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unter dem Dach der
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diango33

(User)

Hallo zusammen,

ich habe vor kurzem einen Hirschfänger zur Zündnadeljägerbüchse bekommen.
Zu diesem Stück hätte ich einige Fragen. Meine erste Vermutung, der
Hirschfänger ist für die Bückeburger Jägerbüchse, da wird in der Literatur
aber als Hersteller ein C. Jung in Solingen angegeben, hier aber V. Jung
in Suhl. Auch erscheint mir die Jahreszahl auf dem Klingenrücken mit 67
recht spät zu sein.

Auf der Klinge sind sehr schwach Reste einer Vernickelung zu erkennen.
Zusätzlich zwei Punzen auf dem Klingenrücken einmal Krone über "A"
und einmal Krone über "D" wenn ich das korrekt erkenne. Zusätzlich ist
auf dem Gefäß auch eine Punze Krone über "D".

Auf der Parierstange mittig die 199 und gegenüberliegend nähe Klingenrücken 331
könnte aber auch 33 I sein.

Der Hirschfänger ist ca. 18mm kürzer als in meinen Unterlagen, das aber
vermutlich alt abgefeilt... hier sind schwach Spuren erkennbar.

Insgesamt macht das Stück einen stimmigen Eindruck, es sieht nichts verbastelt
aus, und in allen unzugänglichen Ecken habe ich ähnliche Altersspuren wie
bei vergleichbaren Stücken. Einzig die Feder und einige Stellen an den
Griffschalen sind grober gearbeitet.

Kann mir hier einer genauer sagen, um was für einen Hirschfänger es
sich hier genau handelt?


Danke freuen

25.10.16, 20:53:31

ulfberth

(Moderator)

Um es vorweg zu schicken, ich sehe mich außerstande belastbare Angaben zu dem Stück zu machen. Irritiert haben mich bei der seinerzeitigen Auktion aber sowohl der m. E. extrem geringe Preis und der Standort des Verkäufers in Ungarn.

Ich würde daher empfehlen, eine – im Übrigen sehr lohnenswerte – Reise nach der Festung Wilhelmstein anzutreten und diese vorher mit der Verwaltung abzustimmen. Es sollte dann auch möglich sein, das Stück mit den dort befindlichen Hirschfängern zu vergleichen. Gerade im Bereich der erwähnten groben Stellen dürfte dies das Meinungsbild festigen.

Gruß

ulfberth


P.S. Glückwunsch zur Website!


www.seitengewehr.de
26.10.16, 00:02:30

corrado26

(Super-Moderator)

Für mich sieht das so aus, als ob das Mittelteil eines Griffs vom Chassepot-Yatagan M1866 mit dem Abschluss eines M/65 Hirschfängers und dessen Parierstange zusammengefügt worden wären.
corrado26

26.10.16, 10:44:57

Koppel1944

(Mitglied)

Ich habe die Auktion auch gesehen, mich hat irritiert dass der Verkäufer auf viele schlechtere und häufiger anzutreffende SG bietet und kauft! Und nicht bereit war Bilder nachzureichen!

26.10.16, 10:50:05

ulfberth

(Moderator)

Für eine Beurteilung sollte man das Stück in Händen halten oder zumindest über Detailfotos verfügen! Alles andere wäre doch voreilig. Oder?


www.seitengewehr.de
26.10.16, 12:14:31

diango33

(User)

Nochmals einige Anmerkungen:

Ich denke der Tip mit Festung Wilhelmstein ist auf jeden Fall einen Versuch wert.
Wir, einige Kollegen und ich, sind ja sowieso immer mal in Bückeburg zum
Zündnadelschießen und können das Rahmenprogramm ja mal erweitern.

Bastelarbeit hatte ich ja schon erwähnt, denke ich nicht. Da wäre alleine
die Anfertigung vom Gefäß schon nicht einfach. Die Vernietung der
Griffschale ist vom gleichen Stand wie z. B. beim M71.

Die Lötstelle schaut auch professionell aus.

Das mit dem Chassepot ist sicherlich nicht so machbar, da sind schon
die Griffe zu unterschiedlich.

Aufpflanzbar ist das Stück auch ohne Probleme.

Was am meisten stört, da würde ich den HF65 lassen und für etwas mehr Geld verkaufen.

Aber wie auch immer, eventuell lässt sich ja mal mehr rausfinden.
In Bückeburg sind auch Kollegen, die sich den Hirschfänger mal
anschauen werden. Sollte es neue Erkenntnisse geben, werde ich
sie hier veröffentlichen.


Danke für die Hilfe
Gruß
Toni freuen



26.10.16, 15:57:46

ulfberth

(Moderator)

Vor rund 25 Jahren tauchen aus Ungarn einige wenige 65er / 71er Faschinenmesser auf, bei denen sich anfangs zuerst nur ein flaues Gefühl in der Bauchgegend einschlich, welches nach dem Vergleich mit diversen anderen Stücken zu einem massiven Bauchgrimmen wurde.

Das Gewicht der Klinge war eindeutig zu schwer und dadurch das ganze Teil zu vorderlastig. Modelle, welche hätten ausgebuchst sein müssen, waren es nicht und hatten bereits die spätere Parierstange - wenngleich mit einem zu frühen Jahresstempel. Hinzu kamen wie bei dem hier als Rußabdruck wiedergegeben Stück auch noch zu dünne Klingen. Es gibt noch weitere Hinweise, aber die möchte ich hier aus bestimmten Gründen nicht näher erörtern.

Es dauerte auch etwas, bis man begriffen hatte, daß hier kein Zusammenbau vorlag. Es waren komplette Nachbauten, welche sich sogar – mehr schlecht als recht – aufpflanzen ließen.



www.seitengewehr.de
28.10.16, 00:03:11

ulfberth

(Moderator)

Zum Vergleich hier einige Stempel von Jung in Solingen, dem Zeichen für Gußstahl und der Einpassung der Messingteile in den Griff des Bückeburger Hirschfängers. Natürlich ohne Silberlot. Verwendet wurde seinerzeit für das Löten von Messing und Eisen ein sogenanntes Messingschlaglot, eine Kupferzinklegierung, die aus Messing und Zink (auch Zinn) noch heute zubereitet wird.

Die sich hierbei ergebenden Schlußfolgerungen sollte jeder für sich selbst ziehen.


www.seitengewehr.de
28.10.16, 00:07:10

diango33

(User)

Danke ulfberth,

ich denke die Bilder klären das sehr eindeutig. Meine Vermutung, dass
das Haus Schaumburg Lippe gute Qualität bei der kleinen Stückzahl verlangt
und bekommen hat, ist damit bestätigt.

Auch die Einpassung der Griffschalen ist eindeutig nicht stimmig.
Also Fazit, gut gemachtes Stück, aber weit weg vom perfekten Original.

28.10.16, 13:26:12

Koppel1944

(Mitglied)

Aber ich denke für den Preis ok! Zum aufpflanzen auf ne ZN Büchse wo es nicht so drauf ankommt tut er es auch!

28.10.16, 16:57:10
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