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corrado26

(Super-Moderator)

Ich möchte nichts zur Identifizierung des Säbels sagen, sondern nur zur Bedeutung der Wappen auf der Klinge.

"Dieu et mon Droit (Gott und mein Recht) ist seit Heinrich VI. der Wahlspruch des englischen Königshauses; er verweist deutlichst auf das vom König beanspruchte "Gottesgnadentum". Danach beugt sich der König nur dem göttlichen Recht, alle anderen haben sich seinem königlichen Recht zu unterwerfen.

Das "Honi soit qui mal y pense" ist das Motto des britischen Hosenbandordens, dem höchsten Orden in England.
Ich gehe davon aus, dass der Träger dieser Klinge einer der 25 Mitglieder dieses Ordens war. Damit war er nach den Ordensstatuten Adliger mit drei adligen Vorfahren mütterlicher- und väterlicherseits.
Gruß
corrado26

03.08.08, 11:54:32

limone

(Super-Moderator)

Um die Entstehung des Ordensmottos: "Honi soit qui mal y pense" ranken sich mehrere Geschichten. Eine überlieferte Version:

Einst soll die Gräfin von Salisbury, damalige Mätresse von Eduard III., dem Gründer des Hosenbandordens 1348, beim Tanz ihr blaues Strumpfband verloren haben. Der König band es daraufhin an sein eigenes Bein und rief auf Französisch das spätere Ordensmotto aus: "Ein Schelm, wer Böses dabei denkt!".

Zu den Insignien des Ordens gehört ein blaues Band mit dem Motto des Ordens, das von den Männern unter dem linken Knie (Bild 2: Der Duke of Marlborough in der Ordenstracht), von den (seit 1987 als Vollmitglieder zugelassenen) Frauen am linken Oberarm getragen wird.

Zuletzt aufgenommenes Mitglied: Prinz William (25).

Grüße

Carsten


     Fröhlich sein, Gutes tun, und die Spatzen pfeifen lassen...
03.08.08, 13:11:40

infanterieoffizier

(Mitglied)

Zitat:
Ich gehe davon aus, dass der Träger dieser Klinge einer der 25 Mitglieder dieses Ordens war. Damit war er nach den Ordensstatuten Adliger mit drei adligen Vorfahren mütterlicher- und väterlicherseits.


Jeder britische/englische Offiziersdegen aus dieser Zeit trägt wie bei dieser Klinge das Wappen mit dem Sinnspruch. Der Sinnspruch ist Teil des Wappens. Damit hätten wir einige tausend Ordensmitglieder...ich halte es daher für völlig unwahrscheinlich, dass der Träger der Klinge Ordensmitglied war



03.08.08, 15:27:50

limone

(Super-Moderator)

Ein nettes Motto für ein Staatswappen - very british!


     Fröhlich sein, Gutes tun, und die Spatzen pfeifen lassen...
03.08.08, 16:45:04

Zietenhusar

(Hausmeister)

Das Gefäß ist eindeutig französischen Stils.
Wer das Buch "Blanke Waffen" (Emil Vollmer Verlag) vorliegen hat, findet gleich mehrere Waffen mit identischen und ähnlichen Gefäßen. Ich behaupte mal, daß der Säbel nach den Befreiungskriegen hergestellt wurde. Der damalige Tenor war, soviel wie möglich an den großen Sieg über Napoleon zu erinnern. Trotz allem Patriotismus fand der Stil französischer Blankwaffen weltweit regen Gefallen. In Solingen begann man mit der Produktion von, man kann fast sagen, "Prunkwaffen", für die Offiziere. Dermaßen reichlich verziert, weit weg von der Norm. Ein Auge warf deshalb Rußland auf die deutsche Klingenproduktion.

OT an: Ab ca. 1820 wurde in Rußland ordentlich Werbung für den Standort Slatoust als Waffenschmiede gemacht, und etliche Solinger Schmiede abgeworben. Die deutschen Schmiede haben sich in ihrer neuen Heimat geradezu mit ihrer Kunst überschlagen. Wenn man mal in das (gar nicht so teure) Buch "Stahl Glanz Gold - Zlatouster Prunk-Klingen aus der Zarenzeit" (Ardey Verlag, Münster 2000) schaut, gehen einem fast die Augen aus. Die dort hergestellten Waffen sind überaus hochwertig und haben einen "Mischstil" deutscher und französischer Blankwaffen aus der "alten Zeit", gepaart mit neuen Elementen.
OT aus.

Jetzt stellen sich (nicht nur) mir, bei der hier zur Diskussion gestellten Waffe, folgende Fragen:
1) Kommt das Gefäß aus deutscher Produktion, oder wurde hier eine "Feindwaffe" als Teilespender benutzt?
2) Schnupperte der Käufer/Auftraggeber gerade zu der Zeit um 1820 in die Produktion der deutschen Schmiede im russischen Standort und fand Gefallen am Angebot?

Nach nochmaligem Durchschauen der mir vorliegenden Literatur habe ich keine ähnliche Waffen in dieser Konstellation (Klinge - Gefäß) gefunden. Ich gehe aber von der Zusammengehörigkeit der Komponenten aus, selbst wenn der Inhalt meiner ersten Frage hier zum tragen kommt.

In meinen Augen ist die Zusammenstellung eine Geschmacksrichtung des Trägers gewesen, bzw. handelt es sich gar um eine Geschenkwaffe.

Gruß,
Thomas

03.08.08, 16:49:54

le Hussard

(Mitglied)

Zitat von Zietenhusar:
...ich äußere mal die Vermutung, daß dieser Säbel für einen russischen Offizier hergestellt wurde....


Zwar haben die russische Offiz. bei den BW etwas Spielraum, aber so viel auch nicht. Kein russisch. Offizier dürfte ein BW mit engl. Wappen getragen, auch bei eng. Offiz. in russischem Dienst dürfte so was nicht passieren.


Grüße
le Hussard

homo privatus

Ich suche französische Degen aus der Zeit bis 1870
06.08.08, 11:37:39

Zietenhusar

(Hausmeister)

Zitat von le Hussard:
Kein russisch. Offizier dürfte ein BW mit engl. Wappen getragen,...


Vielen Dank für den Hinweis. So sehe ich das auch.

Meine anfängliche Vermutung stützte sich nur auf das erste Bild vom Säbel. Ein Wappen war zum Zeitpunkt meiner Antwort noch nicht zu sehen und wurde erst später, nachträglich, eingestellt.

Gruß,
Thomas

06.08.08, 14:19:36

limone

(Super-Moderator)

Zitat von Felsen (Brief):
Der "englische" Säbel, den ich für einen "Trade" Säbel (Marketänderware) mit solinger Klinge halte, hat keine 'Rose' am Klingenrücken. Da ist nichts und da war nichts - Steckrückenklinge! Ich habe das Ding Mitte/Ende der siebziger Jahre gekauft. Hing ein Zettel dran: Feldwebel soundso, schleswig-holsteinische Armee. Solchen Papieren traue ich nicht von hier bis an die gegenüberliegende Tischkante. ... Vielleicht hing der Zettel schon länger an dem Säbel. - Kennen Sie die Geschichte von Blök B.? Man sollte Romane über die Sammelei schreiben!...



     Fröhlich sein, Gutes tun, und die Spatzen pfeifen lassen...
07.08.08, 23:11:33

Zietenhusar

(Hausmeister)

Zitat von Felsen (Brief):
Der "englische" Säbel, den ich für einen "Trade" Säbel (Marketänderware) mit solinger Klinge halte, hat keine 'Rose' am Klingenrücken. Da ist nichts und da war nichts...


Demnach ist die solinger Herkunft nicht gesichert, wenn ich das richtig verstehe?! Bliebe die Frage nach Herstellerinschrift oder -zeichen, welche wohl nicht mehr beantwortet werden kann? Dann kann/wird es eine in England hergestellte Blankwaffe sein (was einen dorthin ausgewanderten Solinger Schmied nicht ausschließt).

Gruß,
Thomas

08.08.08, 05:19:49

limone

(Super-Moderator)

Die Klinge ist beste solinger Qualität. Auch scheint der Säbel so original zusammengehörig, was nicht ausschließt, dass nur die Klinge(n) in Solingen gekauft und dann in einer "externen" Schmiede mit einem Gefäß versehen wurde(n); evtl. auch ein Einzelstück darstellt oder einer kleinen "Privatserie" entstammt. Weiter käme man hier erst, wenn man mal ein 2. oder 3. Stück gleicher Machart fände, bis dahin kann man, denke ich, nur Vermutungen anstellen.

Grüße

Carsten


     Fröhlich sein, Gutes tun, und die Spatzen pfeifen lassen...
08.08.08, 07:56:18
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