09.09.17, 07:53:35
Zietenhusar
Die Referate des
diesjährigen Treffen des Arbeitskreises Blankwaffen fanden, nach einer Besichtigung desselben, im Schloss Burgk statt. Die Museumsleitung bat die Anwesenden um Hilfe bei einigen dort befindlichen Blankwaffen.
Es ist in der Spannung vor, während und nach den Referaten kaum möglich, auf die Schnelle Aussagen zu treffen. Anzumerken ist auch, dass zwar Kärtchen zum Beschriften auslagen, es aber an Stiften mangelte.
Wie dem auch sei. Ein Forum wie unseres ist auf Langfristigkeit ausgelegt. Ich habe von den ausgestellten Blankwaffen vier
mutmaßlich(!) alte Stücke fotografiert und werde sie hier zur Diskussion vorlegen. Zuhause, in entspannter Umgebung, fallen den einem oder anderen vielleicht doch Anhaltspunkte ein, die nicht verborgen bleiben sollten. Eventuell kann dem Museum im Laufe der Zeit doch noch Unterstützung angediehen werden.
Gruß,
Thomas
09.09.17, 08:35:07
Zietenhusar
Weiter geht es mit der Nr. 03.
(willkürliche Reihenfolge)
Klinge mit einigermaßen deutlichen Marken auf dem offenen Angelbereich. Klinge mit Inschrift. Korb im Design ähnlich Fingergelenksknochen.
Überschwere Waffe, was meines Erachtens die Zuordnung als Historismusstück oder gar Fälschung aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts möglich machen
könnte.
Die Fotos sind laienhaft, Maße sind leider nicht bekannt.
Wer auch Fotos von dieser Waffe gemacht hat darf sie hier gern zeigen.
09.09.17, 08:51:52
Zietenhusar
Das ist doch schon mal eine Meinung, Danke.
09.09.17, 09:05:00
corrado26
Das Gefäß entspricht im Großen und Ganzen dem bei Normanm, The Rapier and Small Sword 1560-1820 auf Seite 140 gezeigten Typ 68, aus dem zweiten Viertel des 17. Jahrhunderts. Fertigung vermutlich in Spanien. Vergleichsstücke in der Real Ameria in Madrid. Ich halte das Stück für absolut original, ein Guss in dieser komplexen Form dürfte eher unwahrscheinlich sein.
corrado26
09.09.17, 09:39:45
blacky21
Ich glaube, des Rätselslösung wird Eletrolyse sein.Oberflächenbeschaffenheit.
09.09.17, 09:54:31
corrado26
Heute ja, damals auch?
19.09.17, 09:44:57
excalibur
ich muss corrado recht geben. sieht gut aus, aber ist halt grausig gereinigt, und zwar, mmn. mit säure. danach wieder ein wenig aufpoliert.
23.09.17, 13:50:40
Zietenhusar
Was für die Einschätzung zur Originalität zwingend notwendig ist, bleibt das Anfassen! Ich erwähnte nicht ohne Grund, dass es sich um eine "überschwere Waffe" handelt. Dem Gewicht nach ist diese Waffe meines Erachtens nicht gebrauchstauglich.
Dieses und die anderen erwähnten Punkte, lassen einem den Namen Anton Konrad einfallen, seinerzeit Dresdner Kunstschmied und der wohl geschickteste Waffenfälscher vor dem Herrn. Als solcher wird er auch beschrieben in
Gefälschte Blankwaffen Galvanoplastische Kopien – Probleme der Authentizität (K & A Fachbuch-Edition, Hannover 1980). Konrad fälschte in den 20er und 30er Jahres des vergangenen Jahrhunderts genau solche Blankwaffen und brachte sie `über Händler in Umlauf. Sie gelangten vor allem in Museen und großen Sammlungen. Die Geschäfte waren dermaßen erfolgreich, dass man - wohl mit Recht - behauptete, es gäbe kein Museum, welches nicht mindestens eine Waffe aus seiner Werkstatt in seinem Bestand hat. Sie wurden seinerzeit so gar über große Auktionshäuser, z.B. Sotheby's überall hin veräussert.
Bei Blankwaffen der Kategorie 17. Jahrhundert und älter, sind lückenlose Herkunfts- und Verlaufsnachweise wichtig, um sie zeitlich eindeutig zuschreiben zu können. Leider wurden mit den gefälschten Waffen auch gleich ihre falschen "Lebensläufe" mitgegeben.
Das oben erwähnte, antiquarische, Buch kann ich diesbezüglich nur empfehlen.
Eine Frage an das Museum wäre, wie weit kann man die Herkunft der vorgelegten Blankwaffen eigentlich zurück verfolgen?
Gruß,
Thomas