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Gartenarchäologie

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22.05.24, 09:09:04

Zietenhusar

Die Funde im Garten
Die Hühner scharren manchmal den einen oder anderen geschichtsrelevanten Schatz an die Oberfläche. Naja, nicht nur die Hühner. Unser Grundstück war bis 1934 ein Acker, nahe der Havel. In den zurückliegenden hundert Jahren werden die Pflüge und Eggen ihren Beitrag daran gehabt haben. Da ich alles aufhebe hat sich schon einiges angesammelt. Vor allem graue Scherben mit unterschiedlichen Mustern oder ohne. 2021 sprach ich das an der Kasse des Archäologischen Landesmuseums in Brandenburg kurz an. Man riet mir, diese einfach mal mitzubringen und falls "der Professor" im Haus ist, kann er sich das ja mal anschauen. Nun, da ich weder weiß wann der Professor im Haus ist bzw. keine Besuche langfristig plane, schaue ich mir die vorliegenden Exponate einfach mal in Ruhe an und vergleiche selbst.
22.05.24, 09:12:43

Zietenhusar

geändert von: Zietenhusar - 22.05.24, 09:21:44

Vorrangig die mit den "Fingernagelabdrücken" verzierte Scherbe hat von Anfang an meine vollste Aufmerksamkeit genossen.

Hier nun die für mich wahrscheinlichste Auflösung: Linienbandkeramik, ca. 5300 bis 4900 v. Chr.

Erstes Foto mein Fund. Zweites und drittes Foto Archäologisches Landesmuseum Brandenburg, Abteilung Jungsteinzeit (Neolithikum).
22.05.24, 10:51:27

Ulan13

Das ist echt spannend, die Beschäftigung mit solchen Scherben, wenn man, wie ich zum Glück auch, auf einem Boden wohnen darf, der auf eine lange Siedlungsgeschichte zurückblickt. Da wird man fast automatisch zum Amateur-Archäologen. Und diese Keramikfragmente sind ja zum Glück durchaus geeignet, Datierungen zu ermöglichen. Deine Recherche über die Linearbandkeramiker erscheint mir stimmig. Muß mal schauen, was ich in meinen Archiven so habe.
Danke fürs Zeigen, ich würde mich über eine Fortsetzung freuen. Lob an die Hühner...!

Grüße vom Ulanen
23.05.24, 04:53:29

Zietenhusar

geändert von: Zietenhusar - 23.05.24, 05:03:22

Zitat von Ulan13:
Danke fürs Zeigen, ich würde mich über eine Fortsetzung freuen.
Abwarten. Unter den Funden ist auch dieses, mit 52x33mm recht große Knochenfragment (Os femoris?). Anhand der oberflächlichen Schleifspuren hat es schon sehr lange in der Erde gelegen.
23.05.24, 11:31:02

Ulan13

Die "Schleifspuren" sind die Kanäle in den Knochen (Substantia compacta), die den lamellenartigen Aufbau sehen lassen und die auftreten, wenn die Knochenoberfläche wegerodiert. Habe hier mal zwei Bilder eines Schenkelknochens aus dem Mittelalter angefügt, wo ganz gut zu sehen ist, wie das vor der Oberflächenerosion aussieht.
Das Alter Deines Knochens zu bestimmen wird schwierig sein ohne Analyse. Was mir allerdings auffällt ist erstens die fast weiße Farbe (ich kenne natürlich Eure Bodenzusammensetztung nicht, aber Knochen die so weiß sind, liegen fast immer überirdisch und zerfallen dementsprechend rasch) und zweitens die recht scharfen Bruchkanten.
Nun ist es natürlich möglich, daß das Knochenstück lange in der Erde lag, aber dann durch Pflug o.ä. zerbrochen und an die Oberfläche geschafft wurde.
Auf jeden Fall spannend!

Grüße vom Ulanen
23.05.24, 20:20:41

Zietenhusar

Zitat von Ulan13:
ich kenne natürlich Eure Bodenzusammensetztung nicht...
Die ist mit zwei Worten beschrieben: Märkische Streusandbüchse
Also Sand und etwas Lehm, ohne viel organischen Beimengungen. Gut für Kartoffeln, Rüben und Kiefern. Wenn nur nicht der Regen fehlen würde.
23.05.24, 21:39:03

Ulan13

In sauren Böden beispielsweise wird den Knochen der Kalk recht schnell entzogen und die Zersetzung schreitet zügig voran.
 
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