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unter dem Dach der
Deutschen Gesellschaft für Heereskunde e.V.
 
 
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Tanja

(User)

Hallo die Herren,

vorweg: ich bin sehr froh, dieses tolle Forum gefunden zu haben! Ihr könnt mir sicher helfen zwinkern Bitte verzeiht, wenn ich die ganzen Fachbegriffe auslasse, da ich mich schlichtweg damit überhaupt nicht auskenne.

Zur Sache: habe diesen Pallasch (ist doch einer?) geerbt. Er ist in Rothenburg odT erstmals gesichert aufgetaucht. Die Klinge wurde wohl beidseitig verschmälert, deshalb sind manche Buchstaben "angeschnitten".

Auf der einen Seite unter dem Wappen steht

"Under meiner Wafen Schutz
biet ich aller Feinden Trutz 1715"

auf der anderen unter einer Büste

"Vivat Maximiliani Emanuel Dux Bavaria(e)
vivat poiaria
Ruat per fidia"

Die Klingenlänge beträgt 80 cm
mit Griff 93 cm
komplett mit Scheide 95 cm
Klingenbreite ganz oben 3,1 cm

Der Griff ist Holz mit Leder und Draht?

Meine Fragen:

Kann mir jemand etwas zu dem Wappen sagen? (Kurfürst zu Bayern?)
Zur Einheit? Zur Herkunft?

Ich bin gespannt!

Lieben Dank und Gruß aus dem Rheingau
Tanja


Quidquid latine dictum sit, altum sonatur.
24.01.14, 12:27:35

Horsa

(Mitglied)

Hallo Tanja,

da hast Du aber ein tolles Stück!Und dann noch aus der Familie. War es schon immer in Deiner Familie, also auch der ursprüngliche Träger?
Also ein Pallasch ist es, da hast Du recht. Der Rest geht eigentlich aus der wunderschönen Klingengravur hervor: Herkunft Bayern, Klinge und Gefäß (Griff) passen vom Stil her zusammen (hier wäre trotzdem noch ein Foto von der Vernietung gut, wo die Klinge am Griffende im Griff befestigt ist) also zu datiern 1715. Ich meine es müsste sich um einen Dragonerpallasch handeln, auf jeden Fall aber die Waffe eines berittenen Soldaten. Im Schwesterforum wurde mal ein sehr ähnliches Stück vorgestellt, ich such da nachher mal den Link raus.
Interessant wäre noch zu klären, weshalb die Klinge geschmälert wurde und wann. Da müssen aber andere ran, so gut kenn ich mich nicht aus.

Viele Grüße,
Andi

24.01.14, 23:08:32

infanterieoffizier

(Mitglied)

Ein wirklich tolles Stück!

Maximilian Emanuel von Bayern regierte 1679 bis 1726.



24.01.14, 23:17:43

Horsa

(Mitglied)

Hier mal der Link:

http://www.blankwaffenforum.de/index.php?page=Thread&threadID=1913&highlight=daumenring

Die Mitteleisen und der Griffbüge unterscheiden sich allerdings. Das dort gezeigte Stück wird letztendlich als Artellierie-Pallasch eingeordnet.

Grüße

24.01.14, 23:38:30

Tanja

(User)

Hallo Andi,
lieben Dank! Der ist ja wirklich sehr ähnlich, interessant!
Ich war mit dem Stück, das meine Oma von ihrem Nachbarn geschenkt bekommen hat, mal beim Bayerischen Fernsehen bei "Kunst und Krempel". Leider hat man mir nix zu Einheit etc gesagt. Die Experten dort erklärten aber die abgeschnittenen Buchstaben damit, dass die Klinge ursprünglich breiter war und irgendwann schmälere in Mode kamen. So hat man sie einfach abgefräst. Dies sei kein Mangel sondern ein Beweis für Echtheit...
Ich werde morgen nochmal Bilder einstellen zunge raus
Wünsche einen schönen Abend,
Tanja


Quidquid latine dictum sit, altum sonatur.
25.01.14, 00:02:42

Tanja

(User)

Hier also nochmal ein paar Bilder, wie gewünscht...

Möchte noch jemand mitraten, ob es nun Artillerie oder Dragoner ist?

lachen

Gruß Tanja


Quidquid latine dictum sit, altum sonatur.
25.01.14, 17:35:30

infanterieoffizier

(Mitglied)

Bei 80 cm Klingenlänge ist das schnell beantwortet freuen - Dragoner, niemals Ari

25.01.14, 21:06:46

ulfberth

(Moderator)

Moin!

Eine wirklich präzise Zuordnung scheint heute kaum noch möglich zu sein. Wobei dies hier vermutlich sowohl die Waffengattung wie auch die Charge betrifft.

Gerd Maier bildet ähnliche Degen – wenngleich „Waffen“ bei der Klingeninschrift hier mit „ff“ – ab und hält sich erfreulicherweise bei der Zuordnung zurück. Die Quellenlage ist schlichtweg ungenügend. Teilweise vorhandene Museumsschilder und Eintragungen sind - wenn man sich die alten Eintragungen des Armeemuseums ansieht - häufig leider nur eine wilde Mutmaßung.

Intensiver in die Zeit des Blauen Königs hat sich dafür Anton Hoffmann eingearbeitet. Für sein 1909 erschienenes Werk „Das Heer des Blauen Königs“ konnte er auf Realstücke des Armeemuseums, verschiedene Archive sowie Grafik- und Gemäldesammlungen zurück greifen. Doch auch nach seinen Texten und Tafeln lässt sich der Degen nicht näher lokalisieren.

Gruß

ulfberth


www.seitengewehr.de
26.01.14, 00:18:09

Zietenhusar

(Hausmeister)

Zitat von Tanja:
Die Experten dort erklärten aber die abgeschnittenen Buchstaben damit, dass die Klinge ursprünglich breiter war und irgendwann schmälere in Mode kamen.
Hier vermute ich ein Verständnisproblem, Tanja. Ich gehe davon aus, dass diese Pallasche später mit schmaleren Klingen hergestellt wurden. Ausschließen möchte ich, dass die vorliegende Klinge nachträglich verschmälert wurde. Wäre das geschehen, würden die Buchstaben nach einer Neuanschärfung gar nicht mehr vorhanden sein. Möglicherweise wurde hier randbündig geätzt.

Gruß,
Thomas

26.01.14, 10:26:15

Klingenschmied

(User)

Hallo, die Scheide ist definitiv eine Neufertigung (nicht zeitgenössisch).

Gruss,
Dirk


21.02.14, 00:40:29
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