Clouseau
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In dem Instruktionsbuch der Zeitschrift „Soldatenfreund“ (Nachdruck Beckum 1980, S. 67) findet man zu lesen „…die Gala-Uniform des Regiments der Gardes du Corps … ist gewiß eine Uniform, die selbst in der Preußischen Armee nur von wenigen gekannt ist. Man kann lange Jahre in der Armee gedient … und sonst auch keinen Mangel an Paraden, Manövern, ja selbst Königs-Revuen gehabt haben, hat sie aber doch nicht zu sehen bekommen … Bei dem Regiment der Gardes du Corps ist nämlich ein Theil der Leib-Compagnie dazu bestimmt, bei den großen Staats- und Hoffestlichkeiten in Berlin den Ehrenwachtdienst an den Thüren der Königlichen Gemächer zu thun, z. B. beim jährlichen Krönungs- und Ordensfeste, bei den Kapiteln des Schwarzen Adler-Ordens, bei Vermählungen und Taufen in der Königlichen Familie, oder wenn die Königliche Krone aus dem Kron-Tresor geholt wird oder fremde Monarchen den Königlichen Hof besuchen … Oeffentlich, selbst bei den feierlichsten Gelegenheiten außer bei der Krönung 1861 in Königsberg, werden die Superwesten nie getragen; sehen kann man sie also nur, wenn man das Recht hat, das Innere der Königlichen Schlösser bei solcher Veranlassung zu betreten.“.
Obwohl diese Quelle im Original aus dem Jahr 1872, bzw. 1875 stammt, dürfte bis in den Weltkrieg hinein nicht wesentlich anders verfahren worden sein.
Die Aussage, dass die letzte Bekleidungsvorschrift der Neudabruck von 1911 ist, ist nicht korrekt. Mir liegen die Deckblätter 1 – 38 zur D.V.E. Nr. 317 vom August 1913 sowie die Deckblätter 1 – 20 zur D.V.E. Nr. 317 vom Januar 1914 vor. In der Ausgabe von 1913 wird folgerichtig vor die Spalte „Kür. 1 und 2 Brustschild“ überall „G. d. C., …“ gesetzt, auch, wie richtig bemerkt, beim Gala- oder Hofgartenanzug. Man muss aber beachten, dass hier stets der Koller aufgeführt wird, nicht die auf S. 63 des Neuabdrucks gesondert erwähnte Supraweste. In Bezug auf diese ist kein Deckblatt eingefügt, ich schließe daraus, dass zur Supraweste eben kein Brustschild getragen wurde. Der Galaanzug ist nicht gleichzusetzen mit dem Gala-Wachtanzug der Gardes du Corps; im Übrigen erklärt sich hierdurch auch, dass der Trompeter (zum Koller !, denn Trompeter trugen keine Suprawesten) den Ringkragen trägt.
Zitat: „Wie sind die Studioaufnahmen im Galawachtanzug mit Brustschild zu erklären, wenn das so nicht der Vorschrift entsprach?“. Natürlich durfte ein Garde du Corps nicht einfach nach dem Dienst den Gala-Wachtanzug anziehen und mit der Straßenbahn zum Fotografen fahren. Da hätte ihm schon der Kammerbulle einen Strich durch die Rechnung gemacht, denn die teuren Westen und das Zubehör dürften diese wie ihren Augapfel gehütet haben.
Die Anzugsart wurde stets befohlen, bzw. war den Soldaten aus dem Dienstunterricht im Allgemeinen bekannt. Ich nehme an, dass Fotografen mitsamt Kamera die Kaserne aufsuchten und dann gleich die komplette Schwadron ablichteten, zumindest den zahlungskräftigen Teil davon. Der ein oder andere legte dabei in Unkenntnis der Bekleidungsvorschrift, oder um noch prunkvoller zu erscheinen, den Brustschild an.
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