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Unbekannter Bodenfund-Säbel

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20.05.10, 01:13:32

Impex

geändert von: Impex - 20.05.10, 01:14:42

Habe neulich für kleines Geld diesen Rest eines Säbels erstanden. Kann ihn leider nicht recht zuordnen (bin auch eigentlich kein Experte).

Offenbar fehlt das letzte Drittel der Klinge. Er ist insgesamt etwas mächtiger als der Wehrmachtseinheitssäbel. Auf der Klinge befinden sich Reste einer Ätzung. Die Klinge soll wohl ein "Steckrücken mit Schör" sein.

Am Griffbügel befindet sich unten ein rechteckiger Durchbruch (für Faustriemen?). Außerdem befinden sich oben keine Parierlappen.

Weiß jemand, was das für ein Säbel ist? Insbesondere, wann und von wem dieses Modell verwendet wurde. Wäre für alle Hinweise dankbar :)
20.05.10, 06:41:41

Zietenhusar

geändert von: Zietenhusar - 20.05.10, 06:42:41

Hallo Impex,

willkommen im Forum. Genaues kann ich zu diesen Säbel nicht beisteuern, nur soviel, daß es sich um eine Extrawaffe handelt (privat beschaffte Mannschaftswaffe, für die Zait außerhalb des Dienstes). Tragezeit vor 1918.

Ich vermute Kavallerie, insbesondere Ulanen. Ob württembergische Artilleristen so ein Exemplar trugen, weiß ich nicht. Beides sind Annahmen, die sich auf den Umstand der nicht vorhandenen Parierlappen beziehen.

Das fehlende Stück an der Klinge ist deutlich weniger als ein Drittel. Es handelt sich um eine Steckrückenklinge mit Schör, wie vermutet.

Gruß,
Thomas
20.05.10, 18:24:19

Impex

geändert von: Impex - 20.05.10, 18:25:24

Vielen herzlichen Dank schonmal :)

Habe mal noch ein bisschen im Forum gestöbert, könnte es sich nicht um einen Ulanensäbel M1873 handeln? Wie in diesem Beitrag:
http://www.deutsches-blankwaffenforum.de/topic.php?id=57

20.05.10, 19:59:33

Zietenhusar

geändert von: Zietenhusar - 20.05.10, 20:00:17

Zitat von Impex:
...könnte es sich nicht um einen Ulanensäbel M1873 handeln?
Zitat von Zietenhusar:
Ich vermute Kavallerie, insbesondere Ulanen.
;)

Es handelt sich aber nicht um eine vom Militär verausgabte Waffe, wie die hinter dem Link vorgestellte. Abweichend von dieser ist die Klinge Deines Säbels verziert und hat eine andere Form. Dein Säbel ist auch leichter.

Gruß,
Thomas
21.05.10, 13:07:36

Impex

Ok, jetzt hab ichs kapiert, danke :)

Aber noch eine, wahrscheinlich sehr dumme Frage:

Wozu hatte man einen solchen Extrasäbel bzw zu welchem Anlässen trug man ihn? Insbesondere, da sich die Gestaltung ja eher grob an den vorgegebenen Modellen orientiert ...
21.05.10, 16:39:24

Zietenhusar

geändert von: Zietenhusar - 21.05.10, 18:07:12

Hm, da gibt es bestimmt Sammler und Kenner, die sich dazu ausführlicher äußern könnten als ich.

Im Grunde ist es so, daß sich der Träger/Besitzer auch nach Dienstschluß mit einer Seitenwaffe schmücken wollte, ähnlich wie die, die er im Dienst zu tragen pflegte (da gab es Vorschriften), optisch aber ansprechender. So sind diese dann in der Regel leichter, zierlicher und verziert.
So jedenfalls wurden die guten Stücke im Ausgang, bei Hochzeiten oder Trauerfällen, bei Jubiläen und Feiern etc. angelegt.

Einige Extrawaffen sind aber auch erst nach dem Auscheiden aus der aktiven Miitärzeit zum Besitzer gelangt, entweder als Geschenk, z.B. von Verwandte oder Freunde, oder als Andenken an das geliebte Regiment. Im ersterem Fall können Geschenkwidmungen auf den Klingen vorkommen, im letzterem Fall dann Inschriften mit Bezug zum Regiment.
24.05.10, 20:32:12

Pauker

Ich finde es mutig und gut auch solche Fragmente einzustellen.
Das erlaubt uns einen schönen Einblick von dem, was sich unter den Schichten von vergänglichen Materialien alles so abspielt und wie die Teile miteinander verbunden sind.

In diesem Zusammenhang wundert mich immer wieder die scheinbare Maßhaltigkeit bei ca. 90 % aller über 100jährigen Griffhölzer, während ein guter Möbelrestaurator ein Holzmöbel nach dem Maß der Schrumpfung des Materials einzuordnen weiß.
Bei Schusswaffen sind Schrumpfungen eher zu beobachten.
Aber das gehört nicht mehr zu diesem Thema...

Schöne Restpfingsten
wünscht Pauker

 
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