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Abdank

(Moderator)

Ein Juwel welches ich während meines letzten Urlaubes in Polen aufgespürt habe. Aus den Händen eines altgedienten Kurators und mit Brief und Siegel ausgestattet, gute Erhaltung und mit Scheide. Was will man mehr?

Ein klassisches Beispiel einer polnischen Karabela (Hier für den Einsatz im Gefecht, im Kontrast zu den eher dekorativen "Karabelas zum Kontusz") aus der Zeit um ca. 1700 - 1750.

Die Klinge ist von einer Form die an späte Klingen des 17. Jhd. erinnert, aber schon das Montmorency-Klingendesign mit den spezifischen Hohlkehlen ankündigt, zeitlich also guten Gewissens mitten in die erste Hälfte des 18. Jhd.
einzuordnen. Die Karabelaklingen des 19. Jhd. hatten oftmals ein freies Ricasso ohne Hohlkehlen für Widmungen.

Die ehemalige Rückenklinge hat eine Modifikation zu einem peri-zentrischen Ort durchgemacht und wurde damit für Stöße optimiert, alte und korrodierte Wetzspuren bestätigen die Nachträglichkeit. Feder und Hammer* sind vorhanden und geben der Klinge eine gute Balance.

Die Griffschalen sind aus gebeiztem Holz, evtl. Nussbaum und tragen die typischen Chevrons (Guillemets), hier viele und tief im Holz, welche sich auf Karabelas aller Epochen finden lassen, später jedoch tendenziell flacher und weniger wurden.

Die Niete zeigen auf einer Seite eine alte auspolierte Stufe, vielleicht dort einmal neu vernietet.

Passende Holzkern-Lederscheide (klassischerweise müsste es Birke und Rindsleder sein), die auf Grund der Dekorationsunterschiede evtl. älter als der eigentliche Säbel sein könnte. Der Säbel passt perfekt hinein, etwas Widerstand ist da - vermutlich auf Grund des arbeitenden Holzes. Das Leder hat sich etwas zurückgezogen und seine ehemals an die gewellten Ringbänder angepasste Form weitestgehend verloren.

Leute müssen sich lange Zeit verdammt gut um diesen Säbel gekümmert haben, wenn man bedenkt in welch Zustand manche Exemplare sind und dass die Besatzer jeglichen Waffenbesitz verboten und v.a. Blankwaffen in miserablen Umständen die Zeiten überdauerten mussten. Eine gekonnte Kopie/Fälschung kann ich nach u.a. praktischen Erfahrungen mit den besten Repliken der Nationalmuseen in Polen und eigenem Wissen um die Materie ausschließen.

Gesamtlänge 95 cm
Säbellänge 91 cm
Klingenlänge 78 cm




*Pariermaul: Damit ist die Öffnung im Parierelement gemeint in welche die Klinge gesetzt ist.
*Feder und Hammer: Übersetzung der traditionellen polnischen Bezeichnung für einen Yelman mit Stufe.

18.08.23, 22:04:10

Abdank

(Moderator)

Hier schematische Querschnitte. Die Verhältnisse stimmen nicht ganz, aber es gibt einen Überblick über die Klingengeometrie.

18.08.23, 22:13:11

Ulan13

(Mitglied)

Tolles Stück! Toller Zustand! Besonders auch der Klinge. Das an die Montmorency-Klingen erinnernde Design (Hohlkehle) findet man ja im 18. Jhd. auch schon recht früh beispielsweise bei Jagdplauten und Hirschfängern.
Gratulation und vielen Dank für`s zeigen! lachen

Grüße vom Ulanen

19.08.23, 10:43:24

schanzer

(Mitglied)

Schön anzuschauen, die Karabela

Mich würde einmal das Gewicht ohne Scheide interessieren?

Gruß
schanzer

19.08.23, 12:00:40

Abdank

(Moderator)

Zitat von schanzer:


Mich würde einmal das Gewicht ohne Scheide interessieren?

Gruß
schanzer


Hallo Schanzer,

das Gewicht ohne Scheide beträgt (analog gemessen und gerundet) ca. 425 g. Mit Scheide ca. 850 g.
Was die Eichung der alten Waage angeht bin ich etwas skeptisch, bei nächster Gelegenheit wiederhole ich die Messung.

19.08.23, 14:10:00

schanzer

(Mitglied)

Danke für das Gewicht.


Gruß
schanzer

19.08.23, 15:54:47

excalibur

(Moderator)

hallo abdank. vielen dank fürs zeigen. wäre es möglich, schöne bilder von den beschlägen und dem ortblech, vorne und hinten, zu zeigen. eventuell die ganze scheide hinten. vielen dank im voraus.

21.08.23, 10:12:45

Abdank

(Moderator)

Zitat von excalibur:
hallo abdank. vielen dank fürs zeigen. wäre es möglich, schöne bilder von den beschlägen und dem ortblech, vorne und hinten, zu zeigen. eventuell die ganze scheide hinten. vielen dank im voraus.


Hallo excalibur,
anbei die Bilder die ich gerade auf dem Rechner hab. Ich mache bei Gelegenheit eines von der gesamten Quartseite. Die Ringbänder dort sind undekoriert, lediglich das Ortblech dezent, aber das sah man ja auch von beiden Seiten.
Die schwarzen Residuen sind nach dankenswerter Rücksprache mit der Restauratorenabteilung der Rüstkammer Dresden, an die ich mich mit der Bitte um Hilfestellung wandte, wahrscheinlich die Reste einer Schwärzung die irgendwann allerdings auch Korrosion abbekommen haben.
Das Ortblech ist nicht mit einer üblichen Messinglegierung verlötet, das hier verwendete Metall ist deutlich kupferlastiger, wenn nicht reines Kupfer dem Aussehen nach (das bleibt zu klären).
Ich kann keine Lötstelle oder Fuge an den Ringen erkennen, vielleicht weiß jemand ob so etwas maskiert oder heiß zugeschmiedet wurde..?

21.08.23, 17:54:43

Abdank

(Moderator)

Das Bild sollte es bzgl. Rückseite auch machen!

21.08.23, 18:33:02

Zietenhusar

(Supporter)

Schöner Säbel und tolle Beschreibung.
Zitat von Abdank:
Das Ortblech ist nicht mit einer üblichen Messinglegierung verlötet, das hier verwendete Metall ist deutlich kupferlastiger, wenn nicht reines Kupfer dem Aussehen nach (das bleibt zu klären).
Um das genauer festzustellen bleibt allein ein dezenter Abtrag des Metalls an einer kleinen Stelle, denn die Farbe eines Lots kann sich über die Zeit aus chemischen Gründen auch gerne mal ändern, indem bei einer Korrosion bestimmte Metalle an der Oberfläche "Oberhand" gewinnen.
Zitat von Abdank:
Ich kann keine Lötstelle oder Fuge an den Ringen erkennen, vielleicht weiß jemand ob so etwas maskiert oder heiß zugeschmiedet wurde..?
Das wäre ungewöhnlich aber auch nicht ausgeschlossen. Aus welchem Material sind denn die Ringbänder eigentlich? Ist alles magnetisch?

Gruß,
Thomas

22.08.23, 07:26:20
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