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fritz1888

(Moderator)

Dieser Preußische Artillerie-Offizier-Säbel befand sich bis vor ein paar Jahren in meinem Besitz und ließ sich einem doch recht interessanten Offizier zuordnen.

Plastisch verziertes Messing-Bügelgefäss mit Blattwerk und Medaillon. Auf den gerundeten Parierstangen-Lappen außen über gekreuzten Kanonenrohren aufgelegter Gardestern; innen leeres Wappenschild. Nach unten abgebogener Parierstangen-Arm in kleinem Löwenkopf auslaufend. Griffring durch Blattwerk verziert.

Ganze Griffkappe mit Blattwerk und plastischem Löwenkopf mit roten Augen. Verdeckte Vernietung. Gebauchte und gerippte Griffhülse mit Fischhautüberzug und drei Lagen Silberdrahtwicklung.

Vernickelte Steckrückenklinge mit Schör aus Eisenhauer Damaststahl. Auf der Außenseite geätzt mit Ranken und Reichsadler unter Krone sowie der Widmung „J./l. Erich Pulkowski seine Mutter“; auf der Innenseite Ranken und die Aufschrift „Eisenhauer Prima Damaststahl“ sowie die Devise „Furchtlos und treu“. Rückenätzung von Ewald Cleff Solingen; schwache Reste einer Vergoldung an der Fehlschärfe.

Dazugehörige, schwarze Stahlblech-Scheide mit zwei Messing-Ringbändern, der untere Tragering aus Messing vorschriftsmäßig entfernt.

Gesamtlänge (versorgt) 970 mm; Klingenlänge 800 mm; Klingenbreite (max.) 28 mm

Erich Pulkowski stammte aus einer alten Offiziersfamilie, deren Mitglieder oft bei der Artillerie standen. Er trat 1891 als Sekondelieutnant der 3. Batterie in das Fußartillerie-Regiment General-Feldzeugmeister (Brandenburgisches) Nr. 3 in Mainz ein. Während einer Karriere, die sich bis in den Ersten Weltkrieg erstreckte, diente er unter anderem an der Vereinigten Artillerie- und Ingenieurschule, im Lehrbataillon der Fussartillerie-Schiesschule und in der Artillerieprüfungskommission. Nach Erich von Pulkowski sind zum Beispiel das „Pulkowski-Verfahren” und die “Pulkowski-Tafeln“ benannt und er verfasste Abhandlungen zur Feldhaubitze 1902, den „Leitfaden für Kanoniere und Fahrer der Fussartillerie“ sowie die "Kurzgefasste Geschichte des Fußartillerie-Regiments General-Feldzeugmeister (Brandenburgischen) Nr. 3” (1901).

Das Buch "Am 10. Dezember in Kiernozia: Kopfschuss" war leider noch nicht erschienen als sich der Säbel in meinem Besitz befand und so musste ich doch noch viel selber recherchieren.


05.01.25, 08:26:39

Ulan13

(Mitglied)

Tolles Stück, noch dazu mit der Geschichte! Vielen Dank für diesen interessanten Beitrag!

Grüße vom Ulanen

05.01.25, 10:36:28

Zietenhusar

(Supporter)

Vielen Dank, Peter,

für die Präsentation des Säbels und für den Einblick in das militärische Leben seines ehemaligen Besitzers. Ich habe mich auf die Schnelle auch gleich mal über das Regiment belesen. Sehr interessant.

Die Herausgeber des Buches Am 10. Dezember in Kiernozia: Kopfschuss scheinen Nachfahren des Erich zu sein. Was mich erstaunt ist die Tatsache, dass so persönliche Dinge, wie dieser Säbel z.B., aus der Familie herausgenommen und im Verkauf landen. Aber, nicht jede Generation hält an familiären Dingen fest und je mehr Erben vorhanden sind, um so schneller werden Nachlässe aufgeteilt und weggegeben.

Gruß,
Thomas

06.01.25, 03:33:43

fritz1888

(Moderator)

Tja, wenn unsere Blankwaffen ihre Geschichte erzählen könnten…
Man darf nicht vergessen, dass die Familien ja oft keinen Einfluss darauf hatten; da gab es 2 Weltkriege, Zeiten der Entbehrung und Flucht, Kriegsgefangenschaft vielleicht, Besatzungszeit und dann eine Zeit, in der man über alles Militärische gar nicht sprechen wollte. Da ging so ein Säbel eben mal verloren.

06.01.25, 17:50:25
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