Bei solch seltenen und schönen Stücken stellt sich automatisch die Frage nach der Originalität.
Für diejenigen, die beim Arbeitskreis Blankwaffen in Schwerin nicht die Gelegenheit hatten, diesen Säbel im Fundzustand in der Hand zu halten und sich darüber wundern, wie blank die Messingteile und die Vernietung sind:
Säbel so zu polieren, entspricht eigentlich nicht meinem ästhetischen Empfinden beim Umgang mit alten Waffen.
Bei diesem seltenen Stück habe ich mich jedoch zu einer fachgerechten Restaurierung entschlossen.
Der Fundzustand:
Rost auf allen Eisenteilen, eine der Griffkappennähte aufgebrochen, der Korb deformiert mit zwei Brüchen, die Griffwicklung fehlte und die Hilzenbelederung war nur noch zu 2/3 erhalten und zerfasernd in Auflösung begriffen (siehe Foto unten). Darüber hinaus alter gelöteter Griffbügelbruch.
Zum Löten und Richten der Korbes und dem Ersatz der Griffwicklung musste der Säbel geöffnet werden. Die Unterwicklung blieb erhalten. Gott sei Dank fanden sich an den verdeckten Enden noch Reste der Wicklung und an den Eindrücken im alten Leder konnte man die Art der Wicklung ablesen. So konnte sie, wie sie einmal an diesem Säbel war, wiederhergestellt werden.
Das Löten der Messingbruchstellen machte ein teilweises Polieren nötig. Damit die Patina sich wieder gleichmäßig entwickeln und ein homogenes Gesamtbild entstehen kann, mussten alle Messingteile poliert werden; daher die (kurzfristig) aufpolierte Optik. Zwei Brüche im Korb sowie die Dellen in der Scheide wurden belassen.
Ich hoffe, alle können das momentane Bild dieses Säbels nun deuten - jetzt lassen wir ihn wieder in Ruhe.
Möge er künftig in seiner ganzen Schönheit wieder weiteraltern (das erledigt die Zeit) und Zeugnis abgeben von französisch-westphälischer "Gebrauchskunst".
Grüße
Carsten