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Preussen

(Mitglied*)

Guten Tag,
ich finde in meinen Unterlagen das Bild eines Soldaten mit einem Seitengewehr, von dem ich bisher annahm, dass es sich um einen Hirschfänger M 57 (für die Pikenbüchse) handelt. Da an der Waffe keine grüne Säbeltroddel befestigt ist und der Kamerad mit einem Perkussionsgewehr posiert, kann das eigentlich nicht sein?! Vielleicht lässt sich über die Uniformbestimmung das Seitengewehr identifizieren.
Besten Dank & Gruss
Preussen 

27.10.24, 10:15:05

Clouseau

(Mitglied)

Bei der Seitenwaffe handelt es sich um einen Hirschfänger M/1857.

Bei der Feuerwaffe handelt es sich nicht um ein Gewehr, sondern um den sog. Krankenträgerkarabiner. Dieser wurde hergestellt aus älteren, ehemaligen Kavallerie-Karabinern M/1821 U/M. Gemäß AKO vom 21. Dezember 1854 wurde in jedem Armeekorps eine Krankenträger-Kompanie errichtet; im Kriegsfall sollte diese 45 Tragbahren bewegen können.

Die Krankenträger erhielten als Schusswaffe diesen, in leicht unterschiedlichen Varianten bekannten Karabiner. Die Änderungen fielen verschiedenartig aus: Abschneiden der Reitstange, Bohren einer Ladestocknut mit Anfertigung eines Ladestocks, falls das nicht möglich war, das Anbringen eines mittleren und vorderen Laufrings mit Riemenöse sowie einer zweiten Öse hinten an der Kolbenunterseite.

Dazu eine auf diesen natürlich nicht aufpflanzbare Seitenwaffe. Auch hier wurden unterschiedliche Modelle genutzt, scheinbar je nachdem, welche Muster im AK gerade disponibel waren, z. B. Faschinenmesser n. M. oder eben solche Hirschfänger. Die beigefügte Abbildung aus dem Soldatenfreund zeigt einen Krankenträger des Garde-Korps, ausgestattet mit Faschinenmesser n. M..

Es hat also auch mit der Troddel auf dem Foto alles seine Richtigkeit, da die Waffe hier nichts mehr mit der Jägerei zu tun hat.


27.10.24, 11:41:16

Preussen

(Mitglied*)

Guten Tag Clouseau
und besten Dank für die schnelle, kompetente Antwort. Die Frage mit dem Seitengewehr und der Säbel-Troddel ist also geklärt.
Da die Hirschfänger in den Jägerbataillonen bis 1868 Verwendung fanden ist es erstaunlich, dass die Krankenträgerkarbiner in dieser Zeit, d.h. in den siebziger Jahren, noch mit Perkussionszündung versehen waren!?
Danke und Gruss
Preussen


27.10.24, 14:10:32

Preussen

(Mitglied*)

Guten Tag,
bei der weiteren Beschäftigung mit dem Thema und nach Rücksprache mit einem mir befreundeten Schusswaffensammler konnte ich folgende Erkenntnisse gewinnen.
  • In den Jägerbataillonen wurde die sogenannte Pikenbüchse bereits ab 1865 durch ein neues Modell ersetzt und damit wurden Hirschfänger M 57 disponibel.
  • Bei Maier Band IV S. 631 ist ebenfalls zu lesen „[...] bei den Jägerbataillonen Nr. 5 und Nr. 6 nur bis 1865.“
  • Die Krankenträger führten angeblich im Deutschen Krieg 1866 noch Krankenträgerkarabiner mit Perkussionszündung.

Gut, dass wir darüber geredet haben. Danke & Gruss
Preussen


29.10.24, 18:43:59
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