11.05.10, 19:10:18
limone
geändert von: limone - 11.05.10, 19:24:37
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Wiewol ich bin voll Streich un Stich,
Zermorscht, verwundet jämerlich,
Doch hoff ich gott, kunstlich artzeney,
Schylhans der werd mir helfe frey.
Mit "
Schylhans" (Schiel-Hans - eine Anspielung) ist gemeint:
Hans von Gersdorff, Wundarzt, †1529 Straßburg
"Vom Leben Gersdorffs ist wenig bekannt, außer spärlichen Nachrichten in seinem 1517 verfaßten Werke. Damals schaute er auf eine 40jährige Praxis zurück, deren Beginn mit dem Burgunderkrieg zusammenfällt. So war er als Feldscher mit den Straßburger Truppen bei Granson, Murten und Nancy (1476/77).
Als sein Lehrer zu jener Zeit wird „Nicklaus, den man nennt der Mulartzt", des Herzogs Siegmund von Österreich Wundarzt, erwähnt; weiter „der toubmeister Nicolaus", kaiserlicher Wundarzt, vielleicht derselbe. Von seiner emsigen Straßburger Tätigkeit als Chirurg zeugen die 100 bis 200 Gliederablösungen, die er „in sanct Anthonien hoff", das heißt im Antoniter Spital, in der Regenbogengasse „und usswendig des hoffs" nach eigenen Angaben ohne Betäubung vollbrachte. Sein „Feldtbuch der Wundtartzney" wurde 1517 „vorm Winterkalt" zu Straßburg von J. Schott fertig gedruckt.
Den 99 Blätter umfassenden Folioband zieren Figuren im Text, meistens Instrumentenabbildungen sowie Operationsszenen, dazu 2 große Holzschnitte von Hans Wechtlin. Der eine Holzschnitt zeigt das Skelett, welches Nicklaus von Hagenau in Zabern um 1500 in Stein gehauen hatte. Der andere stellt eine sezierte Leiche dar und erinnert an die Anatomie, welche 1517 Wendelin Hock in Straßburg demonstrierte; 1518 wird dieses Bild in den „Spiegel der Artzny" von L. Fries aufgenommen.
Gersdorffs Buch wurde bis 1542 in Straßburg sieben- oder neunmal gedruckt, in Frankfurt/Main 1551, 1578 und 1606. Text und Illustration weichen zuweilen von der Urschrift ab; das läßt sich namentlich bei den vom Straßburger Arzte W. H. Ryff besorgten Egenolffschen Ausgaben (Frankfurt 1551 und 1578) feststellen. Ferner werden eine lateinische (Straßburg 1542, 1551, Frankfurt 1551) und eine von Jan Pauwelszon stammende holländische Übersetzung (Amsterdam 1591, 1593, 1622, 1651) erwähnt.
Gersdorffs Werk, von dem Gurlt eingehend berichtet, vergleicht man gern mit dem „Buch der Cirurgia" von Hieronymus Brunschwig. Doch beschränkt es sich nicht wie dieses auf Wunden, Knochenbrüche und Verrenkungen, sondern handelt auch von Fistel, Karbunkel, Krebs, heißem und
kaltem Brand, Aussatz und von verschiedenen Hautkrankheiten. Der vorangehende anatomische Teil ist der „Chirurgie" von Guy de Chauliac entnommen; ihm ist einiges über Aderlaß beigefügt."
Ernest Wickersheimer: Gersdorff, Hans von (Schylhans), in: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 322-323
Der Holzschnitt von Johann Ulrich ("Hans") Wechtlin (1480 - 1526) stammt aus Hans von Gersdorffs "Feldbuch der Wundarzney" (1517), mit Spottvers gesehen in den Kunstsammlungen der Veste Coburg.
Grüße
Carsten
13.05.10, 07:15:41
Zietenhusar
...meine Holde zum ersten Bild sinngemäß kommentierte "...könnte er es mit der heutigen, fortgeschrittenen, Medizin, überlebt haben...". Den Zahn zog ich ihr, anhand einiger ersichtlichen Verletzungen. Der rasche Tod für einen solcherart Gemarterten wäre eine willkommene, anstrebsame, Erlösung.
Mir persönlich gefällt besonders der Blick des Herrn, auf dem zweiten Bild.
Gruß,
Thomas