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Zietenhusar

(Hausmeister)

Leutnant Heinrich Graf Yorck von Wartenburg, Sohn des preußischen Generals von Yorck.

Freiwilliger bei Sohr 's Husaren (Zieten 's Nachfolgeregiment), fiel am 1. Juli 1815 in den Reihen der Zietenusaren im Gefecht bei Versailles.

Der Säbel auf dem Bildnis gleicht auf dem ersten Blick einem Blüchersäbel. Anders sind die aufgesetzten Ringösen der Scheide und die fehlenden Griffkappenlappen. Inwiefern das der künstlerischen Freiheit des Zeichners/Malers zu schulden ist, weiß ich nicht. Interessant wäre es zu wissen, ob auch die Offiziere zu dieser Zeit den Blüchersäbel trugen, oder abweichende Modelle. Gut erkennbar auch der Kavallerie-Faustriemen. Kein Portepee, wie paßt das überhaupt zusammen?

Sollte es sich um einen Kavalleriesäbel n/A handeln, müßte er, angesichts des Sterbedatums seines Trägers, noch aus der englischen Hilfslieferung stammen.

Bildquelle: "Volksbücher des Geschichte - Yorck von Wartenburg" Nr. 66 von Walter von Bremen um 1910/13.
Freundlichst zur Verfügung gestellt von Nils von Drathen.

Gruß,
Thomas

24.04.08, 20:06:19

Schwertfeger

(Mitglied)

Hallo Thomas,

heute mache ich es mir mal einfach und zitiere aus einer Kabinettsorder vom 23. Oktober 1808:

Es ist S.K.M. von Preußen p. nicht entgangen, daß in den letztern Zeiten manche Willkür in dem Anzug der Offiziziere stattgefunden und die Nachahmung der Moden einen und den anderen Offizier ohne Vermögen, der gegen den wohlhabenden nicht zurückbleiben wollte, sehr derangiert hat. S. M. finden daher umso nötiger, bei der jetzt erteilten Bestimmung wegen der Montierungen und bei dem heut an das 2. Departement des Oberkriegskollegium ergangenen Befehl über das Detail derselben auch in Absicht der Bekleidung der Offiziere allgemeine Bestimmungen festzusetzen, damit ein jeder von ihnen genau wisse, wie er seinen Anzug einzurichten habe, und die Kommandeurs der Regimenter imstande sind, auf den vorschriftmäßigen gleichen Anzug in dem ihnen untergeordneten Offizierkorps zu halten und jeder willkürlichen Abänderung in der bewaffnung und Bekleidung desselben sogleich zu begegnen.
S. M. bestimmen also hiermit folgendes:

...
B. Kavallerie.
...
11. Säbel und Degen, ingleichen

Das "ingleichen" bezieht auf die Infanterieoffiziere. Dort steht (hier auszugsweise):
Auf eine vollkommene Gleicheit der Degen und Säbelklingen wird übrigens nicht zu halten sein, da dies nichts Wesentliches ist, auch die Verschiedenheiten nicht ins Auge fallen.
Im Kriege wird es den Offizieren nachgesehen, wenn sie mit Seitengewehren bewaffnet sind, wie sie selbige erhalten können oder wie sie glauben, daß sie am meisten zum Gebrauche geeignet sind.


Diese Regelung galt also auch für "Deinen" Offizier. In der Tat handelt es sich auf dem Bild um eine Waffe, die dem Blüchersäbel ähnlich sieht. Neben den von Dir angesprochenen Abweichungen erkennt man aber noch, daß die Scheide schwarz mit hellen Beschlägen ist. Es dürfte sich um eine mit dunklem Leder und wahrscheinlich mit Messing- oder goldenen Beschlägen versehe Scheide handeln. Um ein Modell im engen Sinne (Maße und Material normiert) dürfte es sich nicht handeln sondern um eine Waffe, die der damals genehmigten Probe in etwa entsprach.
Aus englischen Hilfslieferungen dürfte die Waffe auch eher nicht gestammt haben, sondern von dem Offizier frei erworben worden sein.
Im übrigen hast du recht, daß auch eine gewisse künstlerische Freiheit bei dem Bild vorhanden sein kann.

Gruß

Schwertfeger


"Suum cuique" (Cicero: Jedem das Seine; Devise des Schwarzen Adler Ordens)
25.04.08, 10:58:12

Zietenhusar

(Hausmeister)

Hallo Schwertfeger,

vielen Dank für die Erläuterungen. Solche alten Kabinettsordren sind doch was tolles freuen .
Das mit den Metallbeschlägen an Lederscheide ist mir noch gar nicht aufgefallen. Demnach könnte das Gefäß auch aus gelben Metall bestehen.

Dank und Gruß,
Thomas

25.04.08, 11:09:27

Schwertfeger

(Mitglied)

Zitat von Zietenhusar:
Demnach könnte das Gefäß auch aus gelben Metall bestehen.


Hallo Thomas,

jau, so ist es!

Gruß

Schwertfeger


"Suum cuique" (Cicero: Jedem das Seine; Devise des Schwarzen Adler Ordens)
25.04.08, 14:13:16

Zietenhusar

(Hausmeister)

Im Regiment diente der älteste Sohn des General York, von dem dieser, wohl dem Regiment zur Ehre, glaubte, daß er nirgens besser seine Sache als Soldat durchmachen könne. Dieser Heldenmüthige Knabe (er war erst 16 Jahre alt) wurde mit noch mehreren Husaren der 4. Eskadron von zahlreichen Haufen französischer Chasseurs umringt. Ein feindlicher Offizier forderte ihn auf, sich zu ergeben, erhielt aber die stolze, von wüthenden Säbelhieben begleitete Antwort: "Je ne me rends pas, je me nomme York."
Ein französischer Pallasch durchbohrt in bald, er sank vom Pferde. Seinen Kameraden gelingt es trotz der feindlichen Übermacht ihn in ihrer Mitte durch das Getümmel zu schleppen.
[...]
Wenige Tage darauf starb York zum unsäglichen Schmerze seines Vaters, dessen Stolz er gewesen war.
So aus der Geschichte der Zietenschen Husaren, 1874.

Kurze Zeit vor dem oben zitierten Vorfall berichtet Major von Klinkowström unter anderem: "Mir blieb nach einem unglücklichen Hieb nur noch das Gefäß meines Säbels in der Hand. So fielen wir in die Gewalt des Feindes!"
Diese Aussage ist bezeichnent für Kämpfe dieser Zeit. Die größten Erfolge erzielten preußische Husaren mit gnadenlosen Attacken mit der blanken Waffe. Fällt diese aus, war man machtlos.

07.04.09, 15:45:09
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