Kai Gunto - Schwert für Marineoffiziere
18.04.10, 08:32:08
Zietenhusar
Ein spätes Stück (1944/45).
Tsuka und Saya mit Leinengewebe überzogen und geschwärzt. Saya mit einem Kuchigane (Scheidenband). Die ursprünglichen Kai-Gunto waren im Tachi-Stil und hatten zwei Kuchigane.
Gesamtlänge: 975 mm
Schwertlänge: 911 mm
Klingenlänge: 633 mm
Klingenbreite: 34 mm
Klingenstärke: 9 mm
18.04.10, 08:38:47
Zietenhusar
Die Tsuba (Stichblatt) besteht aus geschwärztem Eisen. Tsuba und Seppa (Unterlegscheibe) sind mit Zahlen gestempelt.
Versilberte Habaki.
18.04.10, 08:40:02
Zietenhusar
Die Klinge wurde aus rostfreiem Stahl gefertigt, um Korrosion durch Meerwasser vorzubeugen. Die Angel ist mit einen Anker im Kreis gestempelt.
Der Saya aus Holz fehlt der bei den Gunto des Heeres übliche Ummantelung aus Stahlblech, ebenfalls aus Gründen der Korrosionsvermeidung. Statt dessen ist sie mit dem gleichen Gewebe bezogen, wie die Tsuka, und schwarz lackiert.
20.05.10, 20:51:32
Zietenhusar
Die ursprünglichen Kai-Gunto waren im Tachi-Stil und hatten zwei Kuchigane.
Was dann wie folgendes Beispiel aussieht.
Gesamtlänge: 987 mm
Schwertlänge: 936 mm
Klingenlänge: 655 mm
Klingenbreite: 33 mm
Klingenstärke: 8 mm
20.05.10, 21:02:02
Zietenhusar
Die Klinge ist ebenfalls aus rostfreiem Stahl. Die Angel (Nakago) hat einen Ankerstempel, größer als der auf dem eingangs gezeigten Kai-Gunto, und hat keine kreisrunde Umrandung.
Die auf dem dritten Foto ersichtlichen 3 schwarzen Striche "III" setzen sich an allen Fittingen (Seppa, O-Seppa und Tsuba) fort, und stellen eine Art Fertigungsnummer dar, um die Teile einem Schwert zuzuordnen.
20.05.10, 21:15:30
Zietenhusar
Tsuba: Handschutz/Parierelement aus geschwärztem Messing
Seppa: Unterlegscheiben aus vergoldetem Messing
O-Seppa: große Unterlegscheiben aus geschwärztem (mir momentan unbekanntem) Metall
Die O-Seppa stellen im Muster die aufgehende Sonne dar, das Zeichen, welches sich auch auf der Kriegsflagge Japans wiederfindet.
Im Bild
Foto 1: alle Teile in Draufsicht
Foto 2: alle Teile Rückseite
Foto 3: Seppa
Foto 4: O-Seppa
Foto 5: Tsuba
Alle Teile mit "III" gestempelt.
20.05.10, 21:24:39
Zietenhusar
Die Saya (Scheide) besteht aus, mit geschwärzter Rochenhaut bezogenem, Holz. Die Beschläge aus Messing sind mit kleinen Schrauben an der Scheide fixiert.
20.05.10, 21:25:28
limone
Die ursprünglichen Kai-Gunto waren im Tachi-Stil ...
Hallo Thomas,
"ursprünglich" meint für das zweite Stück ungefähr welche Zeit?
Der Klingenschliff im unteren Ortbereich sieht bei beiden Stücken viel gröber aus als der Rest der Klinge - woran liegt das?
Grüße von einem "Nicht-Japaner"
Carsten
20.05.10, 21:59:21
Zietenhusar
Hallo Carsten,
vielen Dank für die Frage. Das erste hier vorgestellte Kai-Gunto stammt aus den letzten Kriegsjahren 1944/45. Es fehlen die O-Seppa, die Griff- und Scheidenummantelung bestehen aus einfacherem Material.
Das Modell wurde per Dekret unter der Nummer 614 im Oktober 1937 (Showa 12) für die Marineuniform im Tachi-Stil (traditionell mit zwei Trageringe) bestimmt (Quelle: Swords of Imperial Japan 1868 - 1945 / Cyclopedia Edition von Jim Dawson) und sah dann in der Regel so aus wie das zweite, von mir vorgestellte, Schwert.
Dieses stammt schätzungsweise aus der Zeit um 1942 +/- herum. Ich muß mich in das Thema aber weiter einlesen, damit eine genauere chronologische Einordnung erfolgen kann. Alle Schwerter eines Modells ähneln sich zwar, sind aber in einigen Details verschieden, da sie privat beschafft wurden und der Käufer auch eigene Wünsche einfließen lassen konnte.
Eine empfehlenswerte Webseite ist die von Mr. Ohmura, speziell zum Thema Marineschwert ab dieser Seite
http://ohmura-study.net/945.html , mehr zu hier vorgestellten Schwert auf dieser Seite
http://ohmura-study.net/731.html .
Diese Webseite ist in Englisch und Japanisch ;) . Deutschsprachige Webseiten zum Thema habe ich leider noch nicht gefunden.
Gruß,
Thomas
Anbei Details der Tsuka (Griff). Die Unterwicklung ist ebenfalls geschwärzte Rochenhaut (Same), das Band besteht aus brauner Seide. Die passende Quaste (Portepee) ist
HIER zu finden.
21.05.10, 04:49:39
Zietenhusar
Der Klingenschliff im unteren Ortbereich sieht bei beiden Stücken viel gröber aus als der Rest der Klinge - woran liegt das?
Das stimmt, es sieht so aus.
Allgemein: Die vermutete Grenze zwischen den auf den Bildern erkennbaren verschiedenen Polituren nennt sich Yokote. Diese vertikale Linie trennt optisch die Klingenfläche (Ji) vom Klingenort (Kissaki). Dieser Eindruck entsteht durch die Politur der Flächen in verschiedene Richtungen. Die Klinge wird längs der Schneide poliert, die Klingenspitze quer (siehe angehangene Grafik). Auf Fotos sieht eine der Flächen daher gröber als die andere aus. Würde man den Einfallwinkel des Lichtes anders auf die Klinge einwirken lassen, würde die Kissaki (die Klingenspitze) feiner aussehen und die Ji (Klingenfläche) gröber.
Zu den beiden hier vorgestellten Schwertern muß aber gesagt werden, daß die Polituren der Klingenorte nicht optimal aussehen. Beim ersten Schwert ist sie sehr schlecht gemacht worden (Kriegsfertigung), beim zweiten ist sie "verbraucht". Das Problem dabei ist, daß sich rostfreier Stahl, wie er in diesen beiden Fällen benutzt wurde, in der Politur etwas anders verhält, als nicht rostfreier.