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Axel1704

(Mitglied)

Ich beschäftige mich schon einige Jahre intensiv mit dem Lederzeug (Säbelgehänge und Kartuschkästen) von Kavallerieoffizieren des frühen 19.Jahrhunderts. Wie Ihr ja schon sicher selbst festgestellt habt, werden solche Ausrüstungsgegenstände in der Fachliteratur nur am Rande erwähnt, und es ist äußerst schwierig, an genaue Informationen zu gelangen. Ich möchte daher versuchen etwas Licht in das Dunkel zu bringen und meine Informationen an Euch weitergeben.

Zuerst möchte mich mit den relativ gut dokumentierten Säbelgehänge für Offiziere der bayerischen Armee befassen. Oft wird ein Säbelkoppel oder eine Schließe nur wegen der vorhandenen Löwenköpfe als bayerisch deklariert, was aber nur in einem geringen Teil der Fälle zutrifft.

Das Säbelkoppel, das zu Beginn des 19. Jahrhunderts in der bayrischen Armee eingeführt wurde, war bis 1873 nur geringen Änderungen unterworfen. Die Abmessungen der einzelnen Bestandteile des Koppels blieben über den gesamten Zeitraum relativ gleich, deshalb sind sie für die genaue Bestimmung auch wichtig.


Die Löwenkopfschließe:

Die Löwenköpfe sind auf kreisrunden Schilden von 36mm Durchmesser aufgesetzt und von einem 3mm breiten Rand umschlossen. Die beiden Öhre zur Aufnahme des 30 mm breiten Koppelriemens haben ein Innenmaß von 33mm. Die bayerischen Löwenköpfe wurden immer gegossen und nie geprägt. Die Metallteile des Koppels waren bei der Kavallerie und Infanterie versilbert und beim Train und Artillerie vergoldet. In der Sammlung des Verfassers befindet sich auch eine Schließe aus massiven Silber (siehe Foto).


Der Koppelriemen:

Der Koppelriemen bestand aus 3 Leiderteilen die durch zwei Metallringe mit dem Innendurchmesser von 36 mm verbunden sind. An diesen Ringen wurden die Schleppriemen mit den Schnallen zur Befestigung an der Säbelscheide angebracht. Ab 1814 wurde bei den Ulanenoffizieren und ab 1818 bei allen Kavallerieoffizieren die Koppel mit einer 28mm breiten, silbernen Würfelborte versehen, die in der Mitte einen hellblauen Streifen aufwies. Bei Stabsoffizieren hatte die Borte zwei Streifen.

Die Artillerie und der Train bekamen eine goldene Würfelborte mit dunkelblauen Streifen.

Die Abmessungen der Originalstücke können etwas abweichen, aber meist nur um 1 oder 2mm. Sicher wurden diese Stücke von den Offizieren nach dem vorgeschrieben Muster privat beschafft, woraus sich auch Unterschiede im Detail ergaben. Aber anhand der oben aufgeführten Merkmale lässt sich bayerische Koppel relativ einfach identifizieren.

Falls weiteres Interesse an Informationen zu Säbelgehängen und Koppeln besteht, könnte ich gerne noch weitere Beiträge zu diesem Thema verfassen. Auch über Tipps und Informationen von Euch würde ich mich sehr freuen.



01.12.21, 17:19:35

Ulan13

(Mitglied)

Natürlich besteht an solchen Beiträgen Interesse! Vielen Dank für die Mühe! Völlig richtig ist, daß diese schönen Dinge relativ wenig dokumentiert sind. Leider! Meister

01.12.21, 17:33:08

joehau

(Mitglied)

Zitat von Axel1704:
... Oft wird ein Säbelkoppel oder eine Schließe nur wegen der vorhandenen Löwenköpfe
als bayerisch deklariert, was aber nur in einem geringen Teil der Fälle zutrifft.


Hallo Axel,

danke für den interessanten Beitrag! Ich würde gern weitere zu diesem
kaum behandelten Thema lesen. In der Tat ist nicht jede Löwenkopfschließe
eine bayrische. Mir fällt noch spontan die Schweiz ein, die eine fast gleiche
Schließe hatte. Die war anscheinend zu der Zeit in Europa 'in Mode'.

Gruß Jörg

01.12.21, 17:38:18

Axel1704

(Mitglied)

Zuerst möchte ich mich für Euer Interesse bedanken. Wie ich schon erwähnt habe, trugen in vielen Armeen des 19. Jahrhundert die Offiziere Säbelgehänge mit Löwenkopfschließen. In Deutschland ist dieser Schließentyp auch in Braunschweig, Hessen, Preußen und dem Königreich Sachsen verbreitet gewesen. Obwohl diese Stücke oberflächlich betrachtet sich gleichen, gibt es doch lokale Unterschiede die eine genaue Zuordnung möglich machen. Zu diesem Thema möchte ich noch zwei Bilder einer Löwenkopfschließe aus Sachsen einstellen die von der Firma Seyffarth gefertigt wurde. Die Seyffarths waren eine in Dresden ansässige Dynastie von Hofgürtlern im 19.Jahrhundert.

01.12.21, 18:40:00

Ulan13

(Mitglied)

Die Löwenköpfe waren ja zu dieser Zeit eh sehr beliebt, wenn ich allein an die ganzen diversen Löwen- (und Parder-)kopfsäbel denke!
An die Schweiz hatte mich der zuerst gezeigte auch zunächst erinnert, wie Jörg ja schon angemerkt hat. Es wäre hier schon sehr interessant, mal die verschiedenen Modelle der einzelnen Staaten (und Hersteller) vorzustellen.

Grüße vom Ulanen

01.12.21, 22:19:59

Axel1704

(Mitglied)

Ich werde in den nächsten Tagen noch einen kurzen Artikel über hessische Säbelgehänge einstellen. Vielleicht ist das für den ein oder anderen hilfreich.

02.12.21, 10:43:38

joehau

(Mitglied)

Zitat von Axel1704:
Vielleicht ist das für den ein oder anderen hilfreich.


Auf jeden Fall ! zwinkern

02.12.21, 18:53:33

Axel1704

(Mitglied)

Um meinen kurzen Bericht über bayerische Säbelgehänge zu
vervollständigen, möchte ich noch ein interessantes Fundstück vorstellen.

Es handelt sich um ein seltenes Säbelgehänge für Stabsoffiziere der
bayerischen Kavallerie. Anhand der Silberstempel auf der Schließe ist
eine genauere zeitliche Zuordnung möglich.

Es handelt sich bei der Stadtmarke um das "Münchner Kindl"
und die Beschaumarke des Silberschmieds Bartholomäus Maierhofer
(1773 Oberfinbach bis 1840 München). Die erste Zahl auf der
Stadtmarke lässt sich noch erkennen, es handelt sich um eine "1".
Also wurde das Koppel zwischen 1810 und 1819 gefertigt.

Das es sich um ein recht frühes Gehänge handelt, zeigt auch der direkt am
Ring des Schleppriemens befestigte Haken, der sogenannte „Entenschnabel“.
Später befand sich eine Kette zwischen dem Ring und dem Haken.



03.09.24, 17:39:06
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