Truppenstempel Infanterie-Faschinenmesser M 1852
02.12.13, 19:14:43
pdgdolch
Hallo Zusammen,
folgendes preußische Infanterie-Faschinenmesser habe ich für meine Sammlung erworben.
Der Truppenstempel dürfte zum 1. Oberschlesischen Infanterieregiment "Keith" Nr. 22 gehören.
So weit so unspektakulär, was ich vorher allerdings noch nicht gesehen habe, ist eine solch hohe Waffennummer.
Nach einiger Recherche habe ich im Internet noch ein zweites von diesem Regiment finden können, Abhname von 51 und Waffennummer 599.
Diese hohen Waffennummern scheint es also wohl zumindest in diesem Regiment gegeben zu haben.
Meins wurde ja 4 Jahre später abgenommen.
Die Frage die sich mir jetzt stellt:
Gab es da unterschiedliche Vorgehensweisen bei der Nummerierung der Waffen zwischen den verschiedenen Regimentern ?
Dazu konnte ich leider keine Informationen finden.
Viele Grüße
Peter
02.12.13, 23:31:06
ulfberth
geändert von: ulfberth - 02.12.13, 23:31:49
Hallo pdgdolch,
ist die Parierstange bei der Waffennummer mehr geputzt, oder ist dies nur eine optische Täuschung.
Falls heller, was sagt die Lupe zu den Stempeln?
Wie lautet denn der genaue im Netz zusätzlich aufgefundene Stempel? Notfalls auch per PN.
Gruß
ulfberth
03.12.13, 04:26:44
pdgdolch
Hallo ulfberth,
der andere Truppenstempel lautet 599.11.22.I.R. ebenfalls auf einem FM 1852 mit einer Abnahme von 51.
Es ist zu sehen in der Datenbank eines anderen Forums:
http://www.militaria-datenbank.com/showthread.php?t=136371
Parierstange und Grifffstück präsentieren sich für mich vollkommen gleichmäßig. Ich habe mal ein weiteres Bild angehängt, bei dem der Lichteinfall gleichmäßiger ist.
Mit der Lupe konnte ich auch keine Unregelmäßigkeiten feststellen. Ob das Ende der "5" mal ein Punkt war (siehe Bild) wage ich auch mit Lupe nicht zu entscheiden.
Hier könnte der Wunsch der Vater des Gedanken sein.
Gruß Peter
03.12.13, 08:52:08
ulfberth
geändert von: ulfberth - 03.12.13, 13:13:39
Beim Infanterie Regiment Nr. 22 gab es zwar in den 50er und 60er Jahren verschiedene Abgaben an neu aufgestellte Regimenter. Es würde aber keinen Sinn ergeben, diese Neuaufstellungen mit dem Truppenstempeln der Xten Kompagnie zu stempeln. Wobei nicht einmal gesichert ist, ab die Waffen ebenfalls abgegeben wurden. Die fehlenden Kompagnien wurden stets sofort ersetzt.
Die Verluste des Regiments waren 1866 und 1870/71 überschaubar. Größere Ergänzungen waren nicht notwendig. Hinzu kommt, daß die Waffen der überetatsmäßigen Kompagnien in den Artillerie-Depots lagen und erst bei der Ingebrauchnahme von der Truppe gestempelt wurden.
Wobei auch hier grundsätzlich jede Waffenart in sich fortlaufend gestempelt wurde so daß die höchste Waffennummer angibt, wie viele dieser Waffen an die Kompagnie etc. überwiesen wurde. Mindestens 965 Faschinenmesser bei einer Kompagnie, passen hier nicht ins Bild. Das Regiment hatte einen Kriegsetat von rund 3000 Mann bei 3 Bataillonen a 4 Kompagnien. Also ca. 250 Mann je Kompagnie.
Ob es einen Zusammenhang mit dem 1866 aufgestellten IV. Bataillon gibt, läßt sich nur schwer beurteilen. Dieses kam nicht zum Einsatz und wurde bei Kriegsende wieder aufgelöst. Wobei auch dann die Frage bleibt, warum eine Zuordnung zur 8. bzw. 11. Kompagnie erfolgt sein soll.
Gruß
ulfberth
03.12.13, 19:10:53
pdgdolch
Hallo ulfberth,
danke für die ausführlichen Ausführungen.
Dann kann es die Waffennummern 599 bzw. 965 nicht gegeben haben.
Gruß Peter
03.12.13, 20:13:31
ulfberth
geändert von: ulfberth - 04.12.13, 01:47:38
Hallo Peter,
von den Bildern her würde ich die Stempel beider Faschinenmesser für in Ordnung halten. Wenngleich ich nicht sicher bin, ober die Kompagnie- und Waffennummern nicht einmal verändert wurde. Fotos sind halt immer etwas problematisch.
Basteleien würden für mich auch keinen Sinn ergeben. Ein Wertzuwachs ist mit einem solchen Stempel eher nicht zu erwarten.
Gruß
ulfberth
03.12.13, 21:28:46
pdgdolch
Hallo ulfberth,
ich habe nochmal 2 Bilder vom Stempel angehängt.
Wollte man die Waffennummer an sich anzweifeln sehe ich nur die Stelle auf die ich schon hingewiesen habe, nämlich das die 5 später gestempelt wurde.
Dann wäre es eine 22.R.8.96. gewesen.
Schaue ich mir aber die 9 an glaube ich das selber nicht wirklich, sie hat auch diesen Punkt am Ende des "Schwungs" (siehe Bild).
Da ich dieses 2. Stück mit der 599 gefunden habe, dachte ich es gibt da eine Erklärung für, z.B. eine Stempelvorschrift von 1849
oder Kompagnieübergreifendes Stempeln in einzelnen Regimentern.
Zu großen Aufwand wollte ich mit meiner Anfrage auch nicht verursachen.
Gruß Peter
04.12.13, 09:06:08
ulfberth
geändert von: ulfberth - 04.12.13, 10:24:58
Moin!
Der Friedensetat eines Linien-Infanterie-Regiments betrug ca. 57 Offizieren, 6 Ärzte, 3 Zahlmeister und 1684 Mann sowie 18 sonstige Personen. Der Kriegsetat des Regiments bestand aus rund 3000 Mann.
Die Bekleidung und Ausrüstung der Ersatztruppen wurde bei denjenigen Truppenteilen, zu welchen sie gehörten, schon im Frieden vorrätig gehalten. Die am Kriegs-Etat fehlenden Waffen und Munition wurden aus den nächstgelegenen Artillerie-Depots empfangen.
Mit Ausfällen (Kranke, Tote und Verwundete) wurde bereits im Frieden gerechnet. Als grober Wert wurde für Infanterie 40, bei Cavallerie, Artillerie und Pioniere 20, sowie beim Train 12 % eingeplant. Ersatztruppen bestanden im Frieden nur bei der Cavallerie, welche hier ja nicht Gegenstand der Überlegung ist. Alle anderen Formationen formierten Ersatz-Truppenteile erst bei der Mobilmachung. Die den normalen Etat der Infanterie-Ersatz-Bataillone überschreitenden Mannschaften wurden in einer besonderen (5.) Kompagnie formiert.
Jedes Infanterie-Regiment hatte ein Ersatz-Bataillon von rund 1000 Mannschaften. Bei Einbüßung von 10% seiner Etatsstärke wurde der Ersatz beim Ersatz-Truppenteil angefordert. Bei unverhältnismäßig hohen Verlusten konnten hierbei natürlich nicht kurzfristig ausgeglichen werden. Hier wurden dann durch Zusammenziehung von Truppenkörpern oder Abkommandierung aus gleichen Waffengattung Abhilfe geschaffen.
Und genau hier liegt das Problem.
Das Regiment hatte 1866 Verluste von 30 sowie an verstorbenen rund 65 Mann.
1870/71 rund 25 Mannschaften gefallen und verstorben 55.
Die formationstechnischen Zahlen passen nicht zu den hier gezeigten Kompagnie- und Waffennummern.
Gruß
ulfberth
04.12.13, 13:27:16
pdgdolch
Hallo ulfberth,
vielen Dank für diese sehr interessanten Regiments-Informationen.
Nun bin ich im Zuge eigener, weiterer Recherchen auf folgenden Forumsbeitrag gestoßen:
http://www.blankwaffen-forum.com/index.php?page=Thread&postID=8492
Ich hoffe man darf auf Beiträge anderer Foren verweisen.
Es geht hier um den Beitrag von Mitglied "Schwertfeger".
Gruß Peter
04.12.13, 14:12:31
ulfberth
geändert von: ulfberth - 25.12.13, 03:05:12
"599. 11. C. 22. J. R.
Diese Art der Stempelung ist (noch) eine frühe und läßt sich wie folgt aufzulösen:
599. Infanterie-Faschinenmessers, der
11. C. 11. Kompanie des
22. Infanterie-Regiment (zu jener Zeit - um 1851 - noch ohne jeden Zusatz).
Über 900 Soldaten gehörten übrigens zu einem Bataillon.
Bei diesem Stempel wurden innerhalb des Bataillons die Waffen durchgezählt und dann dem Truppenteil zugeordnet (siehe auch Reihenfolge)."
Der obigen Aussage würde ich mich nicht anschließen. Eine Durchnummerierung innerhalb eines Bataillons oder Regiments wäre an sich schon ungewöhnlich. Aber eine Durchnummerierung und dann die 11. Kompagnie ...
Nur zur Erinnerung: Es geht nicht nur darum, die Waffe einem bestimmten Mann zuordnen zu können, sondern auch einen Überblick zu haben, wie viel Stücke bei einer bestimmten Formation waren. Jede Ersatzlieferung hätte dann Probleme bereitet. Nr. 888 bei der 1, 889 bei der 12 Kompagnie ...
Gruß
ulfberth
P.S. Gegen die Verlinkung zu Beiträgen von Sammlerkollegen in einem anderen Forum ist nichts einzuwenden.