Zu den...übersandten Fotos habe ich mir zwar eine Meinung gebildet. Aber leider gibt's dafür keine Beweise. So ein Stück habe ich bisher zweimal gesehen, nur weiß ich nicht mehr ob in natura oder auf Abbildungen.
Also Klinge und Griff mit Parierstange samt Schild mit gekreuzten Kanonenrohren gehören nicht zusammen. Das Stück ist so bei der regulären k.b. Armee nicht verwendet worden.
Die Klinge ist die eines kurfürstlich bayerischen Grenadiersäbels. Das ergibt sich daraus, dass sie mit "MJ" (bis 1806) und nicht mit "MJK" (ab 1806 Königreich) versehen ist. Dass es sich nicht um eine Füsiliersäbelklinge handelt, kann man aus der Länge der Hohlkehle ersehen.
Den Griff selbst halte ich für einen der beim k.b. Bürgermilitär (später Landwehr) für den k.b. Infanteriesäbel 38 verwendet wurde. Der Unterschied zum regulären IS 38 besteht darin, dass die Angel hier mit dem Griff nicht vernietet ist. Das hat man sich bei den Bürgerwehr-Faschinenmessern gespart.
Die Parierstange müsste auch im vorderen Teil absolut horizontal sein, aber so eine leichte Biegung nach oben kommt relativ häufig vor.
In dem Zwischenraum von Fehlschärfe und Parierstange war ein dickes Stück Leder angebracht, um das Mundblech der Scheide vor dem heftigen Schlag beim Versorgen der Waffe zu schützen.
Das Emblem "zwei gekreuzte Kanonenrohre" deutet auf die Verwendung der Waffe bei der Artillerie hin, es ist das bekannte, übliche. Solch ein Schild kommt bei den Seitengewehren dieses Musters bei der regulären k.b. Armee nicht vor.
Jetzt muss ich allerdings in den Bereich der reinen Spekulationen.
Das Stück könnte durchaus von einem geschickten Heimwerker zusammengebaut worden sein. Aber die von Ihnen geschilderte Art der Einpassung der Parierstange in den Hohlraum des Griffes lässt auf eine präzise Handwerkerarbeit schließen.
Der Ehrgeiz der Gemeinden und Städte im Königreich Bayern a u c h eine Bürgerwehr zu haben, war sehr groß. Meistens fehlte aber dann das nötige Geld. Das galt ganz besonders für Artillerie-Abteilungen, denn da mussten ja auch noch (teure) Kanonen beschafft werden.
Es ist also möglich, dass eine k.b. Stadt aus Sparsamkeitsgründen keine Artillerie-Faschinenmesser beschaffen wollte und deshalb auf vorhandene bzw. preiswerte Teile zurückgriff, die man von heimischen Handwerkern zusammenstellen lassen konnte.
Denn die Griffe des IS 38 waren sicher sehr günstig zu bekommen, der Kostenaufwand für Parierstange mit Schild und Emblem waren bei der geringen Menge auch erschwinglich und viele Gemeinden hatten noch größere Vorräte an ausgesonderten Füsilier- und Grenadier-Säbelklingen der früheren Nationalgarde...