Ich möchte hier die Enterpike M 67 der Königlich Preussischen Marine vorstellen
Der bekannte und erfolgreiche Fachbuchautor Hans Reckendorf führt in seinem Buch „Die Handwaffen der Koeniglich Preussischen und der Kaiserlichen Marine“ (1) in dem Kapitel Enterpiken aus,
„Angaben zur Form, zu den Massen und zu den Gewichten der Piken der preussischen Flotte liegen nicht vor. Auch Realstücke sind dem Verfasser nicht bekannt“.
Die von ihm weiter angeführten Textstellen aus Schreiben des Allgemeinen Kriegsdepartements des Kriegsministeriums an das Oberkommando der Marine (OKdM) und des Handwaffenetats für S.M. Schiffe zeigen, dass es schon in den 1850er Jahren ein eigenständisches Muster einer Preussischen Enterpike gab.
Reckendorf zitiert im Folgenden dann aus einem Schriftwechsel zwischen dem Marineministerium und dem OCdM und belegt damit, dass im Jahre 1867 ein neues Modell ordonnanzmässig wurde.
Am 27.08.1867 schreibt das Marineministerium an das OCdM (2)
„Dem Königlichen Ober-Commando beehrt sich das Marine-Ministerium eine Zeichnung und eine entsprechende von der Gewehrfabrik zu Spandau auf Grundlage des bis jetzt für die Marine geltenden, ursprünglich englischen Modells gefertigten Enterpike mit dem Ersuchen um eine recht bald gefällige Äusserung ganz ergebenst zu übersenden, ob Wohldasselbe mit der Feststellung diese Modells für künftige Beschaffungen von Enterpiken einverstanden ist, resp.: ob und welche Veränderungen in der Construktion und den Dimensionsverhältnissen dieser Enterpike wünschenswerth erscheinen.“
Am 10.10.1867 antwortet das OCdM (2)
„Das Königliche Ober-Commando beehrt sich das Marine-Ministerium ganz ergebenst zu benachrichtigen, dass die Anfertigung von 180 Enterpiken nach dem unter dem 27. August dem Königlichen Ober-Commando zur Kenntnis und Begutachtung gebrachten Enterpiken-Modelle diesseits angeordnet worden ist.“
Die Preussischen Enterpiken M 67 waren nur acht Jahre auf S.M. Schiffen im Einsatz und wurden im Frühjahr 1875 ausgemustert. Noch einmal Reckendorf
… „Kaiser Wilhelm I. unterzeichnete daraufhin am 23.0.1875 die nachstehende Allerhöchste Kabinetts-Ordre: „Auf Ihren Vortrag bestimme ich, dass fortan bei der Bewaffnung der Besatzung meiner Schiffe die Enter-Piken in Fortfall zu kommen haben“. (3)
Das Spiesseisen (die Kling) dieser Waffe bildet ein konisch zulaufender spitzer Vierkant der in zwei Schaftfedern ausläuft. Diese sind bündig im Schaftholz eingelassen und werden dort durch zwei Nieten fixiert.
Der Schaft wurde leider gekürzt so dass die Gesamtlänge der Waffe heute nur noch 156,5 cm beträgt. Die restlichen Daten lesen sich wie folgt.
Klingenlänge: 205 mm
Länge der Federn: 125 mm
Schaftdurchmesser: 29 mm
Stempelungen Klinge:gekröntes
W, SPANDAU, 67, Punze
Schaft: Punze, 67, gekröntes
W
Fussnoten:
(1) Hans Reckendorf „Die Handwaffen der Koeniglichen Preussischen und der Kaiserlichen Marine“ S. 82 ff
(2) Bundesarchiv Freiburg RM 1/v.613
(3) Bundesarchiv Freiburg RM 1/v. 614