Jagdplauten mit Pandurendarstellungen
Hallo zusammen,
heute stelle ich hier Jagdplauten mit Pandurendarstellung aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts vor.
Zunächst jedoch möchte ich auf die Panduren selbst näher eingehen.
Panduren nannte man jene Soldaten, die sich die Adeligen im nördlichen Balkangebiet seit dem 17. Jahrhundert als Haustruppen hielten.
Im Jahr 1740 fiel Friedrich der Große in Schlesien ein welches damals zu Habsburg gehörte. Maria Theresia konnte ihm nicht genug Schlagkraft entgegenstellen und nahm das Angebot des Obristen Franz Freiherr von der Trenck an, der ihr im Jahr 1741 sein von ihm gegründetes Pandurenkorps zur Verstärkung anbot. Als Kommandant des 1000 Mann zählenden Freikorps, das er auf eigene Kosten aufstellte, war er für die Kaiserin bis in die Niederlande tätig. Besonders in einigen Ortschaften des Bayerischen Waldes erinnert man sich noch immer an ihr brutales Vorgehen gegen die Bevölkerung. Mehr über diese Truppe kann man unter www.kuk-wehrmacht.de erfahren.
So, nun zu der Frage: Was hat ein Pandur auf der Klinge einer Jagdplaute zu suchen?
Die Erfolge, das exotische Aussehen und das Draufgängertum der Panduren erzeugte außer Angst und Schrecken auch Bewunderung, so daß es in Mode kam diese Kämpfer zusammen mit dem Hochruf "Vivat Pandur" auf Jagdplauten, welche in ihrer Form und Größe durchaus den Messern der Panduren glichen, abzubilden. (Siehe auch: Gerhard Seifert "Der Hirschfänger" Seite 70 ff.)
Zur Jagdplaute allgemein:
Sie wurde bei der damals populären Parforcejagd, also der Hetzjagd zu Pferde auf einen einzelnen Hirsch eingesetzt wenn das erschöpfte, von der Meute gestellte Wild erlegt werden sollte. Dazu mußte ein Jäger dem Hirsch die Sehnen oberhalb der Sprunggelenke an den Hinterläufen durchtrennen. Das sogenannte "hessen". Danach konnte der Hirsch nicht mehr fliehen und wurde nun mit dem Hirschfänger erlegt indem man ihn hinter dem Blatt schräg nach vorn in den Brustkorb und in das Herz stieß. (Quelle: G. Seifert, "Der Hirschfänger")
Die Plauten hatten eine Klingenlänge zwischen 350 und 600 mm und waren sehr scharf geschliffen um das erfolgreiche durchtrennen beider Sehnen auf einen Hieb zu gewährleisten. Aufgrund der zum Teil sehr kurzen Klingen und am Gefäß abgebildeter Vögel wird eine solche Plaute manchmal als Falknermesser angesprochen, was allerdings nicht stimmig sein kann, da Falknermesser gewöhnlich dolchartig geformt sind.
Die Zierlichkeit mancher Plauten resultiert aber auch daraus, daß sie nie wirklich zur Jagd eingesetzt wurden sondern Bestandteil des Jagdkostüms waren, was in der damaligen Zeit eine große Rolle spielte.
Nun zum ersten Realstück:
Der Griff dieser Plaute besteht aus gedrechseltem Holz, was eher ungewöhnlich ist. Sie ist messingmontiert und die Klinge, die auf beiden Seiten die Pandurenfigur und den Schriftzug Pandur aufweist endet in einer sogenannten Pandurenspitze. Von der Scheide ist leider nur noch das Mundblech und ein Teil des Leders vorhanden. Ähnliche Stücke befinden sich in der Sammlung Carl Beck (Sursee), wobei hier der Griff umgekehrt montiert ist und es daher als Hirschfänger-Spundbajonett bezeichnet wird (siehe: www.waffensammlung-beck.ch), und in der Sammlung Hermann Baumann (Rothenburg/Tauber). Diese wird auf Grund des als Greifvogel geformten Stichblattes als "Plaute für die Falkenjagd" bezeichnet, was ich so nicht sehen würde.
Im Heeresgeschichtlichen Museum Wien befindet sich ein weiteres Realstück.
Dies wird dort als Pandurenmesser geführt, was natürlich im Falle dieser Plautenform durchaus auch sein kann. Für den jagdlichen Zweck ist der gedrechselte Griff ja auch etwas ungewöhnlich.
Damit sind mir jetzt vier sehr ähnliche Stücke bekannt. Vielleicht gibt es ja noch mehr? Bitte hier vorstellen!
Gesamtlänge:..........482 mm
Klingenlänge:...........358 mm
Klingenbreite max:.....24 mm