Deutung Truppenstempel und zeitliche Einordnung
08.09.22, 17:42:29
Horsa
Guten Tag Zusammen,
ich besitze seit neuestem diesen Blüchersäbel. Allerdings werde ich aus den Stempelungen, insbesondere der des Säbels, nicht schlau. Kann hier jemand Abhilfe leisten?
Kann man das Stück zeitlich einordnen? Außer den Gezeigten Stempeln sind keine Weiteren vorhanden.
Freue mich über jede Hilfe.
Besten Dank und viele Grüße
Andreas
08.09.22, 18:09:16
Spartaner545
Hallo Andreas,
ein schönes Stück. Solche Kavalleriesäbel alter Art, bei denen nur der Kavallerie-Truppenstempel zu finden ist und nicht noch andere Truppenstempel z.B. Train, sind recht selten zu finden.
"L.U." dürfte für Landwehr-Ulanen-Regiment stehen. Also 3. Landwehr-Ulanen-Regiment.
Bei der Scheide tippe ich mal auf Garde-Train, Ersatzabteilung. Hier können dir die ausgewiesenen Experten aber bestimmt noch besser helfen.
Beste Grüße
Vincent
08.09.22, 18:15:41
Horsa
Hallo Vincent,
Danke für Deine Info! Landwehr-Ulanen habe ich auch dran gedacht, konnte aber im Netz keine solche Einheit finden. Zumindest nicht in Preußischen Diensten. Kenne mich aber auch zu wenig aus.
Herzliche Grüße
Andreas
08.09.22, 18:52:31
Clouseau
Das 3. Landwehr-Ulanen-Regiment wurde 1852 unter diesem Namen errichtet. Es entstand aus dem 12. LW-Kavallerie-Regiment, vorher Kavallerie des 12. LW-Regiments (Crossen an der Oder, heute Krosno Odrzańskie). 1866 wurde es aufgelöst.
08.09.22, 19:04:41
Horsa
geändert von: Horsa - 08.09.22, 19:08:33
Hey super, Danke Dir! Auf dem anderen Parierlappen meine ich einen gelöschten Stempel zu erkennen. Da keine Stempelung auf dem Klingenrücken vorhanden ist, gehe ich mit folgender Annahme richtig?: Der Säbel wurde vor 1829 hergestellt und bei einer Kavallerieeinheit geführt und kam in den 1850er Jahren in das 3. Landwehr-Ulanen-Regiment?
08.09.22, 21:43:29
Clouseau
Das ist richtig. So könnte es gewesen sein.
09.09.22, 09:56:31
Horsa
Prima, Danke!
Eigtl liegt mein Interesse eher bei Stücken vor 1700, aber über Stempelungen etc. die Historie einer Waffe so gut nachvollziehen zu können ist wirklich spannend und hat einen großen Reiz. Anbei ein Link zu einem Bild einer Landwehr-Ulanen-Einheit, auf dem auch ein Blüchersäbel getagen wird:
https://www.zvab.com/kunst-grafik-poster/Landwehr-Ulanen-Regimenter-originale-altkolorierte-Lithographielithograph-original-hand/31198160542/bd#&gid=1&pid=1
Noch eine Frage zu dem Stück: Die Klinge ist stumpf. In Anbetracht des guten Zustandes der Klinge (sie scheint lediglich mal etwas poliert worden zu sein), habe ich den Eindruck, dass sie auch nie Geschliffen war. Wurden die Säbel ungeschliffen ausgeliefert und nur im Kriegsfall geschliffen?
Herzliche Grüße
Andreas
13.09.22, 10:15:10
Horsa
Niemand eine Idee wie sich das mit dem Schleifen der Klinge verhalten hat?
LG
Andreas
13.09.22, 11:12:36
Preussen
geändert von: Preussen - 13.09.22, 11:18:38
Guten Tag,
von der Königlich Bayrischen Armee ist eine entsprechende Vorschrift bekannt die es sicherlich in ähnlicher Form auch in Preußen gegeben hat.
Vorschrift über das Bezeichnen und Numeriren der kleinen Hand- resp. Feuerwaffen, nebst einem Anhange betreffend das Anschleifen und Abstumpfen der blanken Waffen, München 1872
[...] Für den Fall eines Krieges ist es nothwendig, die Blanken Waffen für die Ausrüstung der mobil gemachten Feld-Truppen und der Besatzungs-Truppen von in Belagerungszustand tretenden Festungen anzuschleifen [...]
[...] Bei der Demobilmachung, beziehungsweise Aufhebung des Belagerungszustandes, werden nur diejenigen Seitengewehre abgestumpft, welche für den Friedensgebrauch der Truppen erforderlich sind, alle anderen bleiben von dieser Maßregel ausgeschlossen und sind, was die Schneiden betrifft, in statu quo niederzulegen. [...]
Gruss
Preussen
13.09.22, 11:21:31
Horsa
Grüß Dich Preusse,
super, vielen Dank! Wird sicher genau so oder ähnlich gewesen sein bei den Preußen.
VG
Andreas