Meine erste (historische) Blankwaffe war dieses auf den Bildern zu sehende Faschinenmesser. Es handelt sich wohl um ein württembergisches M1829, das, wenn ich es richtig interpretiere, zum zweiten württembergischen Infanterieregiment, 2.Kompanie, gehörte. Waffenkammernummer 37. Die darunterstehende Zahl (wohl eine "8") kann ich nicht deuten.
Außer den auf der Unterseite der Parierstange eingeschlagenen Stempeln hat es noch welche auf der Klinge: Ein "G" und die Zahl "5821.", die wohl als Herstellerstempel anzusehen sind.
Länge (ges.): 60,5
Klingenlänge: 46,1cm
Gewicht:681g
Nun ein paar Anmerkungen zu der individuellen Geschichte der Waffe:
Französische Verwandte von mir hatten sich in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts einen alten Bauernhof in den Vogesen gekauft und diesen in ein Feriendomizil umgebaut. Neben einem riesigen Grundstück, das hauptsächlich aus einer von kleinen Bächen durchzogenen Wiese bestand und auf einer Seite von einem Morast begrenzt wurde, auf der anderen von einem Nachbargrundstück ohne Bebauung und schließlich auf der hinteren von einem Wald, der sich hügelan hinzog, gab es noch eine alte Scheune, bzw. ein Stallgebäude. Das Haupthaus wurde also umgebaut, während das Nebengebäude in etwa im Ursprungszustand verblieb. Der Bestitzer nutzte es als Garage für sein Auto, seinen Mähtraktor und als Werkzeugschuppen.
Nun befanden sich noch aus den Ursprungsbeständen des Bauernhofes etliche alte Gerätschaften landwirtschaftlicher Art dort, die auch von meinem Verwandten weiterhin genutzt wurden. Unter anderem auch dieses Faschinenmesser, das auf unergründlichen Wegen hier seine Bestimmung als Haumesser gefunden hatte.
In den achziger Jahren war ich als Jugendlicher in den Ferien dort und entdeckte dieses Faschinenmesser, hielt es aber aufgrund meiner jugentlichen Unwissenheit für eine Art Machete (was ja nicht ganz falsch war). Allerdings schätzte ich es schon als militärischen Ursprungs ein. Was ein Faschinenmesser ist, wußte ich nicht, hatte den Begriff auch noch nie gehört.
Ich nahm das gute Stück, welches arg verrostet war, von der Wandhalterung und lief damit in den Wald, um es mal "auszuprobieren". Wie erstaunt war ich, als ich feststellen konnte, daß das Teil kleine Birken und Weiden wie Butter zerschnitt! Ich war begeistert. Sowohl von der gefälligen Form als auch vom Nutzwert. Es war auch noch höllisch scharf und immer wieder nachgeschliffen worden. Also war es, seit es auf dem Hof war und seine aktive Militärzeit beendet hatte, immer noch in Gebrauch gewesen.
Klar, daß ich mich sofort in das Stück verliebte. Ich schaffte es auch, das Faschinenmesser meinem Verwandten abzuschwätzen und es mitzunehmen. Es hing zwar bei mir an der Wand, wurde allerdings auch öfter mal für Gartenarbeiten verwendet. Ich beließ es im Fundzustand und nutzte es weiterhin. Später nahm ich es sogar als Werkzeug mit nach Nordafrika.
Vor einigen Jahren dann, ich hatte noch nicht mit dem Sammeln von Blankwaffen begonnen, erfuhr ich durch Recherchen im Internet, was ich das eigentlich hatte.
Schließlich entrostete ich das gute Stück und erfreute mich fürderhin an ihm. Jetzt ist es endlich, nach so langer Zeit, vollends im Ruhestand. Und da hängt es nun an der Wand und dokumentiert durch seine lange Verwendungszeit die Brauchbarkeit von Waffen aus dem neunzehnten Jahrhundert, wenn auch entstellt durch Rostnarben und Gebrauchsspuren. Ein Stück Geschichte eben...