Hallo zusammen.
20.07.24, 20:06:00
Knecht
Hallo zusammen,
Mein Name ist Knecht und ich komme aus dem schönen Westfalen.
Mein Hauptaugenmerk liegt tatsächlich nicht im Sammeln von Waffen, sondern in der historischen Darstellung.
Im Bereich der Waffen liegt mein besonderes Interesse bei den Bauernwehren,Langen Messern sowie Dolchmessern des 15. Jahrhunderts, speziell für meine Region Westfalen.
Da ich eine möglichst regionale und authentische Darstellung anstrebe, erhoffe ich mir durch das Forum Erkenntnisse, welche ich mir bisher nicht selbst erschließen konnte.
Mit freundlichen Grüßen,
Knecht
20.07.24, 21:38:10
Ulan13
geändert von: Ulan13 - 20.07.24, 21:39:50
Hallo Knecht,
ein schönes Spezialthema, das Du da gewählt hast! Herzlich willkommen also in Forum, auf daß Du findet was Du suchst! "Darstellung" bedeutet in diesem Zusammenhang historische Einordnung und Wesenhaftigkeit dieser Waffen, aber auch Entstehungsgeschichte und handwerkliche, bzw. regionale Eigenart? Auch kunstgeschichtliche Darstellung, etwa auf Bildern?
herzliche Grüße vom Ulanen
21.07.24, 14:41:55
Knecht
Hallo Knecht,
ein schönes Spezialthema, das Du da gewählt hast! Herzlich willkommen also in Forum, auf daß Du findet was Du suchst! "Darstellung" bedeutet in diesem Zusammenhang historische Einordnung und Wesenhaftigkeit dieser Waffen, aber auch Entstehungsgeschichte und handwerkliche, bzw. regionale Eigenart? Auch kunstgeschichtliche Darstellung, etwa auf Bildern?
herzliche Grüße vom Ulanen
Darstellung bedeutet im living history /reenactmentbereich.
Grundsätzlich aber auch die von dir genannten Punkte, da ich schon eine starke Leidenschaft für diese Waffen hege, die das gewöhnliche Maß eines Reenactors stark übersteigen dürfte :D
Was die kunstgeschichtliche Darstellung auf Bildern angeht (bspw. Altarbilder), bin ich was den Realismusgehalt angeht, eher skeptisch.
21.07.24, 16:40:46
Ulan13
geändert von: Ulan13 - 21.07.24, 16:42:14
Was die kunstgeschichtliche Darstellung auf Bildern angeht (bspw. Altarbilder), bin ich was den Realismusgehalt angeht, eher skeptisch.
Also wenn ich mir beispielsweise die Darstellung alter Waffen auf Grabdenkmälern anschaue, aber auch auf Gemälden, so waren die Alten schon um Genauigkeit bemüht. Gerade die kunstgeschichtliche Abbildung dient heute daher nicht selten einer zeitlich-historischen Einordnung. Dies auch nach regionalen Spezifikationen. Ab der Renaissance geht die Genauigkeit sogar soweit, daß beispielsweise Schmuck heute noch identifizierbar ist, sofern der abgebildete Schmuck sich etwa noch in Familienbesitz befindet. Bei Waffen, dem Schmuck des Mannes, ist es ähnlich.
Sicherlich ist bei Altarbildern etwa die Abbildung von Waffen standartisiert, aber typologisch lassen sich durchaus große Übereinstimmungen mit realen Stücken feststellen. Ich möchte da in diesem Zusammenhang beispielswese auf Bilder aus der Zeit der Bauernkriege im 16. Jhd. verweisen. Schau Dir mal Bilder, insbesondere Drucke, von Dürer oder Holbein an!
Gerade der Reenactmentbereich ist ja auf solche Darstellungen angewiesen, wie ich glaube. Woher sonst sollte man wissen, was die Jungs früher für Klamotten trugen? :rolleyes:
Wie auch immer, jedenfalls ist es ein schönes Hobby, das Du da hast und ich denke, es wird hier schon den einen oder anderen geben, mit dem Du Dich da auf Augenhöhe austauschen kannst!
21.07.24, 18:29:00
Knecht
Was die kunstgeschichtliche Darstellung auf Bildern angeht (bspw. Altarbilder), bin ich was den Realismusgehalt angeht, eher skeptisch.
Also wenn ich mir beispielsweise die Darstellung alter Waffen auf Grabdenkmälern anschaue, aber auch auf Gemälden, so waren die Alten schon um Genauigkeit bemüht. Gerade die kunstgeschichtliche Abbildung dient heute daher nicht selten einer zeitlich-historischen Einordnung. Dies auch nach regionalen Spezifikationen. Ab der Renaissance geht die Genauigkeit sogar soweit, daß beispielsweise Schmuck heute noch identifizierbar ist, sofern der abgebildete Schmuck sich etwa noch in Familienbesitz befindet. Bei Waffen, dem Schmuck des Mannes, ist es ähnlich.
Sicherlich ist bei Altarbildern etwa die Abbildung von Waffen standartisiert, aber typologisch lassen sich durchaus große Übereinstimmungen mit realen Stücken feststellen. Ich möchte da in diesem Zusammenhang beispielswese auf Bilder aus der Zeit der Bauernkriege im 16. Jhd. verweisen. Schau Dir mal Bilder, insbesondere Drucke, von Dürer oder Holbein an!
Gerade der Reenactmentbereich ist ja auf solche Darstellungen angewiesen, wie ich glaube. Woher sonst sollte man wissen, was die Jungs früher für Klamotten trugen? :rolleyes:
Wie auch immer, jedenfalls ist es ein schönes Hobby, das Du da hast und ich denke, es wird hier schon den einen oder anderen geben, mit dem Du Dich da auf Augenhöhe austauschen kannst!
Ja aber wenn man sich bspw mal Bauernwehren ansieht, so sind mir in den Bodenfunden / überdauerten Stücken bisher nur wenige bekannt, die über eine Clip-Point-Klinge verfügen ( ich bin für jede Quelle dankbar, also falls er was hat, nur her damit).
In der Kunst sind diese aber quasi allgegenwärtig.
Grundsätzlich hast du recht, dass da schon ein grosses Stück Realität drin steckt.
Fraglich ist dann halt aber auch, wie verbreitet war das Ganze und lässt sich dass dann auch auf die Region münzen, für die es geschaffen wurde?
Oder gab es da sowas wie eine bestimmte "Mode" innerhalb der Kunst, die überregional angewendet wurde ?
Ja ich denke auch, dass das hier ein gutes Plätzchen für mein Hobby ist.
Ich freue mich auf den Austausch.
24.07.24, 11:54:37
Ulan13
geändert von: Ulan13 - 24.07.24, 12:25:34
Fraglich ist dann halt aber auch, wie verbreitet war das Ganze und lässt sich dass dann auch auf die Region münzen, für die es geschaffen wurde?
Oder gab es da sowas wie eine bestimmte "Mode" innerhalb der Kunst, die überregional angewendet wurde ?
Ich muß vorausschicken, daß Bauernwehren nicht mein Sammelgebiet sind, daher weiß über diese speziellen Waffen nicht so unheimlich viel, aber beispielsweise bei Dolchen ist es schon so, daß spezielle Formen regional begrenzt waren. Ich denke da etwa an die sächsischen Dolche im 16. Jhd., die schweizer Dolche oder italienische Ohrendolche derselben Epoche. Da ist das schon so, daß die nur in einer gewissen Region beheimatet waren. Aber das war immer schon so, bis in die Antike hinein. Sogar gewisse steinzeitliche Flintklingen waren in ihrer Art regional begrenzt, wenn sie auch zum Teil in andere Gebiete gehandelt wurden.
Zur Mode in der Kunst darf nicht vergessen werden, daß die Maler der damaligen Zeit natürlich ihre heimatlichen Landschaften ebenso in den Vordergrund stellten, wie die dort herrschenden Moden. So wurden, wenn Du Dir etwa religiöse Motive anschaust, eine Verkündigung Mariens, nur um ein Beispiel zu nehmen, wenn sie von einem, sagen wir mal, flämische Maler gemalt wurde, oft so konzipiert, daß Maria flämische Kleidung der damaligen Zeit trug und im Hintergrund eine flämische Stadt, Burg, oder Landschaft zu sehen ist. Dasselbe trifft natürlich auf Waffen bei Kriegs- oder Massenszenen zu. Da haben dann, ganz gleich wo das eigentliche Geschehen beheimatet ist, die Akteure flämische Kleidung und flämische Waffen, um beim Beispiel unseres flämischen Malers zu bleiben. Ein sehr schönes Beispiel finden wir etwa im Stundenbuch des Duc de Berry Anfang des 15. Jhd.
Dieser regionale Bezug war übrigens in der Kunst bis in unsere Zeit üblich. Ich besitze ein japansches Teeeservice aus den zwanziger/dreißiger Jahren, wo Jesus und die Jünger als Japaner dargestellt sind. Und zwar inklusive Kleidung, landschaftliche Darstellung, etc.
Andererseits haben die damaligen Maler ihre Lehrjahre oft in anderen Regionen absolviert (Dürer etwa in Italien) und von da selbstverständlich auch einiges an Motiven und Darstellungsweisen mitgenommen.
Dennoch waren die dargestellten Dinge fast immer real und keine Phantasieprodukte der Maler, zumindest was Gerätschaften, Waffen, Kleidung anbetraf. Bei dem Personen gibt es eine solche phantastische Freiheit durchaus. Man denke nur an H. Bosch!