@ Gost Oberwachtmeister ist kein Dienstgrad der kaiserlichen deutschen Armee, sondern Feldwebel oder Vice-Feldwebel bzw. Wachtmeister bei berittenen Truppenteilen.
Der Degen mit dem Füsiliergefäß (Werbeaussage im Firmenkataloge: „Infanterie-Offizier-Säbel mit glatter Bügelmontur“) erlebte jedenfalls keine Renaissance nach Einführung des Infanterie-Offizier-Degens n/M. Nur sehr wenige ehemalige Füsilier- und Jäger-Offizieren scheinen nach Fotos eine Zuneigung zu diesem Sondermodell gefunden haben. Es hat eher den Anschein, daß dieses Sondermodell bei allen Lieferanten ein Schattendasein gefristet hat. Für die Hersteller spielte das aber keine Rolle, die Teile waren vorhanden, und eine Montage war unkompliziert und ein weiteres Sondermodell war im Katalog.
Damit wäre schon einmal grob der zeitliche Rahmen gespannt.
Zu der eingangs einmal gestellten Frage nach der Bewaffnung der Zahlmeister im Feldwebel- bzw. Unteroffiziersrang. Er trug genau die Waffe seiner Charge und seiner Einheit. Der oben genannte Paragraph über "gewährten Offizier-Seitengewehre (§.6,3)" bezieht sich nur auf Offizier-Seitengewehre und deren bereitgestellten Mengen.
Bei den Infanterie-Bataillonen war für den Zahlmeister ein Infanterie-Seitengewehre U/M vorgesehen, bei der Kavallerie ein K.D.89 bzw. K.D. 54, bei der Artillerie trug hingegen der unberittene Zahlmeister wiederum das U/M. Mit dem Dienstgrad Vice-Feldwebel oder –Wachtmeister legten sie das jeweilige Offizier-Seitengewehr – jeweils mit dem silbernen Portepee! – an. Also I.O.D., K.O.S. oder A.O.S. und K.O.D. etc.
Wobei mir die Benennung „Degen für Oberzahlmeister“ noch immer wie ein schlechter Scherz vorkommt. Ob nun der Truppenstempel auf der Scheide echt oder einfach nur handgedängelt ist, ist in diesem Zusammenhang eher zweitrangig. Wurden Degen und Scheide zufällig zusammengestellt, könnte die Stempelung der Scheide original sein. Wenn hiermit aber ein Braunschweiger kreiert werden sollte, muß man das als einen Angriff auf die Fachkompetenz der Blankwaffenkundler und Museumsmitarbeiter auffassen. Dann ist auch die Scheide nur - wie der vornehme Engländer sagt - „a pice of shit“.
Das I. und II. Bataillon hatten Degen besonderer Probe, beim (III.) Leibbataillon war es ein spezieller Säbel. Angelegt von den Offizieren und den Portepee-Unteroffizieren. Näheres dazu siehe
HIER.
Hier hätte also der Zahlmeister im Portepeeunteroffiziersrang den braunschweigischen Offizier-Säbel führen müssen.
Zum Degen an sich: Soweit man dafür Fotos zu Rate ziehen kann, halte ich die Abnahmestempel für eine nachträgliche und sicherlich nicht zeitgenössische Arbeit. Dafür spricht auch die schlecht ausgeführte Vernietung und die Klingenabnahme. Wie sieht denn der Übergang zwischen Klinge und Parierstange unter dem unpassenden und falschen Stoßleder aus?
Gruß
ulfberth