Hallo Michael,
Natürlich verstehe ich, dass sich heute die Umstände der Einführung dieses Säbels nicht mehr zweifelsfrei feststellen lassen. Allerdings deutet doch vieles daraufhin, dass es sich um eigenständiges Modell handelt, dass auch so offiziell bei den Garde Husaren getragen wurde:
Es gab zwei Lieferungen (1849 & 1850) von zwei Herstellern (S&K und Weyersberg). Natürlich lässt sich argumentieren, dass bei der ersten Lieferung nicht genügend Säbel geordert wurden oder dass man auch das Produkt eines anderen namhaften Solinger Herstellers prüfen wollte. Allerdings steht das im Gegensatz zu dem, was wir zum Beispiel über die Versuche mit Säbeln im Jahre 1842 wissen. Damals erhielten ausgesuchte Regimenter nur je zwei Säbel pro Eskadron für Truppenversuche. Beim Garde Husaren Regiment werden gleich mehrere Eskadrons mit dem Korbsäbel ausgerüstet und es werden sogar für die Reserveeinheiten Waffen bereitgehalten. Wie bereits erwähnt sprechen wir also über eine relativ hohe Anzahl von Stücken, deren Anschaffung den Staat auch etwas gekostet haben wird. Ich stelle mir vor, dass sich im sparsamen Preußen so eine Ausgabe nicht für einen Versuchssäbel rechtfertigen ließ. Nehmen wir einen andren Versuchssäbel zum Vergleich, den Versuchspallasch 1886. Auch wenn dieser Pallasch in gleich zwei deutschen Staaten, Preußen und Sachsen, zu Versuchszwecken geführt wurde, ist er im Vergleich zum Korbsäbel der Garde Husaren heute sehr selten. Dies erlaubt doch Rückschlüsse auf eine sehr geringe ursprüngliche Stückzahl, wie man sie bei einem wirklichen Versuchsstück erwarten würde.
Darüber hinaus ist die Tatsache, dass der Korbsäbel, seine Beschaffenheit und seine Einführung von öffentlich zugänglichen Quellen (Regimentsgeschichte, Gohlke etc.) später erwähnt werden, ein weiteres Indiz. Weiterhin dürfen wir nicht vergessen, dass erst um 1857 die Ausrüstung der leichten Kavallerie mit dem Korbsäbel 1852 abgeschlossen wurde. Dies trifft auch für die Garde zu und es ist nur schwer vorstellbar, dass ein ganzes Regiment (gerade bei der Garde) bis zu sieben Jahre lang ohne eine blanke Seitenwaffe auskommt. Dass der Säbel 1855 in Großbritannien auftaucht, mag bedeuten, dass die Garde Husaren ihre Waffen schon abgegeben hatten und bereits den Korbsäbel 1852 trugen und somit eines der ersten Regimenter waren, die den neuen Säbel erhielten. Dies ließe sich zum Beispiel erhärten durch frühe Stücke, die zwischen 1852 und 1855 ausgegeben wurden und den Stempel der Garde Husaren tragen.
Als
advocatus diaboli gehe ich jetzt einmal sogar soweit, und sage dass wir von einem Sondermodell sprechen sollten, nicht unähnlich dem „Kürassier-Pallasch Sondermodell Gardes du Corps“.
Ich nehme an, die Diskussion ist noch nicht zu ende
Viele Grüße aus London,
Peter