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Deutschen Gesellschaft für Heereskunde e.V.
 
 
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Horsa

(Mitglied)

Ich denke es macht handwerklich auch einen Unterschied, ob man ein Gemälde restauriert oder eine Blankwaffe. Als Gemälderestaurator muss ich auch gut malen können, um Fehlstellen zu ergänzen. Ich muss mich mit Pigmenten, Farbanmischungen etc. auskennen. Je nach Material brauche ich aufwändige Geräte (zB Vakuumtisch). Da ist es schon deutlich einfacher, mit ausreichend Fingerspitzengefühl, etwas Geschick, Material- und Sachverständnis zB Flugrost von einem Gefäß oder Klinge schonend zu entfernen oder eine Drahtwicklung zu erneuern. Meine Gedanken dazu freuen

Viele Grüße
Andreas

04.04.23, 20:17:20

Ulan13

(Mitglied)

Na ja, das kommt drauf an. Eine wirkliche Restaurierung einer kostbaren Waffe kann schon auch sehr aufwändig sein und jeden "Heimwerker" bei weitem überfordern. Im Falle Deines Säbels beispielsweise könnte man das Gefäß öffnen, und das Griffleder komplett erneuern inc. Wicklung. Das ist nicht von Pappe!
Oder nimm Vergoldungen, die zu ergänzen sind, angebrochene oder fehlende Metallteile, die ergänzt werden, Scheiden, die neu angefertigt werden (allgemein Lederarbeiten), etc...
Dagegen ist das Reinigen so manches Gemäldes durch Abnehmen der Oberflächenfixierung eine relativ einfache, wenn auch zeitaufwändige Prozedur. (Im Gemäldebereich ist oft die meiste Arbeit das Beseitigen vorheriger, unsachgemäßer "Restaurierungen"!)

Zurück zu den Waffen: Schau sie Dir an, die völlig verschliffenen Klingen, die von jeder Patina befreiten und mit dem elenden Zaponlack überzogenen Messinggefäße. Das Internet ist voll davon! Völlig totrestaurierte Waffen, die nicht nur dadurch ihren Charme, sondern auch einen Großteil ihres Wertes verloren haben und das nur, weil irgendwer meint, er müsse eine alte Waffe "restaurieren"! Ohne jede Ehrfurcht von den zwei-, dreihundert Jahren, die dieses Stück auf dem Buckel hat.
Beispiel hier: https://www.youtube.com/watch?v=nbpYcjoy4Xc
Meine Meinung daher in den meisten Fällen: Konservierung ja, eine wirkliche Restaurierung nur in Ausnahmefällen!
Klar, ein bißchen "Entrosten" kann ja jeder... Hm, mit achtziger Papier und dann stellt sich auch noch raus, daß der vermeintliche Flugrost die original Schwärzung der Oberfläche war! Und zu guter Letzt die Schneide über die elektrische Schleifscheibe gezogen, das funkt so schön...
zwinkern

Ich weiß, ich habe das jetzt alles ein weinig überspitzt formuliert. Natürlich muß das alles jeder selbst entscheiden. Und auch wissen, was er sich zutraut. Indes, ich rate zur Vorsicht! Oberlehrer

Viele Grüße vom Ulanen



04.04.23, 22:43:34

Abdank

(Moderator)

Zitat von Ulan13:
Im Falle Deines Säbels beispielsweise könnte man das Gefäß öffnen, und das Griffleder komplett erneuern inc. Wicklung.


Während wir uns hier darüber unterhalten wo die scheinbar plausible Grenze für Amateure ist, gibt´s da draußen noch Leute die der Meinung sind das Gefäß (auch durch einen Restaurator) zu öffnen ist eine Kardinalsünde. lachen

Um ehrlich zu sein kann ich dieser Einstellung in manchen Fällen auch etwas abgewinnen.



05.04.23, 10:08:12

Ulan13

(Mitglied)

Zitat von Abdank:

Während wir uns hier darüber unterhalten wo die scheinbar plausible Grenze für Amateure ist, gibt´s da draußen noch Leute die der Meinung sind das Gefäß (auch durch einen Restaurator) zu öffnen ist eine Kardinalsünde. lachen

Um ehrlich zu sein kann ich dieser Einstellung in manchen Fällen auch etwas abgewinnen.



Ich gebe Dir recht, daher auch der Konjunktiv "könnte"! zunge raus

05.04.23, 10:36:40

corrado26

(Super-Moderator)

Prima, offensichtlich gibt es Leute, die wissen, um was es eigentlich geht

05.04.23, 11:14:49

Abdank

(Moderator)

Ich finde man sollte akzeptieren, dass Menschen auf eigene Faust handeln. Man muss das nicht gutheißen, man sollte es aber auch nicht aufs Schärfste verurteilen, das zeigt sich bspw. in meinem Metier ganz gut.

Wenn ein Patient zu mir kommt der sich mit Eigenbehandlung Schaden zugefügt hat, werde ich nicht wütend und verurteilend. Das bringt insgesamt: Nichts.
Es wird einem anderen nächste Woche wieder passieren. Und fast jedes Mal lernt der/die Betroffene daraus.
In beiden Fällen, Gesundheit und Blankwaffensammeln, geht es um ein endliches Gut das es zu schützen gilt. Die teilweise liebenswerte Eigenart von uns Menschen ist aber unsere Eigensinnigkeit. Man kann versuchen mit Aufklärung vor Schaden durch Eigensinnigkeit zu schützen und diese Aufklärung ist Pflicht der Profis.
Entfällt die Aufklärung und Anleitung (Ich kenne keine Internetquelle eines Museums o.ä. das über Handhabung mit Antiquitäten aufklärt) resultiert aus Eigensinnigkeit manchmal ein unwiderruflicher Schaden dessen Ursache nicht nur beim ausführenden Individuum zu finden ist.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass Menschen sehr davon profitieren, wenn man erklärt wie man was als Profi so macht und warum gerade deshalb Schaden abgewendet wird. "Ich Arzt. Du Patient. Patient still sein und Arzt machen lassen." gehört ins letzte Jahrhundert.

Viele Grüße

05.04.23, 13:22:56

fritz1888

(Moderator)

Zurück zu diesem Säbel!

Da der Säbel ja nun schon EUR 1300 gekostet hat, muss Horsa entscheiden, ob die zusätzliche Investition einer Restaurierung sich hier lohnt. Meiner bescheidenen Meinung nach steigert das den Wert des Säbels nicht unbedingt und für mich würde es bei der Konservierung bleiben.

Das Feedback vom Fachmann würde mich interessieren, denn man lernt ja gerne dazu.

Frohe Ostertage!

05.04.23, 13:35:25

Horsa

(Mitglied)

Zitat von Ulan13:
Na ja, das kommt drauf an. Eine wirkliche Restaurierung einer kostbaren Waffe kann schon auch sehr aufwändig sein und jeden "Heimwerker" bei weitem überfordern. ....



Da hast Du sicher Recht. Mein Vergleich hinkt hier. Man kann vielleicht die Reinigung einer Klinge mit der Abnahme und Erneuerung von Firnis auf einem Gemälde vergleichen. Beides kann von einem geübten Hobbyisten durchgeführt werden. Wohl gemerkt rede ich hier nicht von Laien, die mit Schleifscheibe an die Klinge oder mit einem Kratzschwamm und einem x-beliebigem Lösemittel an den Firnis gehen! Das nur Restauratoren etwas gut machen, halte ich für absolut falsch. Dazu habe ich schon zu viele, von Restauratoren verschandelte, Stücke gesehen, wo ein vorsichitiger und begabter Sammler sicher besseres geleistet hätte.

@ Fritz1888: Nein, der Säbel hat mich keine 1300€ gekostet. Das war das Stück von einem anderen user, welcher hier kommentiert hat. Vielleicht kurz dazu: wenn das Stück weiter rostet, hast Du vermutlich eine zu hohe Luftfeuchte in dem Raum. Eigentlich tut sich bei normalen Luftfeuchten von 40-55% nichts (es seidenn es ist ein Wasser- oder Bodenfund der noch entsprechende Salz- und Feuchtigkeitseinlagerungen unter einen dicken Rostschicht aufweist). Ansonsten würde ich das Stück mal mit Balistol o.ä. einölen. Dann sollte der Vorgang zumindest gestoppt sein.

Schöne Ostern Euch!


06.04.23, 18:36:42

corrado26

(Super-Moderator)

anbei ein Beispiel, was ein guter Restaurator zustande bringen kann. Zuerst das schlimm aussehende Objekt, dann das Ergebnis

07.04.23, 10:18:51

corrado26

(Super-Moderator)

weitere Fotos

07.04.23, 10:20:30
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