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siebenbürgen

(User)

Guten Morgen liebe Forum-Mitglieder,
ich habe auf einem Flohmarkt eine Blankwaffe mit folgender Inschrift auf der Klinge entdeckt: "Schlesw. Holst. Inft. Rgt. No 163".
Ich bin absoluter Laie auf diesem Gebiet. Interessant war das Ganze nur, weil ich aus Schleswig-Holstein stamme und ich mich für die Geschichte interessiere.
Gekauft habe ich nicht, weil mir eine Einschätzung des Wertes nicht möglich war. Ich durfte allerdings ein Foto mit der Handykamera machen. Entsprechend ist leider die Qualität. Die Klingeninschrift habe ich nur als Video.
Es fehlen somit fast alle zur Beurteilung wichtigen Daten, wie ich jetzt nach Lesen der Forumregeln weiß. Aber mehr habe ich leider nicht.
Vieleich kann mir trotzdem jemand sagen, um welche Art von Blankwaffe es sich handelt und ob es solche Stücke überhaupt gab.
Vielen Dank im Voraus


27.02.13, 08:13:48

Zietenhusar

(Hausmeister)

Hallo,

ich habe Deine Frage in diese, vorerst richtige, Rubrik verschoben.

27.02.13, 17:58:05

limone

(Super-Moderator)

Das Schleswig-Holsteinische Infanterie-Regiment Nr. 163 wurde am 31.03.1897 aufgestellt und war ein Regiment der preußischen Armee. Standort: Neumünster.

Bei Deinem Seitengewehr handelt es sich um ein für den außerdienstlichen Gebrauch beschafftes Seitengewehr 71. Diese Privatstücke waren etwas leichter als die dienstlich gelieferten gearbeitet und häufig mit Klingenverzierungen oder -schriftzügen geschmückt.


Grüße

Carsten


     Fröhlich sein, Gutes tun, und die Spatzen pfeifen lassen...
27.02.13, 21:09:16

siebenbürgen

(User)

Guten Morgen Carsten,
vielen Dank für die schnelle Antwort. Ich habe mich gestern etwas intensiver mit eurem sehr gut gemachten Forum beschäftigt. Dabei war ich im Musterverzeichnis der Firma Eikhorn auf die Nummer 220 "Infanterie extra Faschinenmesser M./71." gestoßen. Außerdem sind im Katalog ähnliche Klingenätzungen abgebildet.
Gehe ich recht in der Annahme, dass diese Artikel von jedermann quasi per Versandhaus-Katalog bestellt werden konnten? Dann wäre es nichts weiter als patriotischer Schnickschnack oder Statussymbol. Quasi das iPhone seiner Zeit. Oder war eine Trageerlaubnis erforderlich?
Ich habe dann nach dem Begriff M71 gesucht und war wieder völlig verwirrt von der Vielzahl der unterschiedlichen Abbildungen im Internet (100 Abbildungen - 100 verschiedene Messer). Es scheint, als wäre die auf die Bezeichnung M71 folgende Nummer entscheidender.
Vielleicht kannst Du mir da noch etwas auf die Sprünge helfen.
Nochmals vielen Dank für Deine Mühe und einen schönen Tag.
Gruß
Frank


28.02.13, 05:22:00

Zietenhusar

(Hausmeister)

Zitat von siebenbürgen:
Gehe ich recht in der Annahme, dass diese Artikel von jedermann quasi per Versandhaus-Katalog bestellt werden konnten? Dann wäre es nichts weiter als patriotischer Schnickschnack oder Statussymbol.
Guten Morgen, Frank,

der nicht vorhandene Gebrauchscharakter*) und die Klingenverzierung mit Bezug auf des Regiment bestätigt Deine Annahme. Hauptsächlich werden Regimentsangehörige oder Gönner eines solchen die Käufer so einer Waffe gewesen sein. Nach dem Dienst wird das Extraseitengewehr die Uniform im Ausgang vervollständigt haben, da eine für den Dienst verausgabte Waffe dafür nicht benutzt werden durfte. Das Anlegen von Dienstwaffen (Militäreigentum) außerhalb des Dienstes war in der Regel nicht erlaubt.

Gruß,
Thomas

*) Nicht auf das Gewehr aufpflanzbar, trotz manchmal vorhandener Vorrichtung oder Teile davon. Klingeneigenschaften nicht wie bei den Seitengewehren im Dienstgebrauch.

28.02.13, 05:50:54

Clouseau

(Mitglied)

Die Seitenwaffe, egal ob sie damals längst ihren Wert als tatsächliche Waffe verloren hatte, gehörte auf jeden Fall zum Soldaten, bzw. zur Uniform. Die Soldaten, die sich für viel Geld derartige Dinge zur Erinnerung an ihre Dienstzeit erwarben und bis zum Lebensende stolz in der “guten Stube” verwahrten und pflegten, dokumentierten damit ihre Verbundenheit zum damaligen Staat.

Man kann sie daher vielleicht noch mit dem Begriff “Statussymbol” belegen. Was man aber in diesem Forum vermeiden sollte, sind Begriffe wie “patriotischer Schnickschnack”.
So etwas hätte ich in einer Postille von friedensbewegten Gutmenschen erwartet, die meinen, sich damit über uns “Waffennarren” lustig machen zu können.

Gruß
Clouseau


28.02.13, 13:26:14

siebenbürgen

(User)

Guten Abend Clouseau,

zunächst einmal vielen Dank für Ihren Hinweis. Im übrigen liegt es mir fern, mich über Ihr interessantes Hobby oder die patriotischen Gefühle lustig zu machen. Ich werde meine Worte nächstes Mal sorgfälltiger wählen.
Es ging mir um den militärischen Bezug. Als Bestandteil der Uniform im Ausgang ist dieser gegeben.

Gruß
Frank

28.02.13, 20:13:44

limone

(Super-Moderator)

Anhängend noch ein paar Namen zum Infanterie-Regiment Nr. 163 aus der "Rang- und Quartier-Liste der Königlich Preußischen Armee" Stand 1. Mai 1898.
"Schleswig-Holsteinisches" durfte es sich ab 1902 nennen.


Grüße

Carsten




     Fröhlich sein, Gutes tun, und die Spatzen pfeifen lassen...
28.02.13, 20:33:00

siebenbürgen

(User)

Guten Abend Thomas,

vielen Dank für Deine Ausführungen. Als Bestandteil der Uniform im Ausgang ist für mich der militärische und offizielle Bezug gegeben, zumal das Tragen dienstlich gelieferter Waffen nicht gestattet war, wie Du schreibst. Es wäre ja auch interessant, wo man ohne Seitengewehr Troddel oder das Portepee gelassen hätte.
Ich werde also mal versuchen, das gute Stück zu erwerben.
Ist vielleicht der Beginn einer neuen Sammelleidenschaft.

Gruß
Frank

28.02.13, 20:41:09

siebenbürgen

(User)

Guten Abend Carsten,

vielen Dank für den Auszug. Ich werde mir einmal den Band 184 aus der Reihe "Erinnerungsblätter deutscher Regimenter" besorgen.

Gruß
Frank

28.02.13, 21:05:29
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