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Clouseau

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Die beigefügten Abbildungen zeigen ein Kurzgewehr für die Unteroffiziere der Musketiere. Das genaue Einführungsjahr ist heute unbekannt, erhalten blieben lediglich Exemplare mit Chiffren ab Friedrich Wilhelm I.. Als im Jahr 1755 ein neues Muster eingeführt wurde, wurde dieses hier an die Füsiliere, also Truppen, die in minderem Ansehen standen, abgegeben. Sammler haben sich angewöhnt, es heute als Kurzgewehr alter Art zu bezeichnen.

In der altpreußischen Armee trugen nicht nur die Offiziere, sondern auch die Unteroffiziere Stangenwaffen. Diese wurden im Gegensatz zu den Spontonen der Offiziere als Kurzgewehre bezeichnet. Diese Bezeichnung stammt noch aus den Zeiten der Landsknechte, wo sie im Vergleich zu den damals noch gebräuchlichen, 4, 5 bis 5 m langen Piken der Mannschaften tatsächlich als „kurz“ anzusehen waren.

Dieses Muster wurde offiziell bis 1787, vermutlich aus Gründen der preußischen Sparsamkeit aber auch noch Jahre darüber hinaus, getragen.
Frühe Stücke unterscheiden sich merklich von späteren Ausführungen. Hier handelt es sich um ein frühes Stück. Die Klinge ist annähernd 25 cm lang und maximal 12, 5 cm breit. Die noch rund gearbeitete Tülle ist mit 2 Federn versehen, die je 45 cm lang und mit je 6 Nägeln am Schaft befestigt sind.
Anhand der verstärkten Spitze, der schlichten FWR-Chiffre, dem halbogenförmig durchhängenden Band und natürlich der eingeätzten Bezeichnung “REGIMENT VON. KLEIST“ gehörte es ab 1730 (bis 1749; Henning Alexander v. Kleist; Garnison Berlin) zum Bestand des berühmten Infanterie-Regiments Nr. 26, einem der anerkannt besten der preußischen Armee. Eingraviert wurden die zusätzlichen Bezeichnungen „4 C“ (4. Kompanie) und „ No 3“ (Waffe Nr. 3).

Es dürfte mit Sicherheit noch im ersten Schlesischen Krieg bei diesem Regiment geführt worden sein, wo das Regiment neben dem 1. Bataillon Garde (IR 15) in der ersten Schlacht Friedrichs des Großen, bei Mollwitz am 11. April 1741 im ersten Treffen des rechten Flügels, also der damals vornehmsten Position, stand.
Hier wurde es, noch im Anmarsch, von österreichischer Kavallerie attackiert, z. T. von zurückweichender preußischer Kavallerie überritten und mit eigenen, von den Artilleristen verlassenen Kanonen beschossen. Es wehrte sich aber mit einem präzisen Feuer und hielt stand, so dass ihm später zusammen mit der Garde vom König selbst die Rettung des Sieges zugeschrieben wurde. Die Verluste betrugen allerdings knapp 700 Mann, d. h. die Hälfte des Bestandes, dazu 25 Offiziere.
Bei der Garde stand dieser Tag in hohen Ehren – noch Jahrzehnte später durfte am sog. „Mollwitz-Tag“ jeder aktive Teilnehmer an der königlichen Tafel speisen.


An dieser Stelle nochmals die Bitte, vorhandene Stangenwaffen, insbesondere mit Regimentsbezeichnungen, hier im Forum vorzustellen.


02.02.14, 13:19:50
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