen zugedrückt (wozu er gerade in Deutschland ja sonst bei diesem Thema beileibe nicht neigt!) Mich macht das murrsinnig!
Na ja, aber vielleicht bin ich auch zu sehr Romantiker und glaube an das Schöne und Wahre... zwinkern

Grüße vom Ulanen

28.12.23, 11:41:47

Abdank

(Moderator)

Zitat von Ulan13:

Daher wäre ich dafür, bei solchen "Sammlerwaffen", wobei ich auch die Reenactment-Stücke dazurechne, das ganze eindeutig zu kennzeichenen.


Wo darf ich unterschreiben?!

P.S.: Ich finde die Scheide gar nicht mal so schlecht gemacht - die Lederaufkleber mal natürlich ignorierend. Die Messingverlötungen auf meinem Blücher und M1796 waren ähnlich. Siehe das Bild eines gereinigten M1811 Ortbleches.

28.12.23, 13:03:16
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