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unter dem Dach der
Deutschen Gesellschaft für Heereskunde e.V.
 
 

Machete aus Sumatra (?) ==> Co Jang, Sumatra

original Thema anzeigen

 
09.05.21, 11:32:14

Pawel

geändert von: joehau - 11.05.21, 19:51:09

Hallo zusammen

Ich habe mehrere Monate im Forum gestöbert. Ich habe viele Themen gefunden,
die mich interessieren. Ich interessiere mich unter anderem für preußische
Kavallerie- und Artillerie-Blankwaffen aus dem 19. Jahrhundert. Wir
diskutieren viele Fragen und Themen im polnischen Forum. Wir haben
wirklich guten Spezialisten.

Aber heute ein ungewöhnliches Thema. Deutsche Waffen in Sumatra (?)
Ein CO JANG aus Sumatra mit einem charakteristischen "TAPA GUDA" Griff.
Und ohne die Aufschrift auf der Klinge wäre alles einfach. Sieht
aus wie "Fabrik". Ich kann nichts über deutsche Kolonialsoldaten in
diesem Teil der Welt finden.

Länge 71 cm
Klinge 55 cm

Was ist das für eine Machete?
Vielleicht ist es nur ein exotisches Geschenk für einen deutschen Soldaten?

Schöne Grüße
Paweł
11.05.21, 11:38:30

Ulan13

geändert von: joehau - 11.05.21, 19:35:59

Ich kenne mich zwar mit Kolonialwaffen nicht aus, aber Deutschland
hatte ja doch ein paar Kolonien in Südostasien (Bismarck-Archipel,
Marianen, Karolinen, etc.) Es wäre also schon möglich, daß da Stücke
nach Sumatra gewandert sind. Weiterhin besteht natürlich die Möglichkeit,
daß deutsche Ex-Soldaten sich als Verwalter von Pflanzungen o.ä. in
holländischen Diensten auf Sumatra niederließen, was durchaus vorkam.
Bei Einzelstücken ist halt zumeist nicht nachzuvollziehen, wie sie
dorthin gelangt sind, wo sie aufgefunden wurden.
11.05.21, 19:38:45

joehau

geändert von: joehau - 13.05.21, 22:34:42

Es soll ein Geschenk an einen Hauptmann sein, auf der Klinge steht die Widmung:

Hptm. xxxx xx 19xx (Name und Datum unleserlich)
von seinen Offizieren und höheren Unteroffizieren

Gehört sicher nicht zur offiziellen Ausrüstung der wenigen
deutschen Polizeitruppen in den Südseegebieten.
11.05.21, 21:44:40

Pawel

Guten Abend, meine Herren

Vielen Dank. Alles klar. 90% Geschenk - ein Souvenir für den Hauptmann. Nur diese Inschriften sind verwirrend. Sie sehen aus wie in Solingen gemacht. :D

Paweł
11.05.21, 23:20:33

joehau

geändert von: joehau - 14.05.21, 20:32:56

Es ist nicht unwahrscheinlich, dass Klingen aus Solingen kommerziell
in Niederländisch Indien oder den deutschen Südseegebieten verkauft
und dann durch die Einheimischen mit traditionellen Griffen versehen wurden.

Den Schrifttyp der Widmung finde ich aber eher britisch als deutsch.
Speziell die 1 bei der 19.. scheint keinen Aufstrich zu haben.

12.05.21, 09:07:50

ulfberth

geändert von: ulfberth - 12.05.21, 10:20:06

Sumatra war niederländisch und hat nichts mit den deutschen Schutzgebieten in der Südsee zu tun.

Deutsche Offiziere waren in der Südsee fast nicht vorhanden: etatmäßig waren nur 2 Offiziere. Die polizeilichen Aufgaben wurden zumeist von deutschen Polizeimeistern wahrgenommen. In der Südsee standen rund 20 deutsche Polizeimeister, 670 farbige Polizeisoldaten, 1 Polizeimeister, 30 Fita-Fita und rund 25 Landespolizisten auf Samoa.

Eine indonesische Waffe als Geschenk an einen Offizier spricht eher für eine mangelnde Wertschätzung oder für ein noch geringeres Budget der Unteroffiziere.

Problematisch wirken sowohl die Text- wie auch die Buchstabenform. Der Begriff höhere Unteroffiziere erscheint eher neuzeitlich. Hier wäre eine andere Formulierung zu erwarteten gewesen. Gleiches trifft auch auf die verwendeten Buchstabenform zu. Dies sind keine Schrifttypen um 1900.

Ob der auf den Bildern – aus welchen Gründen auch immer – nicht gezeigte Name des Offiziers etwas an der Einschätzung ändert, glaube ich daher eher nicht.
12.05.21, 10:19:37

corrado26

Zitat von ulfberth:


Problematisch wirken sowohl die Text- wie auch die Buchstabenform. Der Begriff höhere Unteroffiziere erscheint eher neuzeitlich. Hier wäre eine andere Formulierung zu erwarteten gewesen. Gleiches trifft auch auf die verwendeten Buchstabenform zu. Dies sind keine Schrifttypen um 1900.



Dem möchte ich vollinhaltlich zustimmen: Das ist keine Schrifttype, wie sie während der Kaiserzeit Verwendung fand.
12.05.21, 14:19:56

leila100

geändert von: leila100 - 12.05.21, 14:30:40

...Dies sind keine Schrifttypen um 1900.

Hallo Ulfberth, hallo Corrado26,

dem kann ich nicht ganz zustimmen.
Diese Schriftarten wurden schon im neunzehnten Jahrhundert verwendet. In Deutschland wohl "noch" nicht im militärischen Bereich.

Groteskschriften haben im Gegensatz zu Antiquaschriften keine Serifen und haben normalerweise gleichmäßige Schriftstärken.

Wenn die oben vorgestellte Machete ein privates Geschenk war, ist diese Widmung (Groteskschrift), um 1900 durchaus denkbar.

Gruß Ingo
13.05.21, 12:07:18

Pawel

Hallo
Also um es zusammenzufassen. Ein Geschenk für den Hauptmann von Freunden in der Armee. Es könnte ungefähr 100 Jahre alt sein. Es ist möglich, dass einer der Hersteller solche gelegentlichen Klingen im Angebot hatte.
Paweł
13.05.21, 22:31:08

joehau

geändert von: joehau - 13.05.21, 22:36:14

Hallo Pawel,

ich tendiere auch zu der Annahme, dass die Gravur auf diesem sumateranischen
Co Jang viel später als zwischen 1890 und 1914 angebracht wurde.
Wie oben schon geschrieben, gab es nur sehr wenige deutsche Polizei-Offiziere
in der Südsee. Name und Datum wurden dann wieder entfernt, weil man
sonst zu leicht hätte nachweisen können, dass es diesen Hauptmann
nie in den Südseegebieten gegeben hat.

Im Klartext, ich halte die Inschrift für eine Fälschung. :(


Zitat von Pawel:
Sieht aus wie "Fabrik".


Zum Klingenhersteller, in dessen Marke das Wort 'Fabrik' vorkommen soll,
würde ich gern ein Foto sehen. Vielleicht lässt sich der Hersteller ermitteln.


 
 
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