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Zietenhusar

(Supporter)

Eigentlich ein Fall für den Altmetallhändler, aber weil ich einen bayerischen Artilleriesäbel auch gerne einmal haben wollte, er als "Vergleichsbelegstück" noch einigermaßen brauchbar ist, habe ich ihn an mich genommen.

Dieser Säbel ist nicht einmal sehr alt, wird aber seit Kriegsende - und ich meine den 1. Weltkrieg(!) - weder Fett noch Öl gesehen haben. Die Klinge war bei Erhalt nicht in der Scheide versorgt. Dummerweise habe ich die Klinge reingesteckt, konnte sie dann mit Muskelkraft nicht wieder heraus ziehen. Da ich ihn unter dieser Kategorie vorstelle könnt Ihr Euch denken, dass ich das gequälte Stück nicht so belassen konnte.

Erstmal die Vorherfotos. Die Nachherfotos werden keine hübschere Waffe zeigen, aber für mich ist er ohne die Farbschichten und mit Rostnarben wertvoller. lachen

Gruß,
Thomas

15.10.16, 16:59:23

fritz1888

(Moderator)

Hallo Thomas,
Ich kann Dich nur bestaerken, denn ich denke, dass unter Farbe und Rost doch noch ein ganz gutes Stueck zum Vorschein kommen wird.
Alles Gute & viel Erfolg!
Peter

15.10.16, 18:28:45

Zietenhusar

(Supporter)

Vielen Dank für den Zuspruch, Peter.

Ich habe heute einige Stunden in der Werkstatt zugebracht und ordentlich Lärm, Gestank und Staub verursacht. Das Ergebnis zeige ich morgen.

Gruß,
Thomas

15.10.16, 19:31:43

Zietenhusar

(Supporter)

Einige "Zwischendurchbilder" wurden für das Thema notwendig.

Der gesamte Griffbereich war mit zwei, stellenweise so gar drei, Farbschichten versehen. Darunter Rot, Silber und Schwarz.

Da einige Stellen für die rein mechanische Farbentfernung relativ schwer reichbar sind, habe ich mich dieses Mal dazu entschlossen einen Abbeizer zu benutzen. Leider war der Erfolg dieser chemischen Prozedur nicht wie erwartet. Das lag unter anderem an der geringen Temperatur in der Werkstatt (ca. 8°C). Das Abbeiz-Gel zog deshalb weniger in die Farbschicht, dafür aber Wasser aus der Luft an. Ein bisschen hat es aber doch geholfen. Für den Nachahmer in gleicher Situation empfehle ich, die zu behandelnde Fläche vorher zu erwärmen oder die Raumtemperatur zu erhöhen. Im Wohnbereich ist das Abbeizen wegen des Geruchs nicht zu empfehlen.

Unter der Farbe der Scheide kamen drei gespachtelte Stellen zutage (siehe letztes Foto). Zwei Dellen und ein Loch wurden auf diese Weise "repariert". Den Abbeizer habe ich nach längerer Einweichzeit abgewischt, dann Spachtelmasse und Restfarbe mit einem Propangasbrenner abgeflammt. Anschließend mit einer Drahtbürste entstaubt. und satt eingeölt. Nun ist sie zwar ganzflächig rostnarbig, dellig und mit einem Loch im Schleppblechbereich, aber ohne Verschlimmbesserungen.

16.10.16, 08:56:28

Zietenhusar

(Supporter)

Die Hilze ist leider ein Sonderfall geworden. Das Leder wurde erst mit einer silbernen und dann mit einer schwarzen Farbe überstrichen. Wer sich vorstellen kann, was lösungsmittelhaltige Farbe auf organischem Material anrichtet, kann sich auch vorstellen, dass die so einfach nicht entfernt werden kann. Die schwarze Deckfarbe habe ich noch mit dem Abbeizer vorweichen können. Bei der darunter liegenden silbernen Farbe habe ich mir das nicht mehr getraut. Also ging ich ähnlich vor wie ein Museumsrestaurator, kratzen und pusten. Das dafür benutzte Küchenmesser stammt noch aus Opas Schublade und wird wohl nicht viel jünger sein als der Säbel. lachen Ein Skalpell hätte ich auch verwenden können, wäre für diese Arbeit aber zu scharf gewesen.

Das Leder wurde durch die Prozedur leider aufgerauht.

16.10.16, 09:12:20

Zietenhusar

(Supporter)

Das Leder der Hilze habe ich versucht mit 400er Schleifpapier zu glätten und bekam anschließend eine Behandlung mit schwarzer Schuhcreme, die lt. Aufdruck auch für Motorradkleidung optimal sein soll. Dann
noch satt mit Vaseline eingefettet. Ähnlich verfuhr ich mit dem Stoßleder, nur die Schuhcreme wurde hier nicht verwendet.

Ich war am Überlegen den Tragering wieder rund zu machen, aber die vorliegende Form ist tatsächlich durch das Tragen entstanden und passt exakt in einer Stellung zur Öse. Die fehlende Mundblechschraube habe ich auch nicht ersetzt.

Und so sieht er nun aus, wie er wohl vor einigen Jahren gefunden wurde. Ein "re-restaurierter" bayerischer Artilleriesäbel. Gekauft um festzustellen was machbar ist und letztendlich auch für ein Thema in dieser Rubrik.

Mehr Fotos und Angaben folgen dann unter "Bayern".

Gruß,
Thomas

16.10.16, 09:44:18

fritz1888

(Moderator)

Hallo Thomas,
Ich finde, das hat sich gelohnt - Glueckwunsch.
Wenn man so liest, was Du mit dem Stueck angestellt hast, um die Farbe herunter zu bekommen, dann muss ich schon sagen, dass die Stuecke ja doch sehr robust sind und einiges aushalten.
Alles Gute aus London,
Peter

16.10.16, 18:27:06

Zietenhusar

(Supporter)

Vielen Dank, Peter.

Ich staune oft über die Erhaltung der organischen Materialien an Waffen, dessen Metallteile teilweise schon kräftig verrostet sind. Und dass das Leder auch noch meine Prozedur aushielt fand ich gut. Ist eben eine derbe Mannschaftswaffe.

Gruß,
Thomas

16.10.16, 18:44:25

M 71

(Mitglied)

So eine ähnliche Geschichte hatte ich mal mit einem alten Husarensäbel( gefunden ,glaub ich Kemberg oder Kempberg komplett mit Uniform..usw.)nur das er vom liegen fast auseinander gefallen war. Scheide war aus Leder und die Klinge war mit POTZDAM gemarkt ( Adlerstempel)
Es war ein immenses Arbeitsaufkommen.Das Leder als Griffmaterial war so stark zusammen geschrumpft,das es komplett erneuert werden mußte.Noch schwerer war es den Silberdraht heil abzuwickeln.Es hatte sich aber doch gelohnt,ich glaub damit war ich 4 Wochen beschäftigt.
Das Mundblech der Lederscheide war mit verschnörkelten Initialen versehen.K.v.K. das weiß ich noch.
Lang ist her !
Fotos hab ich nicht davon,der Säbel tauchte irgendwann mal bei EGUN auf,ich erkannte sofort meine eigene Arbeit.

Gruß M 71

16.10.16, 21:42:24

Jagdsammler

(Moderator)

Hallo Thomas,

auch von mir Glückwunsch!
Ich denke, mehr kann man wirklich nicht aus dem Säbel rausholen.
Solche Stücke sind gute Übungsobjekte um mal was auszuprobieren. Sollte dabei etwas schief gehen ist es nicht ganz so schlimm wie an einem bedeutenderen Stück.
Zugleich ist es für uns alle lehrreich wenn dann hier über den Prozess der Restaurierung berichtet wird. Danke hierfür!

Viele Grüße vom Jagdsammler Ebbe

16.10.16, 21:51:26
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