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Thema: Aushilfsseitengewehr 88/98 mit Messinggriff => Carter Nr. 22 (https://www.deutsches-blankwaffenforum.de/topic.php?id=4067)


Geschrieben von: croixdefer am: 24.07.12, 16:36:04
Hallo

Ich habe dieses schöne Bajonett heute gekauft.

Stempel auf Seitengewehrtasche: Zoll-Amt

Amitiés
Gilles


Geschrieben von: schwekapi am: 24.07.12, 17:33:05
Als absoluter Bajonett-Laie möchte ich gern mal meckern und bitte dafür um Nachsicht.

Meister

Bitte, bitte macht Euch die Mühe, wenigstens das Modelljahr des "Messers" und woher es kommt anzugeben. Technische Daten wären aber auch nicht schlecht. Man muss immer mit Leuten wie mir in diesem Forum rechnen, die keine Ahnung von der Materie haben. Wobei ich aber sagen muss, dass das Foto hervorragend ist!


Geschrieben von: Gottscho1914 am: 27.07.12, 18:21:50
Aushilfsseitengewehr 88/98 Carter Nr. 22

Hallo Thomas ,

dies ist ein deutsches Aushilfsseitengewehr 88/98 mit Messinggriff aus dem 1.Weltkrieg,
siehe Anthony Carter "German Bayonets", Volume III, Seite 66 , Nr. 22.

Gruß Jens


Geschrieben von: schwekapi am: 28.07.12, 13:55:50
Hallo Jens,

heute Nacht bin ich aufgewacht und da stand plötzlich eine neue Frage zu diesem Bajonett im Raum. Soweit ich mich erinnern kann, wurde doch alles Buntmetall für Geschosshülsen bei der Artillerie und Infanterie benötigt. Sogar die Bevölkerung wurde aufgefordert, alle Buntmetalle dafür abzugeben. Versuche mit Eisenhülsen konnten nicht befriedigend abgeschlossen werden.

Wieso wurde dann ein Bajonett mit Messinggriff ausgerüstet? Das ist doch "pure Verschwendung"! Sowas hätte man doch ganz locker mit einem Eisengriff machen können.

Habt ihr dazu eine Idee?


Geschrieben von: Gottscho1914 am: 28.07.12, 15:28:13
Hallo Thomas ,

man hat sogar alte Messinggriffe von Faschinenmessern eingeschmolzen.
Gerade wegen dieser Materialknappheit sind Aushilfsseitengewehre 88/98 mit Messinggriff selten !

Gruß Jens


Geschrieben von: schwekapi am: 28.07.12, 18:08:54
Also sind diese Griffe auf deutsch gesagt "durchgerutscht".
Jetzt ist einiges klarer geworden.
Vielen Dank!


Geschrieben von: Gottscho1914 am: 28.07.12, 18:31:32

Hallo Thomas ,

nicht durchgerutscht , sondern Messing wurde nur selten von den Herstellern als Griffmaterial für Aushilfsseitengewehre 88/98 , wegen der Rohstoffknappheit verwendet.

Gruß Jens


Geschrieben von: Michael04 am: 28.07.12, 18:54:43
Hallo Forum,

wenn Rohstoffknappheit zu Beginn des Krieges geherrscht hätte, würde man
auch keine Koppelschlösser aus Messing gefertigt haben. Man hat schlicht
nicht mit so einer langen Kriegdauer und Rohstoffknappheit gerechnet.
1915 ging es nur darum, schnell Seitengewehre herzustellen.

1916 wurden dann Buntmetalle, wenn möglich, durch Stahl ersetzt. Also
schon gegen Ende des Mangels an Seitengewehren. Die Seltenheit solcher
Messinggriffstücke erklärt sich durch spätere Rohstoffrückgewinnung, nachdem
die Truppe genügend Standartseitengewehre erhielt.


Grüße Michael


Geschrieben von: schwekapi am: 28.07.12, 18:56:24
So habe ich das auch gemeint.

Meine Vermutung ist so, dass die deutsche Materialkomission, oder wie auch
immer diese Institution genannt wurde, den Hersteller nicht richtig überwacht
hat. Denn sonst hätten die das mit Sicherheit nicht genehmigt. Wie geasagt
- nur eine Vermutung. Wie sonst kann man sich aber sonst erklären, dass
auf der einen Seite alte Waffen eingeschmolzen wurden und auf der anderen
Seite Waffen (Bajonette) mit Messinggriff hergestellt wurden. Zumal diese
Waffen einen hohen Ausfallgrad hatten. Den vielen Toten auf den Schlachtfeldern
wurden bestimmt die Bajonette nicht wieder abgenommen. Somit war dieses
Buntmetall verloren. Genau das war etwas, was nicht gut geheißen wurde.


Geschrieben von: schwekapi am: 28.07.12, 19:11:26
Hallo,

da muss ich mal eine grundsätzliche Frage stellen. Wurden Aushilfswaffen und Bajonette nicht erst eingeführt, als die deutsche Rüstungsproduktion nicht mehr in der Lage war, genügend Waffen her zu stellen?

Womit ich nicht von Waffen rede, die durch die Einnahme anderer Länder zu Deutschland kamen. Die Waffen waren ja schon da und wurden oft nur umbenannt. Ersatzbajonette wurden meiner Ansicht nach erst später hergestellt. Warum sind diese sonst auch meist in einem Minimum an Qualität gefertigt worden? Zum Teil nur geringfügig geformter und geschliffener Flachstahl.

Als Beispiel habe ich den sogennannten "Volkssturmkarabiner" vor Augen. Klar, war erst Jahrzehnte später - aber auch da waren durch die Kriegshandlungen die Materialreserven fast aufgebraucht.