Was die Leute so alles wegwerfen...! Bei uns gibt es seit einiger Zeit die Sitte, Dinge mit dem Vermerk "Zum Mitnehmen" vor die Haustür zu stellen, bevor die Sachen in den Müll, bzw. Sperrmüll wandern. Eine löbliche Einrichtung von der ich schon oft profitierte, nicht nur weil ich dort schöne Sachen fand, sondern auch weil ich selbst mich von Dingen befreien konnte, die ich nicht mehr benötigte, die aber doch zu schade für den Müll waren.
Wie auch immer, jedenfalls zogen ein paar Straßen weiter Leute aus ihrem Haus aus und stellten eine Menge Dinge auf die Straße. Unter anderem das nachfolgend abgebildete Portrait eines jungen Soldaten in Blei.
Es hatte geregnet und das Bild, das sich in einem älteren Rahmen befand, hatte diese Regengüsse gut überstanden, war es doch durch den Rahmen geschützt gewesen. Diesen selbst hatte der Regen allerdings das Leben gekostet, die hintere Pappe war durchweicht und der Holzrahmen selbst aufgequollen, so daß dei Farbe abgeplatzt war. Nachdem ich das Teil geöffnet und das Blatt mit der Zeichnung herausgenommen hatte, gelang es mir, auch das Passepartout, welches wellig geworden war, zu trocknen und wieder zu glätten.
Am Wochenende nun verpasste ich dem Ganzen einen neuen Rahmen, der sogar noch erheblich schöner ist, als der alte.
Nun zum Bild selbst: Dargestellt ist ein junger Mann in Uniform. Die Bleistifftzeichnung ist äußerst qualitätvoll ausgeführt. Unten rechts auf dem Blatt (ziemlich grobes Papier übrigens, eher feldlagermäßig als ateliermäßig) befindet sich der Name "Eichelberger R." und das Datum "1916". Leider kann ich die Uniform nicht zuordnen, allerdings gab es nach meinen Recherchen einen Robert L. Eichelberger, der 1916 Oberleutnant der US-Streitkräfte war und es später zum General gebracht hat (
siehe hier) Ob es sich bei dem Dargestellten um diesen Mann handelt, weiß ich natürlich nicht, es ist nur eine Möglichkeit.
Es gab auch einen US-Maler Robert A. Eichelberger (1861-1890), der jedoch schon lange tot war zur Zeit der Entstehung, dessen Sohn, falls er einen gehabt hat und der das Talent des Vaters geerbt hätte, allerdings altermäßig passen könnte, so daß die Schrift auf dem Blatt eine Signatur darstellen würde und nicht den Namen des Dargestellten. Wenngleich diese Theorie ein wenig weit hergeholt ist.
Oder es gibt noch zahllose weitere Möglichkeiten, allerdings ist die Qualität der Zeichnung derart hoch, daß ein akademischer Maler durchaus angenommen werden kann.
Leider entsprechen meine Fähigkeiten als Fotograf nicht den Fähigkeiten des Künstlers, ich Erz-Esel hätte das Blatt halt vor dem Rahmen fotografieren sollen...
Jedenfalls bietet es einen schönen Anblick und hängt nun bei mir an der Wand. Es ist halt schade, daß solche Dinge einfach entsorgt werden, aber klar, ist ja alt und miltitärisch, also "pfui"...
Grüße vom Ulanen