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Thema: Ord. 1867 Eidgenössische Ordonanz, Säbel für Berittene Mannschaften, frühe Variante? (https://www.deutsches-blankwaffenforum.de/topic.php?id=10477)


Geschrieben von: Eisenhauer am: 20.09.25, 20:31:44
Vor einiger Zeit erwarb ich diesen Säbel Ord.1867. Aber der direkte Vergleich
zu hier vorgestellten Stücken zeigt doch deutliche Abweichungen.
Zum Stück:

Gesamtlänge in der Scheide versorgt = 104 cm
Klingenlänge = 86,5 cm
Hersteller laut Fehlschärfe: Gebrüder Weyersberg/Solingen
Darüber eingeschlagen wie eine Inspektionsmarke ein großes "S"

Gegenseite der Fehlschärfe ist mit dem Schweitzer Kreuz gemarkt.
Innenseite des Handschutzes gleichfalls das Schweizerkreuz und keine Waffennummer.
Nunmehr die Abweichungen: Die Scheide hat zwei feststehende Ringbänder,
also keine beweglichen. Zudem findet sich auf dem Scheideninnenseite
unterhalb des Mundblechs folgender Einschlag: G.R.II.65.

Diese Stempelung könnte stehen für den Kanton Graubünden, 2te Esquadron, Waffe Nr.65,
wobei ich mir dann den überflüssigen Punkt hinter dem "G" nicht so richtig erklären kann.
Es könnte auch ein Truppenstempel sein. Den könnte man dann deuten mit Gardereiter,
2te Esquadron etc. Mir ist unklar, ob die Schweizer überhaupt schwere Kavallerie
besaßen. M.W. nach war bei den Dragonern Schluß.

Wer hat das nötige Wissen und/oder die Fachliteratur, das Rätsel zu lösen!


Geschrieben von: fritz1888 am: 20.09.25, 21:27:25
Interessante Komposition, denn ich würde auf den ersten Blick sagen, dass die Scheide nicht in die Schweiz gehört. Versuch doch mal sächs. Garde-Reiter Regiment - dann passt das auch mit den festen Ringen an der Scheide.


Geschrieben von: Ulan13 am: 20.09.25, 21:34:10
"Mit der Bundesverfassung von 1848 übernahm der Bund die Ausbildung der Dragoner und der Guiden (Begleitschutz, Kurier- und Heerespolizeidienst), während die wichtigsten militärischen Kompetenzen weiterhin bei den Kantonen verblieben.
Die Militärorganisation von 1850 hatte 22 Kompagnien Dragoner und sieben Kompagnien Guiden im Auszug und 13 Kompagnien Dragoner und acht Halb-Kompagnien Guiden in der Reserve.
Das Bundesheer von 1870 umfasste 201.000 Mann mit 4.619 Kavalleristen. Ihre Bewaffnung bestand grösstenteils noch aus Pistole und Säbel, bis in den 1870er Jahren das Vetterligewehr eingeführt wurde.
Während bis 1848 jeder Reitersoldat Pferd und Ausrüstung selber bezahlte, konnten die Angehörigen dieser Truppen nun ihr Pferd, den Eidgenoss, zu einem ermässigten Preis von der Eidgenössischen Pferde-Regieanstalt in Thun erhalten, was insbesondere für Ackerbauern attraktiv war. Die Revision der Bundesverfassung von 1874 übertrug dem Bund die Verfügung über das Bundesheer, beschränkte die militärischen Kompetenzen der Kantone und führte damit zur Errichtung der Schweizer Armee. Jede Division verfügte über ein Kavallerieregiment und eine Guidenkompanie. Mit der Militärorganisation von 1874 wurde eine Einheit bei den Dragonern neu zu einer Schwadron. Es gab 24 Dragoner-Schwadronen zu 124 Mann, zusammengefasst in acht Kavallerie-Regimentern zu drei Schwadronen und zwölf Guiden-Kompagnien zu 43 Mann, insgesamt 3.500 Mann"
(Quelle: Wikipedia siehe auch hier )

Also nur Dragoner und Guiden, Du hattest recht, keine schwere Kavallerie!

Grüße vom Ulanen


Geschrieben von: Eisenhauer am: 20.09.25, 22:20:04
@fritz: Dann kann ich ja doch froh sein, denn die Scheide hatte mich auch
schon sehr an Sachsen erinnert, insbesondere auch die Mundblechhalteschraube
an der Scheidenrückseite in Form eines herausstehenden Zapfens ohne Schlitz.
So etwas kenne ich auch nur aus diesem Königreich.

Aber die Komposition muß schon vor lange Zeit erfolgt sein, denn alle Eisenteile
waren gleichmäßig flugrostig, und ich mußte sie erst einmal reinigen, um diese
Blankwaffe hier vorstellen zu können. Ansonsten ist der schweizer Säbel sehr
gut in der Scheide verpaßt, und die Klinge ist in einem tadellosen Erhaltungszustand,
nahezu neuwertig.

Bleibt dann nur noch die Frage nach dem Majuskel "S" auf dem Herstellerstempel
zu klären. verwirt


Geschrieben von: joehau am: 21.09.25, 20:16:07
Der Stempel 'S' steht sehr wahrscheinlich für das Zeughaus Solothurn.

Hier zur Ansicht die zugehörige Scheide mit 2 beweglichen Ringen,
früheste Version, Ringbänder mit weitem Abstand.


Geschrieben von: Eisenhauer am: 21.09.25, 20:36:59
Hallo, Joehau.
"S" für Solothurn würde schon Sinn ergeben. traurig
Das dieser Stempel nicht bei Weyersberg zwecks Abnahme geschlagen wurde, hatte ich vermutet. Wer "zerstempelt" sein eigenes Firmenzeichen?
Und Danke für das Detailfoto der Scheide.


Geschrieben von: Besançon am: 21.09.25, 21:05:45
Hallo Eisenhauer
Die Klingen des Säbels für berittene Mannschaft Eidg. Ord. 1867 sind Solinger Standardklingen. Es passen somit auch Scheiden von deutschen Säbeln.
Die Scheide gehört nicht zum Säbel, auch wenn sie passgenau ist. Die Markierung auf der Scheide mit Truppeneinheit stammt nicht aus der Schweiz.
Schweizer Ordonnanzsäbel sind nie mit Trupeneinheiten markiert. Die Serie der Säbel Modell 1867 für berittene Mannschaft wird erstmals mit Schweizerkreuz markiert. Frühe Modelle wurden in einezlnen Kantonen noch mit der Kantonspunze markeirt (z.B. Bern und Waadt).


Geschrieben von: fritz1888 am: 21.09.25, 21:14:47
Zitat von joehau:
Der Stempel 'S' steht sehr wahrscheinlich für das Zeughaus Solothurn.

Hier zur Ansicht die zugehörige Scheide mit 2 beweglichen Ringen,
früheste Version, Ringbänder mit weitem Abstand.


Interessant, Solothurn könnte sein. Ich kenne den Solothurner Zeughausstempel eigentlich nur mit dem Kantonswappen eingerahmt von den Buchstaben S und O. Es gibt ja auch noch andere Kantone, die mit dem Buchstaben S beginnen. Da müsste man noch einmal die Schweizer Sammler bemühen, um das zu klären.


Geschrieben von: fritz1888 am: 21.09.25, 21:21:04
Zitat von Besançon:
Hallo Eisenhauer
Die Klingen des Säbels für berittene Mannschaft Eidg. Ord. 1867 sind Solinger Standardklingen. Es passen somit auch Scheiden von deutschen Säbeln.
Die Scheide gehört nicht zum Säbel, auch wenn sie passgenau ist. Die Markierung auf der Scheide mit Truppeneinheit stammt nicht aus der Schweiz.
Schweizer Ordonnanzsäbel sind nie mit Trupeneinheiten markiert. Die Serie der Säbel Modell 1867 für berittene Mannschaft wird erstmals mit Schweizerkreuz markiert. Frühe Modelle wurden in einezlnen Kantonen noch mit der Kantonspunze markeirt (z.B. Bern und Waadt).


Sehr interessant, danke!


Geschrieben von: Eisenhauer am: 25.09.25, 14:55:13
Ich bedanke mich auch für die doch zahlreichen Hinweise.
Die stark flugrostige Scheide ist gerade in Arbeit. Der M 1867 geht danach seinen Weg. Schon erstaunlich, was sich so Alles zusammen gefügt hat in früherer Zeit. zwinkern