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Deutschen Gesellschaft für Heereskunde e.V.
 
 
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Hannes Buchmann

(User)

Liebe Community,
ich bin Archäologe und habe im Rahmen eines Projektes die Funde von der Burg Dagstuhl im Nordsaarland bearbeitet. Unter anderem fand sich dort der Griff eines Säbels. Ich konnte ihn bestimmen als russischer Infanterieoffizierssäbel Muster 1826. Die Burgruine wurde im 19. Jh. im Kontext der Burgenromantik von Octavie de Lasalle von Louisenthal (französisch-deutscher Niederadel) als Maleratelier genutzt. Diese Nutzung endete 1890. Meine Frage ist: wie kam ein russischer Offizierssäbel (der erst nach den napoleonischen Kriegen hergestellt wurde) in das Nordsaarland? Die Adelsfamilie hatte Kontakte zum preußischen und bayerischen Adel und wurde auch oft besucht. Aber weder Preußen noch Bayern hatten m. W. n. kriegerische Auseinandersetzungen zwischen 1826 und 1890 mit Russland. Was wäre also plausibel? Ein Geschenk eines russischen Offiziers (den wir nicht aus den Quellen kennen), ein Geschenk über mehrere Zwischenstationen, oder wurden solche Säbel verhandelt? Ich habe keine Informationen dazu gefunden, dass Preußen, Frankreich oder Bayern russische Waffen nutzten. Und, würde ein russischer Offizier seinen Säbel verschenken? Ich würde mich freuen, diesbezüglich Denkanstöße oder Informationen zu erhalten. LG, Hannes

21.12.23, 18:17:33

fritz1888

(Moderator)

Guten Abend,
Spannende Geschichte, aber mit Bildern wäre es einfacher, Ihnen zu helfen.
Was allgemeinhin als Modell 1826 bezeichnet wird, ist im Grunde ein französisches Modell von 1821, das sich auch in anderen Ländern, inkl. Russland, großer Beliebtheit erfreute. In Süddeutschland trugen z.B. badische Offiziere auch dieses Modell. Es muss also nicht unbedingt ein russischer Säbel sein. Sollten sie allerdings kyrillische Schriftzeichen auf der Waffe befinden, sieht die Sache wieder anders aus.
Bilder würden helfen, alles andere wäre Spekulation.
Viele Grüße,
Peter

21.12.23, 18:36:04

Ulan13

(Mitglied)

Daß ein Mitglied der Adelsfamilie in russischen Diensten stand, wie es im 18. und 19. Jhd. ja oft der Fall war, ist ausgeschlossen?
Verbindung französischerseits zum Krimkrieg wäre evtl. auch eine Möglichkeit.

Grüße vom Ulanen

21.12.23, 19:11:48

Hannes Buchmann

(User)

Zitat von fritz1888:
Guten Abend,
Spannende Geschichte, aber mit Bildern wäre es einfacher, Ihnen zu helfen.
Was allgemeinhin als Modell 1826 bezeichnet wird, ist im Grunde ein französisches Modell von 1821, das sich auch in anderen Ländern, inkl. Russland, großer Beliebtheit erfreute. In Süddeutschland trugen z.B. badische Offiziere auch dieses Modell. Es muss also nicht unbedingt ein russischer Säbel sein. Sollten sie allerdings kyrillische Schriftzeichen auf der Waffe befinden, sieht die Sache wieder anders aus.
Bilder würden helfen, alles andere wäre Spekulation.
Viele Grüße,
Peter


Bilder kann ich erst nach Neujahr nachreichen und muss sie zuerst runterrechnen, da sie zu groß sind.

Aber ich denke, die Information zum französischen Muster 1821 ist die Lösung, vielen Dank! Das ist ja tatsächlich mustergleich zum russischen Muster 1826. Der gefundene Griff hat keine Signaturen oder Punzen, die auf Russland hindeuten. Damit ist es viel plausibler, dass es sich um einen französischen Säbel handelt. Wobei es dennoch spannend bleibt, warum solch wertvolles Objekt entsorgt oder verloren wurde. Ich hatte Probleme damit, Informationen zu franz. Blankwaffen des 19. Jh. zu finden. Hast du Literaturtipps?

Gruß,
Hannes

23.12.23, 14:06:00

Ulan13

(Mitglied)


23.12.23, 14:13:40
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