Chile kaufte um 1878 von Werndl / Steyr französische Mle 1874 Gras Gewehre sowie
um 1885 Kropatschek Gewehre. Jeweils mit dabei waren aptierten franz. 1874er
Seitengewehre. Diese teils mit franz. Klingenbeschriftung und teilweise auch mit
„de Steyr“, de Werndl“ oder „Waffenfabrik Steyr“.
Es
hat den Anschein, daß Teile dieser Seitengewehre nach Außerdienststellung
aptiert und einer neuen, eher repräsentativen Verwendung zugeführt wurden. Wobei
der wirkliche Trägerkreis dieser Seitengewehre m. E. völlig unklar ist.
So publiziert Jerry L. Janzen in seinem "Janzen´s Notebook"
1987 dieses
Seitengewehr und weist es der chilenischen Polizei zu. Als Quelle verwendet er
R. D. C. Evans / Frederick J. Stephens Werk "The Bayonet: An Evolution and History" von
1985.
Nur wird hier "Chilean dress bayonet, possible for Police, ca, 1908" verwendet.
Also "
Chilenisches Ausgehseitengewehr, möglicherweise für die Polizei, ca. 1908"!!!
Ab nun wird im englischen Sprachbereich aus einer Vermutung im Laufe der Zeit eine
feste Zuordnung. Aktuelles Händlerangebot: "Chilean Police Model 1908 Bayonet"!
So, nun haben wir auch eine Modellbezeichnung.
Doch kommen wir zu den belegbaren Fakten:
Ende der 70er Jahre wurden diese Stücke von "Waffen Frankonia" in Deutschland unter
einer eher nichtssagenden Bezeichnung „Chilenisches Ceremonial-Dress-Bajonett“ (sic!)
für 78,-- DM angeboten.
Was aus der hier abgebildeten Anzeige nicht hervorgeht, ist, ob hier original
belassene Stücke aufgekauft und veräußert werden. Oder ob zuvor eine wie auch
immer geartete Aufarbeitung z. B. in Indien (etc.) erfolgte.
Gruß
ulfberth