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Jagdsammler

(Moderator)

Hallo zusammen!

Kürzlich erwarb ich einen Galanteriedegen aus der Zeit um 1770.
Das eiserne Gefäß weist florale Zierelemente auf. Die Vertiefungen zeigen Reste von Vergoldung.
Leider sind die Eisenteile stärker korrodiert. Die kupferne Griffwicklung mit den Türkenbünden ist jedoch noch gut erhalten.

Die zweischneidige Klinge hat einen sechseckigen Querschnitt und hat außer floralen Ätzungen noch ein überkröntes Wappen auf beiden Seiten der Klinge.
Um das Wappen ist der Gürtel mit dem Wahlspruch des Hosenbandordens gelegt.
Dieser lautet: Honi soit qui mal y pense (ein Schelm, wer Böses dabei denkt)
Unterhalb des Wappens sind noch einige Worte bruchstückhaft zu erkennen. Unter anderen auch der Wortteil: ORAN....

Mit diesen Informationen machte ich mich im Internet auf die Suche.
Der Wortteil ORAN deutete auf das Adelshaus Oranien hin. Daher suchte ich nach einem Oranier, welcher in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts lebte und Träger des Hosenbandordens war.

Recht schnell war geklärt, dass es sich um Wilhelm V. Batavus, Fürst von Oranien und Nassau sowie Statthalter der Niederlande handelte.

Er wurde am 08.03.1748 in Den Haag geboren und starb am 09.04.1806 in Braunschweig.
Er heiratete im Jahre 1767 Wilhelmine von Preußen eine Nichte Friedrich des Großen.

Bereits im Jahre 1752 wurde ihm die Ordenswürde des Hosenbandordens zuteil.
Durch den Tod seines Vaters wurde er schon mit drei Jahren Statthalter der Niederlande, zuerst unter der Vormundschaft seiner Mutter und ab 1759 dann unter Herzog Ludwig Ernst von Braunschweig.

Wilhelm hatte für Staatsgeschäfte wohl keine großen Ambitionen, so dass er 1795 vertrieben wurde und nach England flüchtete.
Seine letzten Jahre verbrache er in Braunschweig.
Sein Sohn Wilhelm Friedrich regierte dann aber als Willem I. Koning der Nederlanden von 1814 bis 1840.

Der ursprünglich sicher einmal noble Galanteriedegen kann auf Grund der Informationen somit dem weiteren Umfeld Wilhelms des V. zugeordnet werden.

Gesamtlänge: 870 mm
Klingenlänge: 705 mm
Klingenbreite max.: 28 mm

Viele Grüße vom Jagdsammler

03.05.21, 19:08:03

infanterieoffizier

(Mitglied)

Toll, damit ein seltenes Stück. Und das war sicher mal ein sehr schöner Galanteriedegen

04.05.21, 22:57:40

Ulan13

(Mitglied)

Gewiss ein schönes Stück! Allerdings weist eine recht große Anzahl von Degen aus dem Achtzehnten das Motto des Hosenbandordens auf (Ich habe selbst so einen), wobei sich mir darob die Frage stellt, ob die Besitzer dieser Degen tatsächlich auch stets den Orden besaßen, oder ob dieser Spruch einfach nur eine Moderscheinung war, wie ja auch andere beliebten Sprüche auf Degenklingen. verwirt

11.05.21, 12:00:45

Jagdsammler

(Moderator)

Hallo zusammen,
danke für Eure Reaktionen.

Lieber Ulan13, ja es wurde sicher gern auf Klingen verewigt. Hier jedoch lässt sich ein Bezug zu einem ganz bestimmten Ordensträger herstellen.

Wobei ich ausdrücklich nicht sagen will, dass genau dieser Degen dem Fürsten gehörte.

Die Ätzungen auf der Klinge nehmen jedoch genau auf ihn Bezug und das ist ja das Spannende dabei, dass das Stück sozusagen zu "sprechen" beginnt und man etwas über die Geschichte erfährt.
Ich hätte ohne den Degen wohl nie etwas über den Herren erfahren. Gut er war geschichtlich jetzt nicht so bedeutend aber er war dennoch ein Stück der Geschichte und ein Teil eines alten und noch heute bestehenden Adelshauses. Dazu gibt es auch noch die verwandtschaftliche Verbindung nach Deutschland.

Also als Fazit: Zustand leidlich, Geschichtlich befriedigend. zwinkern

Grüße vom Jagdsammler

11.05.21, 14:17:19

Ulan13

(Mitglied)

Es ist in der tat, eine schöne Sache, wenn sich das Stück dann zuordnen lässt. Leider beginnt nicht jedes Stück zu sprechen, wie interessant wäre es, wenn all unsere Schätze dies täten!
Ich mache das auch gerne und beschäftige mich nach einer Neuerwebung mit dem Umfeld. Man lernt immer was dazu.
Und die Oranier sind ja in der Tat eine interessante Familie, besonders eben wegen ihren Verbindungen nach Deutschland und auch nach England, wo wir wieder beim Hosenbandorden wären.
Was mir bei den niederländischen Degen besonders gefällt ist die häufige Verwendung von durchbrochenen Stichblättern. Sehr schön.
Und es ist natürlich richtig, der leidliche Zustand wird durch den Hintergrund aufgewogen... freuen
Noch viel Spaß an dem Stück wünscht der Ulan

11.05.21, 17:04:19
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