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Deutschen Gesellschaft für Heereskunde e.V.
 
 
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Bayonetworld

(User)

Hallo,

habe gerade beim Stöbern im Forum die Fotos dieses Stücks entdeckt.
Glückwunsch dazu. Es ist definitiv keine Bastelarbeit !!! Man sollte bloß
nicht immer nur in Richtung Deutscher Versuchsseitengewehre forschen.
Die richtige Spur führt in die Tschechoslowakei Anfang der 20er Jahre. Dort
wurden nachweislich unter anderem deutsche Seitengewehre S98/05, aber
auch deutsche S98 a/A geführt. Der Stempel neben dem Drückerknopf ist
eindeutig der Abnahmestempel / fiskalische Stempel der Tschechoslowakei
mit dem Wappenlöwen!

Der Stempel ist nur etwas unsauber geschlagen und deshalb nicht
vollständig sichtbar. Ich glaube mich erinnern zu können, dass ich so etwas
auch schon mal in einem tschechischen Buch gesehen habe. Mit der
Modifikation könnte es auf ein tschechisches Gewehr (M 95 Mannlicher ?)
passen. Es sollte, glaube ich gelesen zu haben für die Gardetruppe zur
Präsentation bei Staatsempfängen etc. dienen. Anbei schicke ich einmal
zwei Fotos eines nicht modifizierten S98 a/A mit exakt diesem Stempel.


14.01.19, 15:22:50

ulfberth

(Moderator)

Zitat von Bayonetworld:
... habe gerade beim Stöbern im Forum die Fotos dieses Stücks entdeckt...


Der Hinweis bei diesem Stück auf die Tschechoslowakei und den dort
verwendeten Stempel ist sicherlich richtig. Die Erwähnung eines solchen
veränderten "Seitengewehrs" in einem tschechischen (?) Buch ist zumindest
mir nicht geläufig. Daß hier teilweise die Seitengewehre 98 und 98/05
nach 1918 geführt wurden, steht natürlich außer Frage.

Nichts gegen Erinnerungen. Aber wirklich mit einem solchen Korb und einem
verkürzten Kasten?!? Es wäre schön, wenn die Quelle nachgereicht werden könnte.

Bisher mutmaßte man über diese / dieses hier gezeigte Stück(e) eher
von einer ungarischen Quelle. Wobei Polen oder Tschechien für die
ursprüngliche Fertigung ebenfalls in Frage kamen. Aber das waren nur
Überlegungen zu Fälschungen. Es wäre sicherlich wünschenswert, wenn
diese sich durch Literatur oder Fotos entkräften ließen.

Zitat von blacky21:
Im Armeemuseum Brüssel soll ein Originalstück sein.


Das ist richtig. Das Stück im Armeemuseum Brüssel stammt aus der Sammlung
des Count de Ribeaucourt und trägt keine tschechischen Abnahmestempel!
Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, stammt die Klinge von Simson & Co
und ist mit W 01 abgenommen.

Gruß

ulfberth



www.seitengewehr.de
15.01.19, 00:01:31

joehau

(Mitglied)

Zitat von Koppel1944:
... deine Scheide stammt vom türkischen M1903 Bajonett...

... a little bit of everything ...


Scheide vom osmanischen M1903, genau so ist es !

Guck doch mal, ob du auf dem Deckblech noch Halbmond und Stern ausmachen kannst.

15.01.19, 01:53:27

blacky21

(Mitglied)

Ich kenne sowohl das alte u.das neue Armeemuseum in Prag, aber so ein
Stück habe ich dort nicht gesehen. In der Literatur aus diesem Land
konnte ich ebenfalls nichts finden.

15.01.19, 08:05:01

Spartaner545

(Mitglied)

Zitat von joehau:
Guck doch mal, ob du auf dem Deckblech noch Halbmond und Stern ausmachen kannst.


Die fraglichen Zeichen befinden sich auf der Scheide. War leider
schwierig zu fotografieren, hoffentlich erkennt man trotzdem etwas.

Danke an Alle, die hier im Thema noch schreiben und sich dafür interessieren.

Es wäre schon verrückt, wenn sich mal eine vermeintliche Fälschung als
Original herausstellen würde... sonst ist es ja immer umgekehrt, man
kauft ein vermeintliches Original und am Ende ist es eine Fälschung lachen

Mit besten Grüßen

Vincent

15.01.19, 10:41:28

Koppel1944

(Mitglied)

das Stück von Spartaner545 ist nach 1918 in die Tschechei gekommen,
dort wurde der Kasten geändert und es hat den Böhmischen Löwen als
Eigentumsstempel erhalten! Das Tauschen der einteiligen in eine alte
U-Griffschale, die auch nicht besonders gut passt, war für das Anbringen
des Korbes notwendig!

Ich denke der Umbau ist keine 20 Jahre her, ist aber insgesamt doch
recht gut gemacht!

Grüße
K

15.01.19, 11:11:42

ulfberth

(Moderator)

Hier zum Vergleich einmal das Stück aus Brüssel.

Gruß

ulfberth


www.seitengewehr.de
15.01.19, 12:11:25

joehau

(Mitglied)

Zitat von Koppel1944:
das Stück von Spartaner545 ist nach 1918 in die Tschechei gekommen,
dort wurde der Kasten geändert, und es hat den Böhmischen Löwen als
Eigentumsstempel erhalten!

Das sehe ich auch so.

U-Griffschale ist selbstgemacht, der Winkel der Rillen stimmt nicht.
Die W06 Klinge ist von einem n.A.. Das Gefäß ganz eindeutig vom a.A..

Aber von was stammt der Korb mit dem runden Loch im Stichblatt ?
So einen Stahlkorb stanzt man nicht mal eben so zuhause in
seiner Muckelwerkstatt aus.

15.01.19, 18:16:43

Schwertfeger

(Mitglied)

Zitat von Spartaner545:
Wenn irgendjemand hier noch weitere Informationen zu dem ursprünglichen Versuchs-Entermesser hat, wäre ich sehr dankbar wenn er sie hier preisgibt.

Das vor der Einführung des Seitengewehrs 1911 Versuche gemacht wurden ist sicherlich unzweifelhaft.

Die Inspektion des Torpedowesens hatte schon im Juli 1908 gemeldet, dass das zunächst von Reichsmarineamt favorisierte Pionierfaschinenmesser 71 zu unhandlich sei.

Darauf hin wurden Waffen nach den Wünschen der Inspektion bei einer bekannten deutschen Waffenfabrik entwickelt bzw. produziert, und zwar:
mit der Länge des Seitengewehrs 98/02 (Gesamtlänge 56 cm, Länge der Klinge 43 cm), ferner mit Handschutz (wie beim Offiziersäbel) so der damalige "Pflichtenkatalog". Ferner:
Klinge mit Sägerücken; "Klingenblatt" etwas breiter, damit das Seitengewehr auch als tüchtige Hiebwaffe verwandt werden konnte.
Die geplante Seitenwaffe sollte nicht nur als genügende Verteidigungswaffe sondern auch als brauchbares Werkzeug dienen.

Nach einigen Nachbesserungen kam es dann zum zum bekannten SG 1911.

Gruß
Schwertfeger

P.S. Falls jemand über den Artikel im DWJ diskutieren möchte, auch das, aber eher ungerne. (Ggf. neuen "thread" dazu bitte aufmachen.)


"Suum cuique" (Cicero: Jedem das Seine; Devise des Schwarzen Adler Ordens)
15.02.19, 19:30:54

ulfberth

(Moderator)

Hallo Schwertfeger,

danke für die Hinweise.

Die Versuche vor der Einführung des "1911" sind zumindest den Teilnehmern des in Schleswig durchgeführten Arbeitskreises Blankwaffen bekannt.

Ich durfte dort ein Referat über ein Versuchsseitengewehr halten. Aber wie bei vielen dieser Beiträge während des Arbeitskreises, erfolgt nicht zwangsläufig auch eine Veröffentlichung. Dabei sein ist alles - und Wissen ist Macht! freuen

Daher nun auch etwas Eigenwerbung. Wer Interesse hat, an der diesjährigen Veranstaltung in Rudolstadt teilzunehmen, kann sich gerne bei mir anmelden. Die Einladungen zum Arbeitskreis werden dann im März verschickt.

Gruß

ulfberth


www.seitengewehr.de
16.02.19, 10:35:26
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