Ich möchte nicht versäumen, den Freunden altpreußischer Husarenherrlichkeit eine ihrer herausragendsten Waffen vorzustellen, deren Originale heute mindestens ebenso dünn gesät sind, wie ihre Blankwaffen.
Kurzer Husarenkarabiner 1742
Heller Nussbaumvollschaft mit Kuhfußkolben und ovalen Schaftverschneidungen. Messingbeschläge bestehend aus halbem Nasenband am Vorderschaft, zwei kanellierten Ladestockröhrchen, einteiligem Abzugsbügel mit vorderer und hinterer Verlängerung, Kolbenblech mit ausgeprägter Kolbenblechnase auf der Kolbenoberseite, flachem, schlangenförmigem Gegenblech mit drei Schrauben und ovalem Daumenblech auf dem Kolbenhals. Konischer, in späterer Zeit ersetzter eiserner Ladestock mit konischem Stoßteil. Messing-Ovalkorn auf dem Lauf, Kimme in das Schwanzschraubenblatt eingefeilt. Flaches Steinschloss 1742 mit abgeschrägten Kanten und ebensolchem Schwanenhalshahn, die eckige Eisenpfanne ohne Verbindung zur Batterie, die Batteriefeder von der Schlossinnenseite her verschraubt. Eiserne Sattelstange mit beweglichem Ring an der linken Seite, ihr um Lauf und Schaft fassender Befestigungsring aus Eisen. Lauf auf seiner gesamten Länge rund, am Pulversack mit zwei Kanellierungen; Lauf/Schaftverbindung durch Kreuzschraube, Sattelstangenring, vordere Riemenöse und zwei Stifte. Ungewöhnlicherweise besitzt der Karabiner zusätzlich zu seiner Sattelstange zwei Riemenösen an Kolbenunterseite und am Vorderschaft, hinter dem ersten Ladestockröhrchen.
Hersteller Königliche Gewehrfabrik Potsdam-Spandau, betrieben durch Splitgerber & Daum, Herstellungszeitraum zwischen 1742 und 1775, entsprechende Herstellersignatur „POTZDAMMAGAZ“ auf dem Schlossblech außen; „S et D“ an der unteren Schrägkante des Schlossblechs, Herrscher-Monogramm „FR“ unter Krone auf dem Daumenblech, Güteprüfstempel in stilisierter Adlerform auf dem Lauf oben und links.
Gesamtlänge 901mm, Lauflänge 520mm, Schlosslänge 147mm, Kaliber des glatten Laufs 16,91mm, Gewicht 2.552g
Den zahlenmäßig größten Anteil an der Husarenbewaffnung stellte der kurze Husarenkarabiner M 1742. Die Regimenter N°1, N°5, N°6, N°8 und N°10 führten ihn ganz oder teilweise zusammen mit dem mittleren Husarenkarabiner M 1742.
Wie dieser wurde der kurze Karabiner seit 1742 bis 1786 in der Gewehrfabrik Potsdam-Spandau gefertigt und erst ab 1787 modifiziert.
Warum die preußische Husarentruppe von Regiment zu Regiment, ja sogar innerhalb eines Regiments eine unterschiedliche Karabinerbewaffnung geführt hat, konnte bis heute leider nicht geklärt werden, zumal das im Jahre 1743 ausgegebene Reglement für die preußischen Husaren-Regimenter mit keinem Wort auf diesen Unterschied eingeht. Bekannt ist lediglich, daß Friedrich der Große in einer Kabinettsordre vom 11. Januar 1742 in der Frage der Beschaffung neuer Husarenkarabiner dem damit befassten General Massow mitteilt, „daß ich die Proben so wohl von denen, so ich von dem Daun bestellet habe, als auch von denen, welche ihr machen lassen wollet, gegeneinander sehen will. Den Unterschied von langen (d.h. mittleren, d. Verf.) und kurzen Karabinern, auch von gezogenen und ohngezogenen will ich absolute haben. Auswärts solle keine von diesen Karabinern gemachet werden; was also davon bey uns gegen Anfang der Campagne fertig werden kann, ist gut; was nicht fertig werden kann, muss nachher gemachet, inzwischen aber denen Husaren-Regimentern aus dem Zeughause allhier Reuter (d.h. Kürassier- d. Verf.) Karabiner gegeben werden“.
Dies verdeutlicht, daß der Längenunterschied der Karabiner auf den Entschluss des Königs zurückzuführen ist, wobei jedoch die Beweggründe dazu, möglicherweise taktische, möglicherweise aber auch nur praktische Erwägungen, unbekannt blieben.
Vergl. hierzu:
Reglement vor die preußische Kavallerie, Berlin 1743
Winter, G.: Hans Joachim v. Zieten, eine Biographie, Leipzig 1886, 2 Bde., Bd.2, S.61
Gruß
corrado26