B L A N K W A F F E N
DAS FORUM FÜR SAMMLER & INTERESSIERTE
unter dem Dach der
Deutschen Gesellschaft für Heereskunde e.V.
 
 
Autor Nachricht

Zietenhusar

(Supporter)

Quelle: Heimatmuseum Geithain

Nach dem Tod des Scharfrichters Karl Adolph Fischer 1839, der die letzte Hinrichtung 1824 in Borna vollzogen hatte, wurde das Richtschwert mit ins Grab gegeben. Bei der Umgestaltung des Kunigundenfriedhofes - einhundert Jahre danach - fand man es wieder auf.

Das Alter des Schwertes ist vermutlich im Zusammenhang mit der 1482 an die Stadt verliehene Halsgerichtsbarkeit, als deren Symbol es gilt, zu interpretieren. Reste einer Gravur lassen ein Rad auf einem Pfahl als Zeichen des Gerechtigkeitsvollzuges erkennen.

Letzte Hinrichtung 13. Mai 1824 an Raubmörder Johann Gottlieb Thiemig.


Irgendwann vor der Mitbeerdigung des Schwertes wird es neu gefasst worden sein. Die Griffzwingen sind sehr modern.
Leider wurde die Vitrine vor den Fenstern aufgestellt, so dass durch Gegenlicht weder die Betrachtung noch das Fotografieren des Schwertes Freude bereitet.

05.09.23, 22:46:41

Ulan13

(Mitglied)

Gruselig! Danke fürs Zeigen, Thomas.
Interessant ist immer wieder, wie unterschiedlich Metall korrodiert. Bei uns in Bingen beispielsweise wurden etliche Blankwaffen aus merowingischer Zeit gefunden (Saxe und Spathas), die ja erheblich länger im Boden lagen - ebenfalls als Grabbeigaben - aber dennoch wesentlich besser erhalten waren, als das hier gezeigte Richtschwert.
Also kommt es nicht nur beim Wein auf den richtigen Boden an. zwinkern Der Boden in Borna scheint demnachsehr ungeeignet für die Konservierung von Metall zu sein.

Grüße vom Ulanen

06.09.23, 10:37:05

Zietenhusar

(Supporter)

Zitat von Ulan13:
...die ja erheblich länger im Boden lagen - ebenfalls als Grabbeigaben - aber dennoch wesentlich besser erhalten waren...
Meine Vermutung ist, daß die älteren Grabbeigaben neben den Toten drapiert wurden, das Richtschwert vermutlich auf dem Henker. Dadurch eventuell die unterschiedlichen Erhaltungszustände.

Gruß,
Thomas

07.09.23, 18:12:50

Ulan13

(Mitglied)

Das spielt bestimmt auch eine Rolle. Allerdings ist so eine Leiche nach etwa zehn Jahren durch, d. h. das Schwert liegt dann bloß noch auf den Knochen, die ja aus Kalk bestehen und mit Metall nicht reagieren.
Der Boden spielt wohl doch die Hauptrolle. Man sieht das ja auch an den Friedhöfen. Im einen Boden vergeht der Körper ratz-fatz, in Lehmböden beispielsweise dauerts ewig, da kaum Sauerstoff an den Körper gelangt. Oder schau Dir die Moorleichen an, die werden regelrecht mumifiziert!
Doch ich werde mich da mal schlau machen und das Ergebnis dann hier mitteilen. Das interessiert bestimmt den einen oder anderen...

07.09.23, 20:46:05

Zietenhusar

(Supporter)

Der Henker sollte schnell verrotten und wurde entsprechend (christlich) unter die Erde gebracht.
Die anderen sind oft so begraben worden, als wenn sie weiter leben sollten. Die Grablegen waren entsprechend anders aufgebaut.
Schwerter die in Mooren oder Flüssen, also unter Luftabschluss gefunden wurden, sind auch noch besser erhalten geblieben. Noch besser erhalten sind die Teile aus edleren Metallen.
Es ist ein interessantes Thema.

07.09.23, 21:34:59

Ulan13

(Mitglied)

Absolut! Und gerade für uns Blankwaffenfreunde auch ein relevantes! Ist doch der Rost unser aller Feind.
Es ist genau wie Du sagst, unter Luftabschluß verzögert sich die Korrosion, was ja auch ganz logisch ist. Ist ja eine durch Sauerstoff bewirkte Oxidation des Eisens mithilfe von Wasser. Kein Sauerstoff - keine Oxydation.

07.09.23, 22:21:47

Abdank

(Moderator)

Zitat von Ulan13:
Knochen, die ja aus Kalk bestehen und mit Metall nicht reagieren.


Knochen enthalten tatsächlich viel Phosphat. Das könnte durchaus eine Bedeutung bei der Korrosion haben!

07.09.23, 22:58:41

Ulan13

(Mitglied)

Stimmt, das tun die. Allerdings wird beispielsweise dem Trinkwasser Phosphat zugesetzt, eben um die Korrosion der Leitungen zu verhindern. Demzufolge sollte auch diese Knochenbettung positiv auf das Metall einwirken. zunge raus

08.09.23, 10:39:26

Abdank

(Moderator)

Welchen Effekt das nun genau hat wird wohl von vielen Faktoren abhängen. Sehr wahrscheinlich unter anderem die Freisetzung pro Zeit pro Fläche/Volumen und das Vorhandensein von Reaktionspartnern.

08.09.23, 15:55:31

Zietenhusar

(Supporter)

Wenn das Schwert auf den Henker gelegt wurde hatte es beim Verottungsprozess eine Leiche unter sich und moderiges Holz von oben. Selbst wenn es neben ihm lag war die Situation nicht anders. Jetzt kennen wir die Bestattungsumstände nicht, vermute aber, daß man den "Handwerker" in keinen Zinnsarg beerdigt hat. Eine Gruft mag ich auch bezweifeln.

08.09.23, 17:37:45
Gehe zu:
Benutzer in diesem Thema
Es lesen 0 Gäste und folgende Benutzer dieses Thema:
Archiv
Powered by: phpMyForum 4.2.1 © Christoph Roeder