Blankwaffen Forum (https://www.deutsches-blankwaffenforum.de/index.php)
-- Blankwaffen Deutschland bis 1918 (https://www.deutsches-blankwaffenforum.de/board.php?id=4)
---- Preußen (https://www.deutsches-blankwaffenforum.de/board.php?id=126)
------ ab 1815 (https://www.deutsches-blankwaffenforum.de/board.php?id=16)
Thema: Säbel mit Ring und unbekanntem Portepee => Füsilieroffz.säbel (https://www.deutsches-blankwaffenforum.de/topic.php?id=482)


Geschrieben von: Zietenhusar am: 25.02.08, 16:55:45
Es ist zwar gewagt,

diesen Säbel Sachsen zuzuordnen, aber anhand des anhängenden Portepees bin ich mal so frei. Gegenstimmen sind erwünscht.

Dieser zierliche Säbel hat eine Länge von nur ca. 78 cm. An der Griffkappe befindet sich in der Nähe der Klingenvernietung eine sogenannte Reitöse. Das Portepee zeigt im Band vier grüne durchzüge. Die Quaste ist ebenfalls mit grünen Durchzügen versehen, die Füllung ist grün.


Geschrieben von: Schwertfeger am: 26.02.08, 15:07:53
Das Portepee sieht mir so rot aus.
Ist es nun silberfarben, goldfarben oder?

Wieso Sachsen? Ist der Schwertfeger/Händler aus Dresden?

Gruß

Schwertfeger


Geschrieben von: Zietenhusar am: 26.02.08, 15:12:00
Hallo Schwertfeger,

das ist eine unvorteilhafte Aufnahme, mit meiner damaligen Digitalkamera gemacht. Hier muß ich leider auf meine Beschreibung verweisen und auf Vertrauen der Leser in meine Urteilskraft hoffen zwinkern .

Das ist stark gedunkeltes Silber. Sachsen, wegen dem grünen Portepee. Keine weiteren Zuordnungspunkte vorhanden.

Gruß,
Thomas


Geschrieben von: Schwertfeger am: 26.02.08, 15:30:51
Hallo Thomas,

der Säbel scheint von seinem Gesamteindruck her in die Kaiserzeit zu ordnen zu sein. Ohne mich auf ein Modell festlegen zu wollen, handelt es sich um eine "Spielart", die eben getragen wurde.

Das Portepee ist deutlich jünger, also nach 1918. Ein geschlossener Quast mit verschiedenfarbigen Fäden ist mir bei einem Portepee deutscher Provenienz aus der Kaiserzeit nicht bekannt geworden.

Gruß

Schwertfeger


Geschrieben von: Zietenhusar am: 26.02.08, 15:36:25
Hallo Schwertfeger,

vielen Dank für Deine Hinweise. Dann schiebe ich das Teil mal in die richtige Kategorie. Ich konnte in der mir vorliegenden (wenigen) Portepee-Literatur auch nichts Ähnliches finden.

Ich dachte bei dieser Zusammenstellung auch schon in Richtung Jäger (Jagd) oder Verein.

Der Säbel könnte wohlmöglich nach Preußen eingeordnet werden, oder? Nicht als Modell, sondern eher von seinem Habitus.

Gruß,
Thomas


Geschrieben von: limone am: 27.02.08, 18:19:12
Hallo Thomas,

ich zitiere mal (den in diesem Fall köstlichen formulierenden lachen ) Maier zum Thema:

"Kavallerie-Offiziersäbel mit glatter Montur:

Ein so langweiliges wie unergiebiges Thema sind jene glatten Bügelsäbel, welche bisweilen statt der Löwenkopfsäbel von Offizieren der Kavallerie als Interimswaffe angelegt werden. Langweilig, weil die schmucklose Waffe nicht viel an Aussagen hergibt, und unergiebig, weil das Muster - wenn überhaupt - nur unbedeutende Einzelheiten von anderen Blankwaffen unterscheiden.

Der genaue Zeitpunkt, ab welchem den Kavallerieoffizieren statt oder neben dem Löwenkopfsäbel ein einfacher Bügelsäbel erlaubt war, ist nicht bekannt...

...Offiziell ist der Kavalleriesäbel mit der glatten Montur nie Interimswaffe für Offiziere, und es wäre heute interessant zu wissen, welche Gründe damals eine Charge der Berittenen bewogen, dieses Muster dem Löwenkopfsäbel vorzuziehen. Streng rational betrachtet besitzt der Bügelsäbel seinem tierhäuptigen Pendant gegenüber allerdings einen Vorteil: bei praktisch gleichem militärischen Gebrauchswert (nämlich Null) ist er billiger, wie ein Vergleich der früheren und heutigen Katalogpreise zeigt."


aus: Preußische Blankwaffen Teil II, S. 355

Möglich wäre also Preußen...


Grüße

Carsten


Geschrieben von: Schwertfeger am: 01.03.08, 16:24:09
Zitat von limone:

Der genaue Zeitpunkt, ab welchem den Kavallerieoffizieren statt oder neben dem Löwenkopfsäbel ein einfacher Bügelsäbel erlaubt war, ist nicht bekannt...

...Offiziell ist der Kavalleriesäbel mit der glatten Montur nie Interimswaffe für Offiziere, ....


Tja, lassen wir die flotten Sprüche mal beiseite und widmen uns den ernsthafteren Aussagen.

Zur 1. Aussage:
Nun muß man wissen, daß von den preußischen Kavallerie-Offizieren in der Zeit um die Befreiungskriege u. a. Kavalleriesäbel mit glatter Griffkappe (ähnlich dem Blüchersäbel der Mannschaften aber mit Messinggefäß) getragen wurden, solche mit einem Löwenkopf kamen alternativ erst etwas später auf. Mit anderen Worten, das Modell war schon (relativ) alt. Der gewählte Satzbau mit "statt oder neben dem Löwenkopfsäbel" ist sprachlich irreführend, denn umgekehrt ist der Sachverhalt nur korrekt. Der Löwenkopfsäbel durfte alternativ zu dem Kavalleriesäbel mit glatter Montur geführt werden.

Zur 2. Aussage:
Mit Einführung des Kavallerie-Offizier-Säbels M 52 wurden die bisherigen Kavalleriesäbel mit glatter Griffkappe und mit Löwenkopf Interimswaffen. Die oben zitierte Aussage ist also schlicht falsch.
Ein Blick in die Vorschrift bestätigt uns den Sachverhalt. Die Offizierbekleidungsvorschrift von 1896 führt zur Bewaffnung der Offiziere der Dragoner, Husaren, Ulanen und des Train aus:

a)Kavallerie-Offiziersäbel 52.
b)Kavallerie-Offizier-Interimssäbel mit Löwenkopf *) als Kappe des Bügelgriffs,...
*) Die vorhandenen Säbel mit glattem Bügel dürfen weiter getragen werden.


Ob wir uns nun bei der gezeigten Waffe auf "Kavallerie-Offiziersäbel" festlegen wollen oder sollten, möge gut bedacht sein. Könnte es nicht auch ein Füsiliersäbel (mit der ab 1889 vorgeschriebenen Stahlscheide) sein?

Gruß

Schwertfeger


Geschrieben von: limone am: 01.03.08, 16:51:05
Hallo Schwertfeger,

wenn wir mal davon ausgehen, das das vorliegende Stück preußischen Ursprunges ist (die Möglichkeit besteht), dann könnte es sich auch um einen "Füsiliersäbel mit aufgeschraubtem Reitring" handeln, eine Unterscheidung lediglich in der Benennung; wie gesagt: viele Verwendungen dieses Modells bei wenigen Anhaltspunkten zur genauen Bestimmung.

Grüße

Carsten


Geschrieben von: Schwertfeger am: 06.03.08, 19:44:33
Hallo Carsten,

genau so ist es. Deswegen hatte ich mir auch erlaubt oben zu schreiben: "Spielart" und nicht Variante. Letzteres hätte Dich als gewissenhaften Sammler sicherlich animiert zu fragen: Wovon?

Gruß

Schwertfeger


Geschrieben von: Zietenhusar am: 15.06.08, 19:44:55
Ich habe noch bessere Fotos vom Säbel, und vor allem auch vom Portepee, gefunden. Anhand dieser Bilder kann man die Farbe des Portepees eher nachvollziehen.

Gruß,
Thomas