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schwekapi

(Moderator)

Teil 10 - Kavallerie Pistole m/1738

Ich werde jetzt, in den nächsten 5 Teilen, dieses System an vorhandenen Waffen aufzeigen.

Die Kavallerie Pistole m/1738 ist eine der am meisten gebauten Pistole in Schweden. Schätzungsweise wurden 17.000 Stück hergestellt.

Diese Pistole hat den vermutlich schönsten Truppenstempel der schwedischen Kavallerie. Jeder Reiter hatte 1 Paar dieser Pistolen. Diese wurde beim Bohuslän Regiment geführt.

Der Stempel auf der Pistole: B.L.R.T.C. No.88.

aufgelöst lautet er so:

Bohuslän Regiment, Tanum Companie, Nummer 88

Aus der Tabelle kann man herauslesen, dass der Reiter Nummer 88 im Dorf Trätestad lebte. Das liegt im Kirchspiel Qville, im Kreis Qville, und da im Bezirk Bohuslän.

Die Pistolen m/1738 wurden in zwei Partien an das Regiment ausgegeben. Die erste Partie bekam das Regiment 1750 und die zweite 1788. Die Tanum Companie bekam ihre Waffen 1750.



Gruß vom alten Schweden,
Thomas
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Wahlspruch von König Carl XIV. Johan
22.02.21, 17:33:50

schwekapi

(Moderator)

Teil 11 - Soldattorp für den Reiter/Soldaten Nummer 88

Hier will ich die Reste des Soldattorp 88, Tanum Companie, Bohislän Regiment zeigen, sowie welche Soldaten da gelebt haben. Ebenso ist ein Bild dabei, vom letzten Bewohner des Häuschens - Aron Tannberg. Es muss erwähnt werden, dass das Regiment 1791 zu einem Infanterieregiment umgewandelt wurde - Infanterieregiment 17.

Das Bohuslän Regiment ist das am besten erforschte und dokumentierte Regiment. Zum Bohuslän Regiment existieren mehrere Bücher und sehr interessant - bereits je ein Buch zu vier Companien. So auch speziell für die Tanum Companie. In diesem Buch sind alle früheren Standorte der Soldattorp fotografiert und welche Menschen diese Häuschen bewohnt haben. Das ergibt ein sehr interessantes Bild - vor allen dass es schon immer menschliche Schwächen gab und sie sind manchen von heute sehr ähnlich. Ebenso kann man erkennen, dass es auch immer wieder mal Vakanzen gab. Wenn es damals schon die Kommunikationsmöglichkeiten von heute gegeben hätte, wären diese Vakanzen wohl nie so lange gewesen. So wie ich schon beschrieben habe, war das ein sehr begehrter Job. Sozialer Aufstieg usw. Nur konnte ein Knecht in 50 km Entfernung schon nichts mehr von der Vakanz wissen.

Interessant ist auch, dass manchmal hoch betagte Männer sich meldeten. Es könnte sein, dass sie damit die Altersarmut umgehen wollten. Warum sie jedoch genommen wurden, weiß ich nicht. Es war die Entscheidung des Rüsthalters - was hat der sich wohl dabei gedacht? Ebenso ist es in ruhigen Zeiten immer wieder vorgekommen, dass sich Rüsthalter für den Dienst einschrieben. Sie konnten so die Ausgaben für das Soldattorp sparen. Ob das im Kriegsfall immer so gut war....

Die vorliegende Pistole m/1738 hat der Reiter Olof Ståhlman 1750 bekommen, der ab 1747 als Reiter Nummer 88 diente.

Soldaten im Torp mit der Nummer 88

1719 - 1744
Lars Flinck, geboren 1706 "der Kerl ist liederlich, bekam Abschied". Liederlich ist ein umgangssprachlicher Ausdruck für eine hohe Libido. Er konnte wohl die "lokalen Weiber" nicht in Ruhe lassen.

1744 - 1747
Vakant (frei zum Besetzen)

1747 - 1781
Olof Ståhlman/Ståhlberg, geboren 1723. Er tat von 1757 - 1763 periodisch Dienst auf Göteborgs und Karlstens Festungen. (Beide wurden als Gefängnisse genutzt) Namensänderung 1763. Lebte in dem Torp bis zu seinem Tod im Jahr 1781.

1782 - 1790
Anders Apel, geboren 1725. In diesem Fall angenommen im Alter von 57 Jahren. Er diente im Sommer 1789 auf der Fregatte Diana. Auf Grund von Schwachheit wurde er in Göteborg, vor dem Abmarsch nach Finnland 1789,zurück gelassen. Er ging zurück zu seinem Rüsthalter und bekam 1790 seinen Abschied.

1790 - 1795
Arfvid Frid, geboren 1738 in Dalarna. Er wurde im Alter von 55 Jahren angenommen. Gestorben am 11. Juni 1795.

1795 - 1797
Vakant (frei zum Besetzen)

1797 - 1807
Lars Struts, geboren 1770 in Dalarna. Er klagte 1806 ... dass die Rote das Land, welches zu seinem Torp gehörte, nicht kultivieren wollte. "Wenn das nicht geschehen sollte, wollte er eine andere Nummer."
1807 bekam er die Nummer 15.

1807 - 1812
Hans Träl/Trana, geboren 1777. Er nahm am Feldzug gegen Norwegen im Jahr 1808 - 1809 teil. Namensänderung im Jahr 1809.

1813 - 1815
Carl Träff, geboren 1790. Träff nahm am Feldzug gegen Norwegen 1813 - 1814 teil. Er hat sich den linken Daumen abgehackt und zahlte 3/4 des Mietzuschusses zurück. Er lebte wahrscheinlich weiter in Qvarnhogen. Da er den Abschied bekam (auf Grund des fehlenden Daumens), hatte er eigentlich kein Recht dort weiter zu Wohnen, obwohl der neue Soldat in Ottsången wohnen blieb. Es ist jedoch denkbar, das Olaus Träff ihm das Torp verpachtete.

1816 - 1838
Olaus Träff, geboren 1791. Blieb aber wohnhaft in Ottsången.

1838 - 1870
Johannes Tiger, geboren 1812. Er diente als Wachmann auf Karlstens Festung 1850 und 1853. Karlsten war ein Gefängnis. 1860 in Halden (heute Frederikshald), Norwegen. Abschied auf Grund seines Alters. Er diente vorbildlich und bekam die Zahlung von Unterhalt genehmigt. Gestorben am 31. Dezember 1894.

1870 - 1901
Aron Tannberg, geboren 1849. Sohn von Nr. 44 Emanuel Svanberg. Besuchte die Unterbefehlsschule 1873 und 1881. Befördert zum Distinktskorporal im Jahr 1892. Er starb am 16. März 1917.





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Thomas
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22.02.21, 18:26:37

schwekapi

(Moderator)

Teil 12 - Karabiner um 1770

Heute zeige ich die Regiments- und "Mann"- Zugehörigkeit an Hand des sehr seltenen Karabiner um 1770. Bis jetzt sind von dem Karabiner nur 6 Stück bekannt. Das genaue Modelljahr ist nicht bekannt. Da diese Waffen jedoch 1771 beim Nord Skåne Cavallerie Regiment und 1773 beim Süd Skåne Cavallerie Regiment eingeführt wurden, ist eine Modell-Einführung um 1770 wahrscheinlich.

Der Mann wird zuletzt in den Indelta - Tabellen vom Skåne Husaren Regiment geführt. Bis 1801 hieß es jedoch Nord Skåne Cavallerie Regiment und bis 1806 Skåne Liniendragoner Regiment.

Der Stempel auf dem Lauf des Karabiners: N.S.L.I.F.C.N.7.9

aufgelöst: Nord Skåne Cavallerie Regiment, Leibkompanie (LIF), Nummer 79

Die Nummer 79 ist zusätzlich im Schaft eingeritzt.

Angaben in der Tabelle: Reiter Nummer 79 lebte in Aplahult, Kirchspiel Visseltofta, Kreis Västra Göinge, Bezirk Christianstad.



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Thomas
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01.03.21, 19:34:58

schwekapi

(Moderator)

Teil 13 - Säbel m/1791

Hier nun ein Säbel m/1791. Es muss vorausgeschickt werden, dass es immer wieder bei schwedischen Waffen vorkam, dass die Regimentsmarkierungen vom Soldaten oder Rüsthalter aufgetragen wurden. Was ich mit großen Respekt anerkennen muss. Denn - es gab kaum einen Soldaten oder Rüsthalter der lesen oder schreiben konnte. Wahrscheinlich hat eine Lese- und Schreibkundiger die Buchstaben als Schablone "aufgemalt".

Ich habe eine Pistole, welche mit S S (Sigtuna Schwadron) gekennzeichnet wurde. Jedoch sind diese "S" genau verkehrt herum (wie ein Fragezeichen). Hier wollte so ein Analphabet eben die Buchstaben "S" schreiben und konnte es nicht.

Der Stempel auf dem unteren Griffbügel und der Scheide: Ö:N:No:13:

Der Stempel bedeutet aufgelöst:

Östra Närke Schwadron Nummer 13 im Leibregiment Husaren Corps.

Auch hier können wir die wichtigen Daten aus der Tabelle raus lesen.

Der Reiter Nummer 13 lebte in Lund, Kirchspiel Västra Vingåker, Kreis Oppunda Göinge, im Bezirk Skaraborg.



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01.03.21, 19:40:45

corrado26

(Super-Moderator)

Es ist unglaublich, was Du da alles herausgefunden hast. So macht das Hobby Spaß und bringt vor allem Befriedigung. Meine Bewunderung hast Du! Wahrscheinlich hat das nicht mal in Schweden jemand so gut dargestellt.

02.03.21, 08:23:39

schwekapi

(Moderator)

Vor diesem Lob will ich mich verneigen und ganz herzlich Dank sagen.

Deine Einschätzung trifft es genau. Selbstverständlich lasse ich die Texte von meinem schwedischen Freund gegenlesen. Hier seine Aussage: "In Schweden hat es noch nie jemand geschafft, dieses Thema in so kurzer Form, jedoch mit allen wichtigen Aussagen, zu Papier zu bringen".

Schon das hat mir sehr gut getan und heute Deine Aussage - hoffentlich werde ich jetzt nicht übermütig. mit Augen rollen

Es folgen noch zwei Teile. Dann ist das Thema abgeschlossen. Es warten noch weitere Projekte.


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02.03.21, 22:40:05

Zietenhusar

(Supporter)

Hallo Thomas,

ich habe zeitnah mitgelesen und heute nun die letzten zwei Beiträge. Das hast Du spannend und sehr gut niedergeschrieben. Man kann die Zeit regelrecht miterleben. Die Erweiterung meines Horizonts ist erreicht. Vielen Dank. Meister

Gruß,
Thomas

06.03.21, 10:44:48

Jagdsammler

(Moderator)

Ich bin überwältigt von dieser Fülle an Informationen und der fundierten Aufarbeitung des Themas.
Beim Lesen dachte ich mir schon, dass sich dies in Buchform sicher gut machen würde.

Also, auch von mir ein herzliches Dankeschön!

Viele Grüße vom Jagdsammler Ebbe

06.03.21, 12:03:47

schwekapi

(Moderator)

Hallo Sammlerfreunde,

ich danke ganz herzlich für Eure Beiträge. Das macht mich richtig verlegen.

Es kommen aber noch drei Teile - nicht zwei wie ich bei der Antwort zum Beitrag von Corrado geschrieben habe. Diese sehr positiven Rückmeldungen haben mich völlig durcheinander gebracht. Ich werde diese aber auf jeden Fall noch bringen, denn es fehlen ja noch die abschließenden Vor- und Nachteile.

Hallo Ebbe.
Ich habe schon zwei Bücher gestaltet - jedes in schwedisch und deutsch. Aber bis jetzt nur in kleiner Auflage - denn es gibt ein riesen Problem. So etwas ist mit riesigen Kosten verbunden. Und es kommt noch ein Problem dazu. Für dieses Thema wird man kaum viele Käufer finden. Es ist einfach zu speziell. Auch von den bereits fertigen Büchern (ich lasse sie in sehr kleinen Auflagen als Fotobuch drucken - die Kosten für das Buch betragen 30 Euro - ich verdiene daran nichts.) könnte ich vom Thema her, wohl nur eines hier in Deutschland anbieten. Auch in Schweden habe ich nur wenige verkaufen können. Obwohl ich in einem Fachblatt in Schweden eine sehr gute Note darüber erhalten habe.

Um so mehr freue ich mich, über die guten Kommentare von Euch.

Ich habe mal einen etwas anderen Beitrag dem Fachblatt Militär und Geschichte angeboten. Da würde es meiner Meinung am besten passen. Aber mir wurde gesagt, dass dafür kein Interesse vorliegt.

Für das DWJ wird es wohl auch zu umfangreich sein. Obwohl man ja die Beispielwaffen wegkürzen könnte. Und es ist, wie vorher schon gesagt, sehr speziell.


Gruß vom alten Schweden,
Thomas
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06.03.21, 21:10:19

schwekapi

(Moderator)

Teil 14 - Kartuschtasche um 1800

Wann diese Kartuschtasche angenommen wurde, ist nicht bekannt. Im Laufe der Jahre änderten sich das Emblem und die Strahlenführung sehr oft. Eine solche Kartuschtasche ist in der Zeit, mit kleinen Änderungen bei den Zusatztaschen, auch bei der Leibgarde zu Pferd angenommen worden. Ebenso eine für die Artillerie, bei der auch das Emblem und die Strahlenführung übereinstimmt. Diese ist als Modell m/1802 angenommen. Man kann also davon ausgehen, dass die Einführung der vorliegenden Kartuschtasche um 1800 wahrscheinlich ist.

Der Stempel auf dem Deckel innen lautet: NUS 67

Aufgelöst bedeutet er:

Norra Upland Schwadron Nummer 67 im Leibregiment Brigade Kürassier Corps. 1815 wurde das Regiment in Leibregiment Dragoner Corps umbenannt.

Auch hier können wir die wichtigen Daten aus der Tabelle raus lesen.

Der Reiter Nummer 13 lebte in Uggelsta, im Kirchspiel Lena, Kreis Norunda, im Bezirk Stockholm.



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Thomas
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09.03.21, 20:49:50
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