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schwekapi

(Moderator)

Hier weiteres interessantes zum Reinigen der Steinschlosswaffen.

Übersetzt aus dem Buch:

Arméns Eldhandvapen förr och nu

av Josef Alm

Stockholm 1953 (die Bibel überhaupt für schwedische Handfeuerwaffen)

Gemäß einem Erlass vom 13.11.1744 bewilligte die Krone einen Schraubenmeißel und einen Schraub- oder Federhaken für das säubern der Schlosse pro Kompanie. Laut diesem Reglement sollte der Lauf gewöhnlich gereinigt werden mit Wasser und mit Werg oder Stofflappen, welche man um den auf den Lauf geschraubten Krätzer wickeln sollte. Den Rost im Lauf sollte man mit dem Kratzer „Feder“ aufbrechen „und den Rost austreiben damit“, worauf man den Lauf mit einem öligen Lappen durchziehen sollte. Die Schlosse und Eisenbeschläge sollte man mit nichts anderen reinigen als feinen Sand, welcher danach gründlich aus allen Schraubenlöchern entfernt werden muss. Zur Reinigung von Messingbeschlägen sollte man Wasser und Kreide anwenden und den Schaft öfters mit Öl überstreichen.
Um 1815 wurde man vorsichtiger. War der Lauf rostig oder mit einer dicken Krautschicht bedeckt, sollte das Zündloch verstopft werden und der Lauf mit warmem Urin gefüllt und nach einiger Zeit ausgegossen werden. Dann soll das Zündloch geöffnet werden und der Lauf in einen Wassertrog gelegt werden und dieser dann gründlich ausgewischt werden mit einem Stock welcher mit Werg umwickelt wurde, so dass er in den Lauf passte. Mit dem wischen soll man fortfahren bis sich das Wasser nicht mehr verfärbt, worauf der Lauf mit einem trockenen Lappen durchzogen werden sollte. Nun soll der Lauf über einem Feuer erwärmt werden, jedoch nicht ärger als man es noch anfassen kann mit den Händen und einölen am Schluss. Man konnte wenn es nötig war auch feinen Schmirgel benutzen. Es sollte jedoch bedacht werden das für die Reinigung des Laufes und der Beschläge „Ziegelmehl“ besser ist. Dieses konnte man zubereiten indem man zwei trockene Ziegelstücke miteinander rieb, wonach das Produkt noch ein sehr feines Sieb passieren sollte. Dieses verwendete man auch zum Reinigen des Schlosses wobei man aber frühzeitig auch „Beinöl“ einsetzte, welches man aus dem Mark von Ochsenklauen bereitete und in kleineren Mengen auch aus Ochsenbein. Zum einölen verwendete man Baumöl. Vaseline ersetzte man durch „Talgöl“, eine Mischung von Talg und Baumöl.
Mehr als durch die Abnutzung im Dienst und des groben Reinigen der Waffen wurden sie durch eine gebräuchliche Unsitte im 18. und der ersten Hälfte im 19. Jahrhundert beschädigt. Oft mit stillschweigender Billigung der Vorgesetzten bauten die Soldaten ihre Gewehre so um, dass sie so laut klappern wie möglich.
Um das zu erreichen wurde der Stift oder die Ladestockfeder entfernt, nahm Holz unter den Bändern weg, höhlte den Kolben unter der Kolbenplatte aus und füllte diese Aushöhlung mit Kieselsteinen, erweiterte das Ladestockspiel durch glühend machen des Ladestockes, um so „Exerziergeräusche“ zu erhalten. „Der Soldat hantierte mit dem Gewehr mit mehr Lust und Leichtigkeit wenn er die Handgriffe hören konnte und das exerzieren wurde Lebhafter“, sagte Schröderstjerna 1815. Diese Unsitte war international. In Frankreich wurde angeordnet, dass der Regimentschef den vollen Wert der beschädigten Waffen bezahlte, wenn man Exerzierlaute hörte.





Gruß vom alten Schweden,
Thomas
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Die Liebe des Volkes ist meine Belohnung.
Wahlspruch von König Carl XIV. Johan
06.03.12, 22:22:40
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