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In Arbeit ist gerade..

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07.01.13, 22:14:15

limone

geändert von: limone - 27.01.13, 23:53:08

...in Arbeit ist gerade...

Es gibt ja immer Dinge, die man gerade in Arbeit hat. Da ich ansonsten nichts Neues zu melden vermag, hier zwei meiner Baustellen:

Eine Pistole (gerade zum Reinigen zerlegt, aber die Schlossplatte, weil schön, vorab):

Ein Gemälde von 1830, Offz. kurhessisches Garde du Corps:


Grüße Carsten
27.01.13, 23:48:30

limone

geändert von: limone - 06.02.13, 02:28:48

...Stand der Dinge...


Pistole: >Hier klicken<


Gemälde - Stand meiner Erkenntnisse (Kurzfassung):

Der Abgebildete ist offensichtlich 1812 mit der westphäl. Armee nach Russland gezogen und wieder zurückgekehrt.
Wieder in Kurh. Diensten, hat er 1814/15 jenseits des Rheins gegen Napoleon gekämpft.
Er hat zeitweise in der Kurh. Garde du Corps gedient.


Faktensammlung en détail (Ins Unreine geschrieben):


Der Maler:

Signatur: „Mainthal(?) 1830“ (siehe Foto unten)


Die Uniform:

passt in den Zeitraum 1821-40: Kurfürstl. Hess. Garde Corps
GdC wurde 1830 um eine Eskadron vermehrt, Versetzung zu GdC aus diesem Grund ist vielleicht der Anlass für dieses Gemälde.


Der Dienstgrad:

Epauletten mit goldener Krone, Feld, Einfassung und Monde silber, ohne Kantillen und Sterne - Seconde-Lieutenant (?)


Die abgebildeten Orden + Ehrenzeichen:

Ritterkreuz des Ordens der französischen Ehrenlegion
93 Westphäl. Offiziere, die 1812 am Feldzug nach Russland teilgenommen hatten, erhielten den "französischen Orden der Ehrenlegion".

Alle tauglichen Männer der Kurhessischen Armee wurden in die Streitkräfte des Königreichs Westfalen (1807-1813) eingezogen.
1808 rief der frischgebackene König Jérôme darüber hinaus alle Offiziere in fremden Diensten, deren Geburtsort im Bereich seines Königreiches lag, unter Strafandrohung zum Eintritt in seine Armee auf.

Westph. Truppen 1812 nach Russland insgesamt: 27.802 Mann, 6.061 Pferde, davon Kavallerie-Division, GdD Chabert: 3.374 Mann, 3.659 Pferde
König Jérôme verließ die Armee Mitte Juli und nahm die Garde du Corps mit zurück nach Kassel.

Kurh. Kriegsdenkmünze 1814/15 (siehe Fotos unten)
Die Kurh. Kriegsdenkmünze wurde 1821 gestiftet und verliehen an: "Krieger und Untertanen, welche in den Jahren 1814 und 1815 unter den vaterländischen Fahnen ins Feld gerückt sind, den Rhein passiert und sich keines entehrenden Verbrechens schuldig gemacht haben".

Am 23. November 1813 erschien die Order: "Die aufgerufenen Regimenter versammeln sich in ihren am 1. November 1806 innegehabten Garnisonen. Alle damals mitgenommenen Montierungsstücke, Armatur und Lederwerk, was sie noch besitzen, wird mitgebracht". Die Mannschaft ergänzte sich aus alten Urlaubern, aus Leuten, die in Spanien und Russland in der westphäl. Armee für Napoleon gekämpft hatten und aus Freiwilligen. Die Offiziere wurden grundsätzlich nicht mit dem Dienstgrad eingestellt, den sie in der westphäl. Armee besaßen, da der zurückgekehrte Kurfürst sich weigerte, im westphälischen Dienst erworbene Ränge anzuerkennen.

Die Kurh. Truppen wurden als "4. Deutsches Bundescorps der Kurhessischen Truppen nach der Ordre vom 10. Januar 1814" in die verbündeten Truppen eingestellt. Belagerung der Festungen Metz, Luxemburg, Thionville, Saarlouis und Longwy. Am 8. Juli 1814 Rückmarsch in die Heimat (Anteil Kavallerie):
- Leib-Dragoner-Regiment
- Husaren-Regiment
- 4 Escadronen freiwilliger Jäger zu Pferd

Kurh. Wilhelms-Orden
Der Wilhelms-Orden wurde am 20. August 1851 durch den Kurfürsten Friedrich Wilhelm gestiftet. Der von Kurfürst Wilhelm 1818 gestiftete Hausorden vom Goldenen Löwen wurde unter Hinzufügen der Klasse der Inhaber umgewandelt. Die unteren Klassen des Hausordens gehörten jetzt dem Wilhelms-Orden an. Der Hausorden war ab 1851 wieder einklassig. Der Orden wurde in 5 Klassen gestiftet. Großkreuz, Kommandeur 1. und 2. Klasse, Ritterkreuz und Kreuz der Inhaber. Der Wahlspruch ist gleich dem Hausorden ” VIRTUTE ET FIDELITATE” (für Tugend und Treue). Nach der Annektion durch Preußen wurde der Orden aber durch Wilhelm I. bis ins Jahr 1875 weiter verliehen. Die Auszeichnung des Großkreuzes war mindestens an den Rang eines Generalleutnants gekoppelt, das Kommandeurkreuz 1. Klasse konnte ab dem Rang eines Generalmajors verliehen werden. Der Kommandeur 2. Klasse und das Ritterkreuz waren an keinen bestimmten Rang gebunden. Zum Erlangen der nächsthöheren Klasse war der Besitz der unteren Klasse Voraussetzung. Der Orden war rückgabepflichtig sowohl beim Tode des Beliehenen als auch bei Höherstufung in eine andere Klasse. Das Ritterkreuz wurde insgesamt nur 106-mal verliehen.

D.h., der auf dem Gemälde abgebildete kann wohl auch vor 1851 eine der unteren Klassen des Löwen-Ordens verliehen bekommen haben, die dann in den Wilhelms- Orden umgewandelt worden sind. Dafür sprechen die Daten der "Receptionszeit" in den kurh. Hof- und Staatshandbüchern ab 1851, die für die Verleihung des Ritterkreuzes des Wilhelms-Ordens bis 26.12.1817 zurückreichen. (?)


Quellen:
Stamm- und Rang-Liste des Kurfürstlich Hessischen Armee-Corps vom 16ten Jahrhundert bis 1866
Kurhessischer Staats- und Adreß-Kalender auf das Jahr 1818
Kurhessisches Staats- und Adress-Handbuch auf das Jahr 1829, 1834
Kurfürstlich Hessisches Hof- und Staats-Handbuch auf das Jahr 1839, 1840, 1859, 1861
Zeitgen. Erinnerungen westphäl. Offze....
Martin Bethke: Die Kurhessische Armee. In: Zeitschrift für Heereskunde 1981, S. 69ff



Für Hilfen immer dankbar, Euer

Carsten
 
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