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Axel1704

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Heute möchte ich Euch ein interessantes Säbelkoppel vorstellen, bei welchem sich eine eindeutig Zuordnung recht schwierig gestaltet. Das Gehänge kann man zweifelsfrei dem englischen Einflussbereich zu Beginn des 19. Jahrhunderts zuordnen. Typisch für die britischen Offiziersausführungen jener Zeit sind die ovalen Löwenköpfe der Schließe, sowie die mit einem Löwenkopf verzierte Schnalle zur Einstellung des Umfangs. Diese beiden Merkmale vereint sind meist nur bei Modellen der Briten und ihren Verbündeten anzutreffen.
Ein fast identisches Gehänge befindet sich im Royal Naval Museum in Greewich (Inventarnummer: UNI0112) und wird dort als „All officers or all officers below flag rank, undress sword belt“ um 1815 bezeichnet. Ein weiteres Gehänge dieser Art wurde mit einem Ehrensäbel, den der „LLOYD'S PATRIOTIC FUND“ 1806 den Mitshipman August Thompson verliehen hatte, im Auktionshaus Bonham 2007 verkauft. Nun gibt es doch einen kleinen, aber entscheidenden Unterschied. Alle diese Koppel haben keinen „Entenschnabel“ zum hochhängen des Säbels, das war bei den Marinesäbeln auch nicht üblich. Das vorliegende Stück hat jedoch einen solchen Haken. Demzufolge gehörte dieses Ausrüstungsstück einem Offizier der Landtruppen, eventuell wurde es auch erst während seiner Tragezeit später dafür abgeändert.
Die Provenienz des Stückes lässt aber auch noch eine zweite Möglichkeit offen. Das Gehänge war Teil eines größeren Konvoluts Braunschweiger Militaria aus dem frühen 19.Jahrhunderts. Bei meinen Recherchen habe ich auf vielen zeitgenössischen Abbildungen Braunschweiger Offiziere mit einem zumindest ähnlichen Koppeltyp gefunden. Das auffälligste an dieser Ausführung sind die Löwenköpfe auf den Verbindungringen zwischen Gurt und Schleppriemen. Da dieser Typus nicht sehr häufig vorkommt, ist der Wiedererkennungswert ziemlich hoch. Auch der bekannte Maler Beyer-Pegau stattet auf seinen Bildern die Offiziere mit dieser Variante aus. Ob er seine Inspiration für die Bilder von damals noch vorhanden Originalen bezog, kann ich leider nicht sagen. Es wäre sehr interessant zu erfahren, welche Quellen ihn für sein Werk zu Verfügung standen.
Nun könnte man zwar spekulieren, dass ein Offizier des „schwarzen Herzog“ während seines Aufenthalts in England dort dieses Koppel erworben hat und es später mit nach Deutschland brachte. Es ist zwar wahrscheinlich, aber beweisen lässt sich das natürlich nicht. Mir ist leider kein originales, braunschweigisches Säbelgehänge für Offiziere aus der Zeit vor 1815 bekannt. Auch in der einschlägigen Literatur habe ich keine korrekten Hinweise zu diesen Thema gefunden. Eventuell kann mir ein Leser diesbezüglich einen Tipp geben.


06.07.21, 13:42:35
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