Hallo Haudegen,
willkommen im Forum und vielen Dank für Deine Frage.
Die reine Pflege sollte sich auf das Eindämmen von schädlichen Umwelteinflüssen beschränken, welche den einzelnen Teilen der Waffen zusetzen können. Die verwendeten Metalle, wie Eisen, Stahl und die einige Buntmetalle, sind gegen Oxydation empfindlich. Holz, Leder, Baumwolle, Seide und sonstige organische Bestandteile sind gegen Schimmel, Motten, Milben und Holzwürmer zu schützen. Zu starkes Licht wirkt sich durch gewisse Spektren negativ auf farbige Oberflächen aus und hat auf einige Materialien eine zersetzende Wirkung.
Dabei ist es denkbar einfach, die meisten der genannten schädlichen Einflüsse ohne viel Mühe einzudämmen. Dazu ist es wichtig, im Raum, in dem sich die Blankwaffen befinden, ein ausgeglichendes Klima zu schaffen. Schlagartige Temperaturschwankungen sind zu vermeiden. Die meiste Luftfeuchtigkeit schlägt sich auf den kühleren Metallen der Blankwaffen nieder, wenn man im Frühjahr oder Sommer versucht seine Wohnung durch Zugluft vermeindlich abzukühlen. Dabei herrschen draußen oft höhere Temperaturen als drinnen. Kalte Oberflächen wirken hygrostatisch, das heißt, sie ziehen Feuchtigkeit an. Dabei ist es nicht notwendig, daß die Oberfläche um die Null Grad Celsius haben muß, es reichen eben schon wenige Grad Unterschied zur Umgebungstemperatur.
Um Wasser nicht an das Metall kommen zu lassen, sind schützende Schichten aufzutragen. Blankeiserne und nicht oberflächenveredelte Buntmetalle sind mit Öl zu schützen.
Optimalerweise eignen sich dazu alle Waffenöle. Ich bevorzuge seit einigen Jahren sogenanntes Nähmaschinenöl. Nicht geeignet sind Speiseöle, stark säurehaltige oder aromatisierte Öle. Motoren- und Getriebeöle sind, wegen ihrer höheren Viskosität (Zähflüssigkeit), ebenfalls ungeeignet. Ölige Kraftstoffe, wie Diesel und Heizöl, sind sehr geruchsintensiv und wegen der möglichen negativen Bestandteile für eine dauerhafte Pflege ebenfalls nicht geeignet.
Für die Pflege ist nur ein hauchdünner Ölfilm nötig. Öltriefende Klingen und Scheideninnenseiten binden Schmutzpartikel an sich, die über die Jahre eine schmirgelnde, und somit zerkratzende, Wirkung auf die Oberflächen haben können. Die gleiche negative Wirkung erzielt man mit Fett.
Inwieweit überhaupt geölt werden darf, richtet sich nach den Oberflächen. Bleiben wir bei den Klingen, dann sollte man es unterlassen, vergoldete, gebläute oder sonstwie farblich angelassene Areale zu ölen oder überhaupt stark zu bereiben. Veredelte Oberflächen, wie vernickelte, verchromte und vergoldete Metalle, brauchen nicht geölt zu werden. Öl auf Nickel oder Chrom ist nicht schädlich, hat aber, außer der reinigenden oder schmierenden Eigenschaft, keinen Nutzen als Korrosionshemmer. Bei schadhaften Nickel- oder Chromschichten ist Öl umstritten. Einerseits wirkt es positiv auf freiliegendes unveredeltes Metall, andererseits kann es zwischen die Schichten kriechen und weiteres Ablösen der Oberflächenveredelung begünstigen. Hier reichen meine Beobachtungen aber nicht aus, um mir ein abschließendes Urteil darüber zu bilden.
Nebenbei schützt auch Staub sehr gut gegen Feuchtigkeit. Natürlich sollte man das, im Sinne der Ästhetik, nicht ausufern lassen.
Meine Blankwaffen werden bei Erhalt, wenn nötig, intensiv gereinigt. Jeder aktive Rost, alle fettigen und nicht originalen Anhaftungen werden rigoros entfernt. Dabei kommen im Bereich unveredelter Metalle auch mal fettlösende Mittel, wie Waschbenzin oder Verdünnung zum Einsatz. Dann wird das Metall trocken gewischt und Öl aufgetragen. Letzteres wird wieder abgewischt und erneut aufgetragen und so oft wiederholt, bis die Stellen auf dem Tuch, das ich dabei benutze, keine schmutzigen Flecke mehr zeigt. Das abgewischte Öl soll also auf dem Tuch genau so aussehen, wie vor dem Auftragen. Auch wenn das jetzt keine allgemeine Zustimmung bekommt, aber anschließend fasse ich die Waffen jahrelang nicht mehr an.
Um das oben erwähnte Licht auszugrenzen, lagert man die Blankwaffen an einer dem Sonnenlicht nicht ausgesetzten Stelle. Werden sie künstlich beleuchtet, meidet man ultraviolette und wärmeabstrahlende Leuchtmittel.
An den Griffen sammelt sich über die Jahrzehnte, bzw. Jahrhunderte, viel Schmutz zwischen den Drahtwicklungen, den Rillen und den Vertiefungen von strukturreichen Materialien an. Diesen Schmutz, bestehend aus öl- oder schweißgebundenen Staub, übergetünchte Farbe oder Fett, entferne ich, wenn nötig, auch schon mal mit einer scharfen Bürste. Holz und Leder bekommen dann eine dünne Schicht sauerfreies Fett.
Unter der Kategorie
Pflegen und Erhalten (<- Link) haben wir schon einige Beiträge zum Thema verfasst.
Gruß,
Thomas